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Nur wenige Regelverstöße an Jom Kippur

Der Versöhnungstag in Zeiten der Corona-Pandemie: Gläubige verlagern ihre Gebete größtenteils ins Freie. Dort haben sie jedoch mit der Hitze zu kämpfen. Einsätzkräfte müssen hunderte Ohnmächtige behandeln.
Freie Bahn: Kinder nutzen die leergefegten Straßen an Jom Kippur gerne für Fahrradausflüge (Archivbild)

JERUSALEM (inn) – Ein Großteil der Israelis hat sich während des höchsten jüdischen Festtages Jom Kippur von Sonntag- bis Montagabend an Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen gehalten. Laut dem ultra-orthodoxen Journalisten Benny Rabbinowitz hatten einige Synagogen für Gebete geöffnet, die Teilnehmerzahl sei jedoch deutlich geringer ausgefallen als üblich. Viele Gläubige hielten die Gebete im Freien ab. Regelverstöße von Synagogen wurden nicht bekannt.

Zuvor hatte Premierminister Benjamin Netanjahu die Oberrabbiner David Lau und Jitzchak Josef darum gebeten, noch einmal zu betonen, worum sie die Öffentlichkeit bereits gebeten hatten: „Halten Sie sich an die Regeln, tragen Sie Masken, halten Sie Abstand und beten Sie, soweit möglich, im Freien.“ Der Jerusalemer Oberbürgermeister Mosche Lion, selbst orthodoxer Jude, wandte sich mit einem „Notfall-Aufruf“ an die Bürger: „Jemand wie ich versteht den Wunsch, in der gewohnten Synagoge mit Klimaanlage zu beten. Aber dieses Jahr müssen wir darauf verzichten – für unsere Eltern, für unsere Kinder, für uns alle.“

Viel zu tun für Sanitäter

Einsatzkräfte meldeten für die Feiertage 305 Fälle von Ohnmacht. Einige Beter waren dehydriert oder fühlten sich unwohl infolge der hohen Temperaturen im Freien – an Jom Kippur herrschte eine erneute Hitzewelle in Israel. Wegen des vermehrten Betens unter freiem Himmel lag die Zahl der Schwächeanfälle 15 Prozent höher als im vergangenen Jahr. Die Sanitäter meldeten zudem 129 Verkehrsunfälle von Radfahrern und Skatern. Während Jom Kippur nutzen viele Menschen die leeren Straßen zum Rad-, Skateboard- oder Rollerfahren. Insgesamt wurden 1.818 Patienten ins Krankenhaus eingeliefert, darunter 136 Schwangere. Zwei Frauen entbanden ein Kind. Ein 54-Jähriger starb, nachdem er von einem Auto erfasst wurde.

Die Polizei vergab während Jom Kippur etwa 4.000 Strafzettel wegen Nichteinhaltung der Corona-Regeln. Davon entfallen 2.789 auf Verstöße gegen das Reiseverbot. Den eigenen Wohnort mehr als einen Kilometer weit verlassen durfte nur, wer dafür dringende Gründe geltend machen konnte. Dazu kommen 900 Geldstrafen wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht und etwa 60 für den Aufenthalt am Strand oder an anderen Orten, die eigentlich schließen mussten.

Anti-Netanjahu-Proteste dauern an

Am Dienstag war die Regierung mit einem Gesetz gegen Demonstrationen gescheitert. Es hätte Kundgebungen auf eine Gruppengröße von 20 Menschen limitiert. Da die Knesset nicht zustimmte, fanden auch am Samstagabend große „Anti-Netanjahu-Demonstrationen“ statt. Die Protestierenden prangern den Premier für mutmaßliche Verwicklungen in Korruptionsfällen an.

Derzeit zählt Israel 66.533 aktive Corona-Infektionen. Davon gelten 755 als ernst. Bisher sind 1.507 Israelis mit COVID-19 gestorben.

Von: tk

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