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Freude über Todesnachricht: Darf man das?

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi und sein Außenminister Hussein Amir-Abdollahian sind bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Raisi war bekannt als „der Schlächter von Teheran“. Angesichts seiner mehr als unrühmlichen Rolle in der iranischen und internationalen Politik stellt sich die Frage, ob Beileidsbekundungen einerseits und (Schaden-)Freude andererseits angebracht sind.
Von Carmen Shamsianpur

Die Nachricht von Ebrahim Raisis Tod hat weltweit große Reaktionen hervorgerufen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Seine Anhänger trauern, seine Freunde kondolieren, seine Feinde ergötzen sich und die Opfer seiner Politik feiern. Der iranische Staatspräsident stand im Rampenlicht. Bereits seine Wahl zum Präsidenten war spektakulär. Aufgrund schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen stand Raisi auf den Sanktionslisten der USA und der EU.

Anhänger

Raisis Anhänger im Iran, also die Staatsführung und die Eliten, ordneten eine Staatstrauer an. Viele Einrichtungen blieben geschlossen. Die Medien sind voller Nachrufe und Würdigungen der „Hingabe“ und „Verdienste“ des verstorbenen Präsidenten. Der Hubschrauberabsturz vom 20 Mai wird als Tragödie betrachtet.

Die einzigen bislang bekannten Schuldzuweisungen richten sich gegen die USA: Aufgrund der Sanktionen fehlten nötige Ersatzteile für den Hubschrauber. Korrekt ist, dass die iranische Luftfahrt unter den Sanktionen gelitten hat. Allerdings hat sich das Land schnell einen neuen Markt mit Russland und China als Handelspartner aufgebaut. Flugschauen des Militärs lassen an Hightech nicht zu wünschen übrig. Warum die beiden wichtigsten Männer des Kabinetts bei schlechter Witterung zusammen in einem klapprigen Hubschrauber saßen, bleibt ein Rätsel.

Freudenausbrüche über Raisis Tod verurteilen die Behörden und ahnden sie als „staatszersetzend“. Allem Anschein nach hat die iranische Führung die Todesnachricht hinausgezögert und derweil Vorkehrungen getroffen, um ausschreitende Feste auf Teherans Straßen zu verhindern. Dort wurde Militär stationiert.

Freunde

Das Schicksal von Gewaltherrschern wie Raisi ist wohl, dass sie keine echten Freunde haben. Sie gehen Zweckgemeinschaften ein und kaufen sich ein Umfeld, auf das sie sich – so die Hoffnung – verlassen können. Iranische Oppositionelle vermuten, dass Modschtaba Chamenei, der Sohn des Obersten Führers, bei Raisis Tod seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Denn die beiden waren Konkurrenten um die Nachfolge des 85-Jährigen.

Die Oberhäupter westlicher Staaten und Bündnisse, die je nach Perspektive pflichtbewusst oder pflichtvergessen kondolierten, können kaum als Freunde bezeichnet werden. Bei einer Versammlung der Vereinten Nationen neigten während einer Schweigeminute zu Ehren Raisis die Anwesenden ihre Häupter, teils in tiefer Trauer, teils eventuell aus Scham darüber, dass sie nicht das Rückgrat hatten, das Schauspiel zu boykottieren. Wie viele der aufrichtig Trauernden hätten wohl im umgekehrten Fall einer Schweigeminute für Benjamin Netanjahu beigewohnt?

Aber zumindest post mortem scheint Raisi ein paar Freunde hinzugewonnen zu haben, und zwar Menschenfreunde. Aufrichtige Menschen, denen es übel aufstößt, wenn andere den Tod eines Menschen verhöhnen. Der deutsche Journalist Horst Kläuser ist einer von ihnen.

„Man möge mich nicht falsch verstehen“, schreibt er in einem Post auf der Plattform Facebook. „Ich verabscheue die iranische Theokratie, die blutrünstigen Mullahs ihre brutale Entourage, die Scharia und den Vernichtungswillen gegenüber Israel und allen Juden weltweit (…). Die Häme, den Jubel oder die Freude über den Tod eines Menschen vermag ich nicht zu teilen (…). Begibt man sich nicht auf die Ebene der Massenmörder? (…) Ein Unglück ist ein Unglück. Die Freude über den Tod eines (oder mehrerer) Menschen ist nicht meine.“

Feinde und Opfer

Aber was christlich klingt, ist noch nicht unbedingt biblisch. Die „Häme, der Jubel und die Freude“ stammen maßgeblich von Menschen, die unter Raisi gelitten haben. Allen voran ist hier die iranische Opposition um In- und Ausland zu nennen. Unter Lebensgefahr ließen die Menschen im Iran Feuerwerke aufsteigen. Raisi ist nicht mehr!

Sie machen sich keinerlei Illusionen über die Nachfolge. Im Iran wird weiter regiert wie bisher. Aber in all der Not und Verlassenheit iranischer Regimekritiker war der Hubschrauberabsturz des Präsidenten ein Funke Gerechtigkeit.

Der Vater des deutsch-iranischen Journalisten Iman Sefati wurde im Iran der Achtzigerjahre unter der Federführung des damaligen Scharia-Richters Raisi hingerichtet. Im Gespräch mit Paul Ronzheimer erzählt er von den Reaktionen in seiner Familie auf die Todesnachricht: „Meine Mama hat angefangen zu weinen. Meine Schwester und ich, wir haben uns gefreut und tatsächlich auch gefeiert. Das war eine Freude darüber, dass Gerechtigkeit gesiegt hat. Freude darüber, dass Raisi nie wieder jemandem das Leben wegnehmen kann. Freude darüber, dass er nie wieder eine Frau in den Gefängnissen der Islamischen Republik vergewaltigen kann.“

Biblische Freude

Eine ähnliche Freude werden viele Juden und Israelis verspürt haben. Hillel Fuld ist der Bruder von Ari Fuld, der 2018 von einem 17-jährigen palästinensischen Attentäter erstochen wurde und vier Kinder hinterließ. Hillel schrieb auf der Plattform X über Raisis Tod: „Ich war ausgebrannt. Ich hatte genug. Ich brauchte buchstäblich eine gute Nachricht, denn wohin ich auch blickte, sah ich nur Hass, Antisemitismus, Gewalt und Tod. Ich hätte mir keine besseren Nachrichten wünschen können.“

Er führt fort: „Ich weiß, dass ich auf diesen Beitrag Widerstand bekommen werde, und dieser Widerstand wird wie immer von Juden kommen, die mich darüber belehren wollen, dass wir nicht feiern, wenn unsere Feinde sterben.“ Anhand von Beispielen legt Fuld dar, dass es auch andere Schriftstellen gibt.

Die wohl passendste biblische Geschichte ist die von Haman, dem höchsten persischen Regierungsbeamten aus dem Buch Ester. Er wollte alle Juden töten und hing am Ende selbst am Galgen. Das Ende des Kampfes bedeutete das damals für die Juden noch nicht. Aber es war der Anfang vom Sieg. Nachdem viele weitere Perser ihr Leben lassen mussten, entstand ein neues Freudenfest, das bis heute gefeiert wird: Purim.

Nicht der Tod eines Menschen ist der Gegenstand der Freude, sondern das hoffnungmachende Aufblitzen von Gottes Beistand und Gerechtigkeit. Fuld schreibt am Ende:

„Irgendetwas sagt mir, dass dieser Unfall kein Einzelfall ist und sich in die Liste der biblischen Ereignisse einreihen wird, die sich in diesem Jahr ereignet haben (…). Eines Tages, wenn das alles vorbei ist und unsere Feinde nicht mehr da sind, während wir die Tora-Rollen fest an unserem Herzen tragen und wie nie zuvor an Simchat Tora tanzen, werden wir einen neuen Grund zum Feiern haben. Wir werden Gottes Hand feiern, mit der er die folgenden Menschen aus unserer Welt entfernt hat:

  • Ebrahim Raisi – Präsident des Iran
  • Hossein Amir-Abdollahian – Außenminister
  • Mohammad Ali Al-Haschem – Imam der Provinz Täbris

Es ist schön, mit einem Grund zum Lächeln aufzuwachen.

Wir werden wieder tanzen!

Am Yisrael Chai!“

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18 Antworten

  1. Ich sehe es so: Im Privaten sollte man sich nicht über den Tod eines vielleicht nicht so netten Menschen freuen. Anders ist es bei nachgewiesenen bösen Menschen, und Raisi ist nachgewiesener Maßen ein Massenmörder. Erst ein Regimewechsel kann zu großer Freude Anlass bringen, aber dass Raisi und seine Begleitung starben, dass erfreute auch mein Herz. Ob der Zorn Gottes dabei eine Rolle gespielt hat, dass weiß nur diese höhere Stelle, aber wenn Massenmörder sterben, dann erfreut mich das.
    Am meisten glücklich wäre ist, wenn Putin tatsächlich stirbt, ausgeschlossen ist dies nicht, er ist nicht der Jüngste und Gesundeste.
    Putin’s Tod kann nur von Glückseligkeit geprägt sein, und die Zeit danach ist wichtig, aber momentan ist kein Grund zur Freude: Trotz Raisi’s Tod regiert das Mullah-Regime weiter, Putin mordet weiter, die Welt ist gegen Israel, es gibt für mich keinen großen Grund, fröhlich zu sein.

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    1. Und Xi droht nun allen, die für die Unabhängigkeit Taiwans eintreten mit wortwörtlich “ blutiger Rache“. Ob das Regime im Iran, in Russland, oder in China. Sie sind allesamt despotische Unrechtsregime, die ihre eigene Macht erhalten sowie erweitern wollen und vor nichts mehr zurückschrecken.

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  2. Ich kann zumindest kein Mitleid empfinden für Raisi, der für die Hinrichtung von tausenden Iranern verantwortlich ist. Und wer dafür sein Haupt beugt und mitmacht bei der Schweigeminute in der UN, sei es aus Trauer oder Feigheit, vor solchen habe ich auch keinen Respekt. Schadenfreude und Verhöhnung ist verständlich, aber muss ich nicht teilen.

    14
    1. 17 Freue dich nicht über den Fall deines Feindes, und dein Herz sei nicht froh über sein Unglück; 18 der HERR könnte es sehen und Missfallen daran haben und seinen Zorn von ihm wenden.
      Sprichwörter 24:17-18
      (Die Luther-Bibel 1984, 1999)

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  3. Bei Raisi, dem Schlächter aus dem Iran, darf man ohne Mitgefühl sich äußern. Obwohl man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst, dieser Mörder und sein Wollen Israel auszulöschen, kann man nicht lieben und so einige andere Führer und Politiker.
    OT: Humboldt Uni ist besetzt von arab. Studenten und Hamas Unterstützern. Es wird geduldet. Nennt man diesen Antisemitismus 75 Jahre Grundgesetz?

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    1. Das Ultimatum ist abgelaufen. Ab sofort wird die Humbold Uni von den Besetzern und Israel Hassern geräumt! Richtig so. Zudem sollten diese Studenten unverzüglich exmarkuliert werden. Ich hab genug von diesem randalierenden Mob, bestehend aus Linksextremisten und Islamisten, mit denen eh keine sachliche Diskussion mehr möglich ist.

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      1. Aber die Räumung erfolgte auf Anordnung der Regierung von Berlin. Die Unileitung will nicht mal Anzeige stellen. Auch nicht für den Vandalismus, der innen betrieben wurde. Geschweige denn für die Hausbesetzung. Man wäre in Gesprächen ein wenig näher gekommen? Das näher kommen war dann aber wohl die Unileitung.

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  4. Darf man sich freuen, wenn Gott Gerechtigkeit übt? Tod und Leben ist in Seiner Hand! Er hat die gewarnt, die Seinen Augapfel anrühren!

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  5. Ich freue mich nicht. Der Mann tut mir leid. Ihn erwartet ein furchtbares Leiden, aber ich freue mich dennoch für Israel. Einer weniger, der Menschen quält. Im Iran wird sich derzeit (noch) nicht viel ändern. Der nächste Teufel wird bereitstehen.

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  6. Solange die Unrechtsregime regieren, kommt es auf einige tote Regierungsbeamte bei mir nicht an! Und wer sie auch sind, Nachfolger gibt es genug. Ich kann mich wirklich nur freuen, wenn deren mörderische Systeme gestürzt sind und die unterdrückten Menschen insgesamt von diesen Despoten befreit werden und ein würdiges Leben führen können. Danke an die Redaktion dieses Berichts, das hat ein wenig Ordnung in meinem Kopf gebracht!

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  7. Freuen, dass ein Mensch nun vor Gottes Gericht für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird? Nein, denn dies würde bedeuten, wir freuen uns, dass ein Mensch verloren ist. Aber freuen, dass Menschen, die unter ihm gelitten haben und das tat das iranische Volk, nicht mehr durch diese Person drangsaliert werden, das darf man durchaus.

    Aber es haben hier schon etliche geschrieben, die Freude wird erst kommen, wenn das Regime weg ist und die Iraner in Freiheit leben können. Das gleiche gilt auch für die Palästinenser, wenn ihre Führer keinen Schaden mehr anrichten können.

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  8. Die Freude über den Tod von mörderischen Gewaltherrschern ist keine Schadenfreude, sondern die Freude über Gottes Eingreifen gegen Ungerechtigkeit und Willkür.

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  9. Seien wir pragmatisch! Welche Auswirkung könnte das Ausscheiden dieses Mannes aus der iran. Regierung haben? Das ist wichtig für Israel! Er ist tot – die „höchste Erfüllung“ wie die Schiiten behaupten! Diese Erfindung gilt nur für jene, die es glauben wollen! Für mich als Nichtschiite ist es leeres, nicht fundiertes Gerede!

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  10. Ob Freude so der richtige Ausdruck ist, aber Erleichterung oder Aufatmen wenn irgend eine menschliche Tragödie durch den Tod eines Menschen ihr Ende gefunden hat, ist sehr wohl erlaubt. Es gibt auch in manchen Familien Dinge, die erst mit dem Tod einer bestimmten Person ihr Ende finden. Es ist tragisch ,aber wahr. Im Fall von Raisi währe es heuchlerisch Krokodilstränen zu vergiessen. Kondolieren nicht mehr als der Anstand es gebietet. Mit Raisis Tod ändert sich natürlich überhaupt nichts in der Iranischen Politik, besonders gegen Israel, hat Chamenei Hanija ja schon gesagt, der Palästinensische Staat vom Fluss zum Meer wird nach Allahs Willen kommen, also bleiben wir nüchtern. Als ein Zeichen von Gott kann man es trotzdem sehen, dass eben Dinge „passieren “ können,mit denen niemand rechnet und die eine Hilfe für Israel darstellen können,Gott kann auch noch grössere Dinge tun. Herrscher kommen und gehen und das Mullahregiem bleibt nicht für alle Zeit bestehen, wenn sie nicht so brutal menschenverachtend währen , gäb es sie ja schon nicht mehr. Bis es soweit ist,können sie natürlich noch viel Unheil anrichten, leider.

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  11. Es gibt jemand, der auch über die Sperlinge wacht. Der hat sich das gut überlegt und wollte es nicht anders. Frage wird aber sein, ob das Land den Fingerzeig versteht oder blind seinen Kurs weiterverfolgt. Dann wird es nicht dabei bleiben. In der Türkei hatte es einer nicht einmal weit von seinem Rednerpult geschafft als er das heilige Land verunglimpft hatte, nur hat von den dort Anwesenden leider absolut niemand etwas daraus gelernt. Das zeigt sich leider immer wieder: Selbst wenn ein Engel vom Himmel kommen würde, will man nicht von seinem Irrwegen lassen. Wahrscheinlich stirbt die Dummheit einmal zu allerletzt. Doch hoch geschätzt sei jeder, der klug ist indem auf sich selbst acht hat, dass er in keine Bosheit einwilligt. Er wird sich selbst retten und die, die auf ihn hören. Diese Hoffnung besteht ja für jeden einzelnen Menschen auf dem ganzen Erdenrund, egal in welchem Stadium er sich auch befinden mag. Jeder ist daher seines eigenen Glückes Schmied. Vielleicht lernt ja jemand doch noch etwas daraus.

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  12. Wenn Israel so zugesetzt wird wie in den letzten 8 Monaten, dann feiere ich dass jemand aus diesem Terrorstaat so nebulös um’s Leben kommt. Im Buch Esther der böse Haman wurde auch hingerichtet?! Buch Esther, AT, Kapitel 8:12, Kapitel 9 ff. Ich feiere es sogar, wenn sich im Iran nichts ändert, aber für Israel ändert es viel! Es gibt eine höhere Gerechtigkeit. AM ISRAEL CHAI * SHALOM

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