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Eigentümliche Pessach-Sitten

Die Haggada legt den Ablauf für den ersten Abend des Pessachfestes dar. In verschiedenen Ländern haben Juden dazu eigene Bräuche entwickelt.
Von Ulrich W. Sahm

Der Seder ist ein festliches Mahl, das in der ersten Nacht der achttägigen Pessach-Woche ohne gesäuertes Brot in jeder jüdischen Familie gefeiert wird. In diesem Jahr fiel er auf den Karfreitag. Die Speisen haben symbolische Bedeutung und erinnern an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten in der biblischen Zeit. Die israelische Zeitung „Yediot Aharonot“ hat die kuriosesten Sitten rund um dieses Festmahl gesammelt. Nach neutestamentlicher Überlieferung war auch das „letzte Abendmahl“ Jesu ein solches Seder-Mahl.

Für das Essen ohne Sauerteig verwenden Juden besonderes Geschirr. Es ist nicht möglich, Keramik-Geschirr in kochendem Wasser koscher zu machen. Deshalb war es in Äthiopien üblich, sämtliches Geschirr vor der Pessach-Woche zu zertrümmern und Neues zu beschaffen.

In Ägypten war es den Juden in biblischer Zeit befohlen, Blut auf ihre Torpfosten zu schmieren, damit sie nicht von der Plage des Todes der Erstgeborenen betroffen werden. In Indien hat sich laut „Yediot Aharonot“ die Sitte erhalten, die rechte Hand in das Blut der für Pessach frisch geschlachteten Schafe zu tunken und damit ein Blatt Papier „bemalen“. Das Papier wurde dann an den Türpfosten geklebt. 

Juden in Aschkenas (Deutschland) schmückten den Tisch mit versilbertem und goldenem Geschirr. Jemeniten hingegen verstreuen auf dem ganzen Tisch grüne Zweige, Sträucher und essbare Pflanzen.

Heiratswillige knabbert Schenkel an

Juden in Libyen und Tunesien stellten auf den Tisch einen großen geflochtenen Korb, „Sbat“ genannt, in den alle symbolischen Speisen gelegt wurden. In Nordafrika wird beim Lesen der Pessachgeschichte aus der „Haggada“ der Korb mit den Speisen über die Köpfe der Anwesenden herumgereicht. 

In Rumänien ergreift eine heiratswillige junge Frau den gebratenen Schenkel, der zu den symbolischen Speisen gehört, und knabbert ihn vor der Tür ab. Danach kommt sie wieder herein und schwenkt den Knochen, während die anwesenden Gäste ihr eine baldige Hochzeit wünschen.

Die „Bnei Israel“-Juden in Indien verbieten es unverheirateten Erstgeborenen, während der Mahlzeit das Haus zu verlassen. Ebenso werden die Erstgeborenen aufgefordert, als Erste von dem Lammfleisch zu essen.

Wer schält die meisten Eier?

Im Irak veranstalten Juden einen Wettbewerb, bei dem sie hartgekochte Eier schälen. Sieger ist, wer während dieses Spieles die meisten Eier geschält hat, ohne sie zu zerquetschen. 

Amsterdamer Juden kamen überwiegend als Flüchtlinge aus Portugal. Bei ihnen war es üblich, einen Finger in das Glas Wein zu tunken und mit dem Finger die Haggada zu „stempeln“. 

Kaukasische Juden schnallten sich ein Schwert an den Gürtel. Sie wollten so aussehen wie die „freien Menschen“ in ihrer Umgebung. 

Tunesische Juden riefen „Gott möge uns erretten“ bei jeder Erwähnung von einer der Plagen. 

Erinnerung an Peitschenschläge in der Sklaverei

Juden in Persien und im usbekischen Buchara schlagen mit Frühlingszwiebeln und frischen Knoblauchknollen aufeinander ein, die auf dem Tisch liegen. Afghanische Juden verwenden Sellerie dafür. Das soll an die Peitschenschläge erinnern, die Juden während der Fronarbeit in Ägypten erhielten. 

Kurdische Juden reichen einen Spiegel herum, damit jeder sich selber sehen kann, als ob er gerade aus Ägypten ausziehe. 

Erst amerikanische Juden haben die Namen von Mose und Aaron in die Haggada eingefügt. Sie wollten daran erinnern, wer für den Auszug aus Ägypten verantwortlich war.

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3 Antworten

  1. ???
    Von all diesen „Bräuchen“, manche seltsam, halten wir Ungesäuertes ein und besonderes Geschirr.🥖
    Und ja, Jeshua feierte das letzte Abendmahl mit ungesäuertem Brot, als Jude.
    Heute gibt es Ostereier, Osterhasen.
    Davon ahnte man nichts vor 2000 Jahren.😀

    2
    1. Liebe Maria, das Osterei ist keine Erfindung der Christen. Im Grunde nur ein weiterer heidnischer Brauch.
      Schon im alten Ägypten wurde das Ei als Ursprung der Welt verehrt, während man im antiken Griechenland und Rom im Frühjahr zur Feier der Tag- und Nachtgleiche bunte Eier aufgehängt und verschenkt hat.
      Die Einbindung von Eiern in mystische und religiöse Riten vieler antiker Völker haben Forscher bis ins Zeitalter der Babylonier zurückverfolgt.
      Woher allerdings die Geschichte in Verbindung mit dem Osterhasen stammt…. diese Geschichte ist neueren Datums und vermutlich nur für kleine Kinder gedacht, wie eben auch der Weihnachtsmann.
      1682 erwähnte ein Arzt aus Heidelberg erstmals den Osterhasen. Am Anfang brachte allerdings nicht der Osterhase die Eier. Je nach Region standen viele verschiedene Tiere an den Osterfeiertagen im Mittelpunkt. In Bayern waren es Fuchs und Hahn, in der Schweiz kam der Storch, in Tirol legte die Osterhenne die Ostereier, und in Thüringen brachte sie sogar der Kuckuck.

      LG
      S.

      2
  2. Ist es nicht Absicht, das Mose in der Hagada nicht erwähnt wird? Schließlich hat Gott das Volk aus Ägypten befreit. Wir danken Ihm dafür und nicht Mose.

    3

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