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John le Carré: „Israel hat mich erschüttert“

Er bekam Arafats Herz zu spüren und stellte sich mit ganzem Herzen hinter Israel: Der verstorbene britische Schriftsteller John le Carré bereiste für seine Recherchen auch den Nahen Osten. Bis zuletzt setzte er sich gegen Antisemitismus ein.
Erlangte wegen seiner Spionage-Romane Berühmtheit: John Le Carré (1931–2020)

TRURO (inn) – Der am Sonntag verstorbene britische Schriftsteller John le Carré hatte auch einen Faible für Israel. In einem Interview von 1998 sagte er der „Jewish World Review“, der jüdische Staat sei ein „Jahrmarkt an menschlicher Vielfalt“, wie er es noch nie gesehen habe. Das habe ihn „in den Grundfesten erschüttert“. Er ergänzte: „Keine Nation auf der Erde hat den Frieden mehr verdient – oder war mehr dazu verdammt, dafür zu kämpfen.“

Le Carré, der vor allem für seine Spionage-Romane bekannt ist, schilderte dabei seine Eindrücke von seiner ersten Israel-Reise, die er Anfang der 1980er Jahre vornahm. Er recherchierte damals für seinen Roman „Die Libelle“ (im englischen Original „The Little Drummer Girl“), der den Nahost-Konflikt thematisiert. Im Vorwort schrieb er: „Viele Palästinenser und Israelis haben mir beim Schreiben dieses Buches geholfen.“

„Mit ganzem Herzen hinter Israel“

Diesem ersten Aufenthalt sollten weitere in Israel und dem Nahen Osten folgen. Bei einer Gelegenheit traf er auch den damaligen Palästinenserführer Jasser Arafat (1929–2004). Wie Le Carré erzählte, habe Arafat seine Hand auf seine Brust gelegt, „um das palästinensische Herz zu spüren“. Le Carré betonte, dass er sich im israelisch-arabischen Konflikt wenig auskannte. Aber Bücher zu schreiben habe er immer auch als Bildungsmaßnahme gesehen.

Der „Jewish World Review“ sagte er als Fazit: „Ich stehe mit ganzem Herzen hinter dem Staat Israel als das Heimatland und als Wächter für das jüdische Volk in aller Welt. Und von ganzem Herzen stehe ich hinter dem Friedensprozess, der nicht nur Israels Überleben garantiert, sondern auch das palästinensische Überleben.“

Aufruf gegen Labour

Über den fiktiven Meisterspion George Smiley, dem er mehrere Romane widmete, sagte er: „Es ist fast ein Zufall, dass Smiley selbst nicht jüdisch ist“, nur um zu ergänzen: „Vielleicht ist er es.“ Le Carré sah sich allerdings auch mit Vorwürfen konfrontiert, in seinen Romanen Antisemitismus zu transportieren. Er habe jedoch die „englische unvorsichtige Kammermusik der Vorurteile wiedergegeben“, verteidigte er sich. Man solle nicht den Sänger mit dem Lied verwechseln.

Im Jahr 2019 beteiligte sich Le Carré im Vorfeld der britischen Parlamentswahlen an einem Offenen Brief gegen die Labour-Partei. Wegen der Antisemitismus-Skandale unter Parteichef Jeremy Corbyn sollten die Briten Labour keine Stimme geben. Der Brief erschien am 14. November in der Zeitung „The Guardian“.

Am Sonntag ist Le Carré im Alter von 89 Jahren in Truro, einer Stadt in der Grafschaft Cornwall, gestorben. Im Jahr 1931 kam er im südenglischen Poole zur Welt. In den 1950er und 1960er Jahren arbeitete er für den britischen Inlandsgeheimdienst MI5 und für den Auslandsgeheimdienst MI6. 1961 veröffentlichte er den ersten von mehr als 20 Romanen.

Von: df

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