Im Alltag muss manches gelöst werden. Aufgaben gilt es zu lösen. Tabletten werden im Wasser aufgelöst. Die Wache wird abgelöst. Bei Abenteuerspielen gilt es, den Code zu knacken beziehungsweise die richtige Lösung zu finden. Für die Behandlung einer Krankheit braucht man die richtige Lösung eines Wirkstoffs.
Die biblische Gestalt Rut erkannte in Boas den Löser. Interessant ist, dass Boas nicht der erste Löser war. Er kam selbst erst an zweiter Stelle (Rut 3,12). Im 2. Kapitel des Buches, es berichtet uns die Ereignisse eines Tages, lesen wir zum ersten Mal von einer Begegnung der beiden.
Boas aus dem Stamm Juda verwaltet die Felder und bespricht sich mit seinen Angestellten, unter anderen mit dem Abteilungsleiter für Feldarbeit. Rut liest auf dem Feld Ähren auf und bekommt im Zuge der Begegnung und Gespräche verschiedene „Arbeitserleichterungen“ zugesichert. So kann sie dort Pause machen, essen und trinken sowie an Stellen auflesen, wo es für sie einfacher ist.
Rut selbst ist Moabiterin und kam als Witwe mit Noomi, ihrer Schwiegermutter, nach Bethlehem in Juda/Judäa, Israel zurück. Obwohl Noomi Rut im 1. Kapitel immer wieder auffordert, in Moab zu bleiben, entscheidet sie sich, mit ihr zu kommen. Rut sagt zu ihrer Schwiegermutter (Rut 1,16): „Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!”
Da fragte Boas: Wer bist du? Sie aber antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd! So breite deine Flügel über deine Magd; denn du bist ja Löser!
Rut 3,9 nach der Übersetzung Schlachter 2000
Das ist Ruts eigenes Glaubensbekenntnis. Sie bekennt sich zum Volk Israel und zum Gott Israels. Dabei ist die Reihenfolge interessant. Zuerst kommt das Volk Israel. Sie hatte eine jüdische Familie erlebt: Noomi mit ihrem Mann Elimelech und den Söhnen aus dem Stamm Juda. Durch sie hat Rut Einblicke in Aspekte wie Sprache, Kultur, Glauben und Leben bekommen. Als Zweites bekennt sie sich jetzt zum Gott Israels.
In der Tora (den 5 Büchern Mose = Gottes Weisung) wurde der Fall geregelt, wenn ein Mann stirbt und die Frau ohne Kinder als Witwe zurückbleibt. So sollte der Bruder des Verstorbenen sie heiraten und mit ihr Kinder zeugen. Dabei würden die Kinder rechtlich als Nachkommen des verstorbenen Mannes gelten, wenngleich sie biologisch natürlich Kinder des zweiten Mannes bleiben. Im Buch Rut liegt der Schwerpunkt woanders. Es geht um die Frage: Wer bekommt das Erbe (das Land) und welche Käufer-Reihenfolge ist zu beachten?
Rut ist aktiv, sie handelt. Sie fordert Boas auf, die Initiative zu ergreifen. Boas war deutlich älter als sie, denn er spricht sie als „meine Tochter“ an (Rut 2,8; 3,10). Bis dahin hatte Boas sich zurückgehalten. Nun ist er an der Reihe. Sie überträgt die Verantwortung an Boas. „Du bist dran.“ Beim Spielen sagt man: „Du bist am Zug.“ Dabei kann es ganz verschiedene Aktionen geben. Ob Würfeln, Karte ziehen oder eine Aktion durchführen. Eins ist ganz klar. Boas muss jetzt handeln. Das „Was“ und „Wie“ sind wiederum seine Sache.
Was dürfen wir davon lernen?
Rut erkennt den Gott Israels durch das Kennenlernen des Volkes Israel. Durch die Art, wie Gott mit seinem Volk handelt, können wir Gott erkennen.
Rut wird uns neben anderen nicht-jüdischen Frauen im Stammbaum des Messias Jesus im Neuen Testament (Matthäus 1) genannt. Gott schließt die nichtjüdischen Völker in die Erlösung durch seinen Messias ein. Boas‘ Mutter war Rahab, eine Prostituierte. Ruts Vorfahren stammen aus einer Inzest-Beziehung von Lot und seiner Tochter. Trotz dieser unmoralischen Hintergründe baut der ewige Gott diese alle in den Stammbaum vom Messias Jeschua / Jesus Christus mit ein. Wie groß ist Gott, der solche „Dinge“ gebrauchen kann, um uns dadurch den Er-Löser zu senden und uns Menschen mit allen unseren Sünden zu erlösen!
Samuel Hänsch ist Dipl.-Chemiker (FH). Er arbeitet vollzeitlich als Assistent der Geschäftsführung und Referent bei den Sächsischen Israelfreunden e.V.
3 Antworten
„Es soll kein Ammoniter noch Moabiter in die Versammlung des HERRN kommen; auch das zehnte Geschlecht von ihnen soll nicht in die Versammlung des HERRN kommen ewiglich:“
5. Mose 23:4 ELBBK
Die Gnade G‘ttes wird erkennbar, dass Ruts Glaube dieses Gesetz überwindet. Sie wird sogar – wie schon im Artikel erwähnt – in Jesu Stammbaum explizit aufgeführt. G‘tt ist groß.
Helmut an Rts:
Der Glaube Ruths/Ruts ist das eine gewichtige Argument einschließlich ihrer Hingabe an den einen, wah-ren lebendigen Gott Israels. Das andere gewichtigere Argument ist der Preis, den Boas als einer der Löser zum Fortbestand des Erbes von Elimelech zu zahlen bereit ist, damit Ruth, die Moabiterin, in den edlen Öl-baum Israels eingepflanzt werden kann(Vgl. Ruth 3, 10-15). Und damit deutet das Beispiel auch auf jenen Preis hin, den Jesus Christus, der Messias und Erlöser mit seinem Leben am Kreuz bezahlt, damit auch uns der Weg eröffnet wird, Anteil an der Wurzel des Ölbaumes zu erlangen (Vgl. Rö 11, 17). Und das geschah und geschieht alles aus Gnade.
Vielen Dank für den Artikel über Rut. Sie ist meine „Lieblingsfigur“ in der Bibel. Ihre Geschichte ist bewundernswert. Vor allem ihre Treue zur Schwiegermutter hat mich tief berührt. Die damalige Zeit wurde von Männern dominiert. Trotzdem verloren Naomi und Rut nicht den Mut, Rut suchte selbstbewusst einen Ausweg aus ihrer Armut. Das war mutig, denn sie war zu dieser Zeit kinderlos und insofern nicht erbberechtigt. Doch sie nahm Gott als ihren Herrn an und das Vertrauen zu diesem einen Gott hat ihr geholfen. Sie wurde sogar zur Urgroßmutter König Davids.
Gott steht zu jedem Menschen, der nach seinem Willen handelt, egal welcher Herkunft wir Menschen sind. Der Schöpfer aller Menschen steht treu zu uns und zu seinem auserwählten Volk Israel.