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Erste Palästinenserin in der israelischen Basketball-Liga

Sie ist die erste Palästinenserin in der Ersten Frauen-Basketball-Liga in Israel: Die 22-jährige Mirna al-Saih sprach mit der Zeitung „Ha’aretz“ über die Unterschiede zwischen palästinensischem und israelischem Basketball, aber auch über rassistische Anfeindungen.
Von Jörn Schumacher

Mirna al-Saih schrieb im Februar Geschichte. Die 22-Jährige, die aus Bethlehem stammt, wurde die erste Frau aus dem Palästinensischen Autonomiegebiet, die in einer israelischen Frauen-Basketballmannschaft in der Ersten Liga spielt. Al-Saihs Vater stammt aus dem Westjordanland, ihre Mutter ist aus Nazareth, berichtet die israelische Zeitung „Ha’aretz“. Al-Saih selbst hat einen israelischen Pass.

Sie studiert an der der Universität Bethlehem Rechnungswesen, doch ihr eigentliches Ziel ist es, im Basketball immer besser zu werden und vielleicht eines Tages davon zu leben. Das Studium und den Sport unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer ganz leicht, gestand sie gegenüber der Zeitung ein. Sie bekomme kein Gehalt für ihren Sport, daher müsse sie für ihren Unterhalt selbst sorgen.

Al-Saih spielte bereits mit sechs Jahren Basketball, mit ihrer Schwester zusammen ging sie regelmäßig in ein Sportzentrum in Bethlehem. Das Niveau war aber niedrig, und der Trainer sei nicht sehr gut gewesen, erinnert sich die Sportlerin. In Nazareth fand sie bessere Spieler, die ihr etwas beibringen konnten.

Ihr Traum war es, im Mutterland des Basketballs, den USA, zu studieren und im Sport noch besser zu werden – ihr größtes Vorbild sei der (2020 verstorbene) Amerikaner Kobe Bryant, sagte Al-Saih gegenüber der Zeitung „Yediot Aharonot“. Doch ihre Eltern waren dagegen, dass sie ins Ausland geht.

Über den Checkpoint und mit dem Bus zum Training

Vor zwei Jahren begann Al-Saih, in der palästinensischen Basketball-Liga zu spielen, und die 1,68 Meter große Sportlerin wurde sogar zur wichtigsten Spielerin einer Saison gewählt – da war sie gerade einmal 19 Jahre alt. Doch ihr war klar, dass sie in der palästinensischen Liga nicht viel lernen konnte. In den Autonomiegebieten gebe es kaum mehr als drei Mannschaften, und die spielten auf eher niedrigem Niveau, sagt Al-Saih.

Ein Video von ihrem Spiel bekam ein spanischer Talent-Scout zu sehen, und der fragte die Palästinenserin, ob sie nach Spanien kommen wolle. Doch auch hier waren ihre Eltern dagegen, und so gab der spanische Basketball-Experte dem israelisch-amerikanischen Agenten Eric Keidar einen Tipp.

Der brachte Al-Saih schließlich in der israelischen Damen-Basketball-Mannschaft „ASA Jerusalem“ unter. Anfangs machte ihr die Sprachbarriere zu schaffen, berichtet sie, und sie bekam Zweifel, ob sie der Aufgabe gewachsen war. Der Trainer sprach nur Hebräisch. „Ich verstand kein Wort“, sagt die Sportlerin.

Doch sie gab nicht auf: „Ich blieb im Team. Wir kamen in die Erste Liga, und der neue Trainer (Ohad Gal) holte noch andere Spielerinnen aus dem Ausland.“ Im Training wurde nun Englisch gesprochen, und Al-Saih bekam Mut. Um zum Training im Givat-Ram-Stadion zu kommen, muss die Sportlerin nun erst von Bethlehem aus zu Fuß über den Checkpoint gehen, und hinter der Sicherheitskontrolle nimmt sie einen Bus.

Viel Ermutigung nach rassistischen Kommentaren

Am ersten Spieltag habe die Nachricht von der ersten palästinensischen Spielerin in der israelischen Basketball-Liga die Runde gemacht, berichtet Al-Saih, und es tauchten rassistische Kommentare in den Sozialen Medien auf. Das habe ihr Angst gemacht, berichtet die Spielerin. Auch ihre Familienangehörigen waren verunsichert, doch alle erschienen zum Spiel.

Als in der Halle alle Namen der Spielerinnen vorgelesen wurden und ihr Name genannt wurde, gab es ebenfalls rassistische Kommentare, sagt Al-Saih. „Ich begann zu weinen“, berichtet sie. „Aber die anderen Spielerinnen und der Trainer ermutigten und umarmten mich. Sogar die Trainerin der gegnerischen Mannschaft, Schira Ha’eljon, war dabei.“

Sie habe anschließend viele unterstützende Nachrichten bekommen, von Spielerinnen ihrer eigenen Mannschaft, aber auch von anderen. Heute sagt Al-Saih: „Selbst wenn es böse Rufe geben sollte, so sind die Jubelbekundungen für mich am Ende doch lauter.“

Inzwischen habe auch die palästinensische Nationalmannschaft bei ihr angefragt, ob sie wechseln wolle, dafür müsste Al-Saih aber ihren israelischen Pass aufgeben. „Das würde ich niemals tun“, sagt die Sportlerin. „Palästinenser haben es nicht leicht, und die Nationalmannschaft ist nicht gut. Die Spielerinnen sind unprofessionell, und manchmal werden sie erst eine Woche vor einem Spiel aufgerufen. So könnte ich nicht arbeiten.“

Der Traum von Europa

Noch ist offen, wie sich die Leistung von Al-Saih entwickelt, und ob sie jemals in der israelischen Nationalmannschaft spielen wird, urteilen die Autoren des „Ha’aretz“-Artikels. Aber selbst wenn sie die Chance dazu bekäme, wäre sie wahrscheinlich unsicher, ob sie die Einladung annehmen könnte, sagt Al-Saih. „Meine Situation ist kompliziert, mein Leben ist ein anderes als das von jenen, die hier leben.“

Sie träume davon, eines Tages in Europa spielen zu können. „Und dafür muss ich besser werden. Das geht in der Mannschaft, in der ich jetzt bin, sehr gut. Ich hoffe, eines Tages werde ich vom Basketballspielen leben können, so dass ich keinen zweiten Beruf ausüben muss.“

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20 Antworten

  1. Symphatisches Mädchen. Sie sollte zu uns kommen und für UNS spielen. Da
    braucht sie keine Angst vor Rassismus zu haben.

    4
    1. Wie wäre es wenn die PA die Gelder, die sie ständig einstreichen und für die Bezahlung von Häftlingsgehälter und Märtyrerrenten steckt, für den Aufbau eines Sportverbandes, einschließlich der Förderung von genau diesen Sportlerinnen. Die würde vielleicht gerne für eine pal. Nationalmannschaft spielen.

      Und falls es Ihnen entgangen sein sollte, AI hat gerade festgestellt, dass der Rassismus in D zugenommen hat.

      11
    2. Rassismus in Deutschland – nein, gibt es nicht. Insbesondere Antisemitismus von links bis rechts ist ein Mythos. (Ironie off)

      9
  2. Also ich stelle nichts dergleichen fest. AI hat eigentlich ANDERE Feststellungen
    getroffen. WENN bei UNS jemand öffentlich Menschen herabsetzt, kriegt der sei-
    ne verdiente Strafe. Ein Pl -Verband ergibt keinen Sinn, solange man nicht Paläs-
    tina vertritt, sondern das, was ANDERE für Palästina imaginieren und ausgeben.
    Also ein Deckel wird für einen vollen Inhalt ausgegeben-wie bei Mogelpackungen

    3
  3. Die BRD sollte sowieso den Kulturaustausch mit den israelischen Arabern intensivieren,
    da die PL hier große Sympathien genießen. Das wäre mal was völkerverbindendes
    Man könnte auch den hier lebenden nicht-israelischen Pl die deutsche Staatsbürgerschaft
    anbieten, wenn sie es wollen. Viele Pl leisten enormes in Kunst und Wissenschaft, und da
    würde die BRD was davon haben, außerdem spräche die Symphatie sowieso dafür.

    3
    1. Gute Idee: Haben Sie auch ein paar Beispiele hierzu?

      „Viele Pl leisten enormes in Kunst und Wissenschaft, und da
      würde die BRD was davon haben,“

      9
      1. Die Liste palästinensischer Nobelpreisträger ist schlicht unendlich.

        Jüdische sind mir dagegen keine bekannt.

        (Vier Tage zu früh….).

        5
        1. Wie viel haben wir? 190 oder mehr?
          Araber 14.
          Und wie großflächig und wie viele Menschen leben dort, gegenüber dem kleinen Israel und uns außerhalb?
          Hab‘ eine schöne Zeit,.

          5
          1. Wieviel, das hängt natürlich davon ab, wie man „Jude“ definiert. Das „Mutterprinzip“ streng angewandt, käme ich auch auf ca 190.

            Von den arabischen 14 sind übrigens zwei christlichen Glaubenbekenntnisses und ein weiterer ein ganz besonders martialisch Aussehender, der gerne mal ein paar Hundert Milliönchen ua für eine Luxussuite seiner Gnädigsten von den westlichen Spendengeldern „abzog“.

            Gute Zeit Dir !

            5
    2. Also ich kann nur lachen. BRD braucht keine palis die mit Messer in Zug herumlaufen und Leute abstechen. Was brd braucht das sind Leute die für Industrie von nutzen sind.

      3
  4. Die Kinder der israelischen Araber haben eine weitaus bessere Zukunftsaussichten als die Kinder der arabischen Asylbewerber in Deutschland und Europa. Es sie den wir bekommen eine Scharia Partei im unseren Parlament in ein paar Jahrzehnten.

    4
  5. Shalom,-Streetprotest@,keine Angst vor Rassismus!!!! In welchem DE leben sie??? In DE nimmt laut Statistik der Antisemitismus und sonstiger Hass auf Minderheiten zu. Von welcher Sympathie reden sie??? von Ihrer???Die genosene Sympatie ist nur gegen Juden!!! Jerusalem

    3
  6. Ich sehe da keine Probleme, mit Staatsbürgerschaft ist natürlich die doppelte gemeint.
    WIR wollen die Pl ja nicht entwurzeln.Wir wollen ihnen zeigen, das sie HIER- anders
    als in ihrer Heimat- echte Freiheit haben und das Deutschland hinter ihnen steht und
    ihre Symphatie erwidert. Befassen SIE sich doch selber mit Kunst, Wissenschaft und
    Sport der Pl, @Christin. Das sollten sie doch schaffen?

    0
  7. Eben wurde auf ZDF HEUTE der Bericht von AI für 2022 vorgestellt. Uns wurde vor-
    geworfen, uns auf den Ukraine-Krieg zu fokussieren und bei anderen schweren Men-
    schenrechtsverletzungen beide Augen zuzudrücken. Genannt wurden hier ISRAEL,
    Ägypten, Saudi-Arabien. Also ist meine Wahrnehmung nicht so ganz falsch.

    0
    1. Sie haben noch einen Teil vergessen: den, der die PA betrifft:

      Menschenrechtsverstöße bewaffneter Gruppen
      Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit
      Willkürliche Inhaftierungen
      Folter und andere Misshandlungen
      Verschwindenlassen
      Rechte von Frauen und Mädchen
      Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intergeschlechtlichen (LGBTI+)
      Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung
      Todesstrafe

      Möchten Sie dazu auch etwas beitragen?

      1
  8. Sehr cool. Hoffentlich bekommt sie keinen zusätzlichen Druck von palästinensischer Seite. Wünsche ihr alles Gute und viel Erfolg.

    2
  9. an Streetprotest: wieso sprichst du immer von WIR. Sprich in deinem eigenen Namen, und vereinnahme nicht UNS für deine abstruse Thesen.

    1

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