Die Bundeslade vom Ölberg

Ein deutscher Künstler lässt sich durch die Bibel inspirieren. Er schafft eine Skulptur, die er zu Fuß nach Jerusalem bringt.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

Ihre erste Erwähnung finden wir in der Grafiknovelle „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ aus dem Jahr 2012. Autor ist Guy Delisle. In seinem Reportage-Comic hält der Kanadier seine vielfältigen Impressionen von einer Reise nach Jerusalem fest und berichtet von einer überraschenden Begegnung in der evangelischen Himmelfahrtkirche hoch oben auf dem Ölberg: Dem 1:1-Modell der biblischen Bundeslade.

Was hat es mit dem beeindruckenden Modell auf sich?  Wer ist ihr Schöpfer? Was ist ihre Geschichte?

Die Spurensuche führt uns in den äußersten Süden von Baden-Württemberg in den kleinen Ort Jestetten, gelegen im Landkreis Waldshut. Die Gemeinde ist hinsichtlich ihrer geographischen Lage einmalig in Deutschland, denn sie liegt zusammen mit den Gemeinden Dettighoffen und Lottstetten im sogenannten Jestetter Zipfel, der auf 55 Kilometern Länge von der Grenze zur Schweiz umschlossen wird. Hier lebt und wirkt der Künstler Manfred Missfelder, geboren in Königsberg, einst Hauptstadt der Provinz Ostpreußen. Seit 1946 trägt Königsberg den Namen Kaliningrad.

Intensive Beschäftigung mit der Bibel

Nach einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz zog es Missfelder nach Jestetten. Dort kauft er sich einen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert und findet die Ruhe, die er als Künstler gesucht hatte. Er beginnt, sich intensiv der Bibel zu widmen. In ihm reift eine verwegene Idee, sie wird dem Künstler bei der Umsetzung viel Mut und körperliche Strapazen abverlangen. Inspiriert von der detailgenauen Beschreibung der biblischen Bundeslade, will Missfelder sie nachbauen.

Ein ortsansässiger Schreiner unterstützt bei der Umsetzung der Entwürfe. Damit aber nicht genug: Der Künstler will seine vergoldete Holztruhe zu Fuß nach Jerusalem bringen.

Bevor Missfelder zum Abenteuer seines Lebens aufbricht, pilgert er innerhalb Deutschlands in Kreuzform. Er durchquert das Land zunächst von Nord nach Süd, anschließend von West nach Ost.

Frankfurt an der Oder markiert den Endpunkt seiner Pilgerreise und ist zugleich Startpunkt zu seiner Pilgerreise in das Heilige Land. Sie wird ihn auf einer Strecke von 5.500 Kilometern durch sieben Länder führen, zu Fuß und ohne Geld, aber mit viel G´ttvertrauen und Zuversicht hinsichtlich der Gastfreundschaft wildfremder Menschen in den Ländern, die er durchqueren wird.

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Warum all diese Mühen und Plackerei? Missfelder will ein Zeichen der Sühne setzen für die Verbrechen, die die Deutschen an den Juden und Jüdinnen begangen haben. Aufbruch in Frankfurt an der Oder ist am 27. Februar 1995. Missfelder lädt seine Bundeslade auf einen Elektrokarren, den er von nun an über tausende von Kilometern hinter sich herziehen wird. 

Sein Weg führt ihn gen Osten, über Warschau nach Kaliningrad. Von Litauen aus, wo der Künstler ein Kreuz aufstellt, geht es weiter nach Lettland, Weißrussland und Russland, wo ihm in Moskau sein Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten, die er mit sich führt, gestohlen wird. Schlimmer noch: Auch sein Reisepass und 300 Deutsche Mark, die er als eiserne Reserve dabeihatte, kommen abhanden.

Für einen Moment ist Missfelder verzweifelt, denkt an Abbruch. Doch dann nimmt sich ein russischer Geschäftsmann seiner an, schafft es binnen kurzer Zeit, einen vorläufigen Pass zu organisieren und schenkt ihm zudem 200 US -Dollar, um seine Mission zu unterstützen. Er wird das Geld später brauchen.

Einreise in Ukraine zunächst verweigert

Missfelder erreicht die russisch-ukrainische Grenze, wo man ihn nicht passieren lassen will, da er sich nicht mit einem Originalpass ausweisen kann. Er sieht seine Pilgerreise als gescheitert, doch dann kommt ihm ein Geistesblitz: Der deutsche Pilger berichtet den Grenzbeamten von der Freundlichkeit all der Menschen, denen er bislang begegnet ist – und: Der Künstler spricht vom Segen, der von der Bundeslade auf alle Menschen ausgehe, die ihr zugewandt begegnen, ein Segen, den die Ukraine nicht erhalten wird, wenn die Grenzbeamten ihn nicht passieren lassen.

Unter den Grenzern entfacht sich eine lebhafte Diskussion: Wollen sie wirklich auf diesen Segen verzichten? Offenbar nicht, denn Manfred Missfelder kann seine Pilgerreise auf ukrainischer Seite fortsetzen. Und noch mehr: Die Grenzbeamten laden ihn zu einem reichlichen Mahl ein. Die fehlenden Original-Dokumente sind vergessen und beim Abschied wünschen ihm die Ukrainer G´ttes Beistand auf seiner Reise in das Heilige Land.

Seine Pilgerroute führt ihn weiter nach Georgien und in die Türkei. Hier wird Missfelder die 200 US-Dollar des russischen Geschäftsmanns brauchen, denn ihm wird an der türkisch-syrischen Grenze die Weiterreise verweigert. Alles Reden hilft nicht, die Grenzer bleiben hart. Über Land besteht keine Chance, sein Ziel Jerusalem zu erreichen. Er chartert ein Boot, dass ihn nach Haifa übersetzt.

Von orthodoxen Juden angegriffen

Endlich die Ankunft im Heiligen Land. Doch ausgerechnet hier stößt er auf Unverständnis. Zwei orthodoxe Juden empfinden den Nachbau der Bundeslade durch einen Goj, einen Nichtjuden, als unerhört und beschimpfen ihn.

Einer von ihnen greift Missfelder tätlich an, während der andere die Bundeslade wutentbrannt von dem Elektrokarren stößt, wobei einer der Cherubim abbricht. Dann endlich lassen sie von ihm ab. Mit nur einem Engel erreicht Manfred Missfelder sein ersehntes Ziel, Jerusalem, wo die Bundeslade ein Zuhause in der evangelischen Himmelfahrtkirche hoch oben auf dem Ölberg findet.

Zurück in Deutschland, schnitzt Manfred Missfelder den beschädigten Engel nach und bringt ihn nach Israel, dieses Mal im Flugzeug. Seine ungewöhnliche Pilgerreise reflektierend sagt er: „G´tt offenbart sich nur im Menschen und deshalb begegnen wir G´tt allein in menschlichen Begegnungen, Je intensiver die Begegnungen in Liebe und Achtung gesucht werden, je mehr erfahren wir ins uns den lebendigen G´tt in wahrer Freiheit und Gelassenheit. Es wird Zeit, dass wir das Böse nicht mehr wollen, und wir das werden, zu was uns G´tt bestimmt hat: Zum Gutsein und Wahrsein, damit die Kraft G´ttes ganz in uns Menschen wirken kann, damit endlich die Erde zum Himmel wird“.

Ein neues Zuhause für die Bundeslade

„Wir bauen ein neues Wissenschaftszentrum“, berichtet Dieter Vieweger, Archäologe und evangelisch-lutherischer Theologe, „es wird voraussichtlich Ende 2026, Anfang 2027 eingeweiht werden und auch ein Museum haben, wo Manfred Missfelders Modell der Bundeslade einen gebührenden Platz bekommen wird und somit der Öffentlichkeit wieder zugänglich ist.“

Foto: Dieter Vieweger
Das Modell der Bundeslade vor dem Eingang zum Deutsch-Evangelischen Institut

Vieweger ist Direktor des Deutschen Evangelischen Institutes für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes Jerusalem und Amman. Als Interimslösung ist die Bundeslade im kleinen Gärtnerhaus auf dem Auguste Victoria-Gelände untergebracht, in dem das Institut seine Räume hat. Bei Voranmeldung können Besucher die Bundeslade sehen.

Die Bundeslade in der Bibel

Die Bundeslade ist der erste Gegenstand, der in Verbindung mit der Stiftshütte in 2. Mose 25,10–22 erwähnt wird:

So sollen sie nun eine Lade aus Akazienholz machen: zweieinhalb Ellen sei ihre Länge, anderthalb Ellen ihre Breite und anderthalb Ellen ihre Höhe. Die sollst du mit reinem Gold überziehen – von innen und außen sollst du sie überziehen – und auf ihr ringsum eine goldene Kante anbringen. Gieße für sie auch vier goldene Ringe und befestige sie an ihren vier Füßen, und zwar zwei Ringe an ihrer einen Längsseite und zwei Ringe an ihrer anderen Längsseite! Und du sollst Stangen aus Akazienholz anfertigen und sie mit Gold überziehen. Diese Stangen stecke in die Ringe an den Seiten der Lade, damit man die Lade mit ihnen tragen kann! Die Stangen sollen in den Ringen der Lade bleiben, sie dürfen nicht von ihr entfernt werden. In die Lade aber lege das Zeugnis, das ich dir geben werde. Dann sollst du eine Deckplatte aus reinem Gold herstellen; zweieinhalb Ellen sei ihre Länge und anderthalb Ellen ihre Breite. Und mache zwei goldene Cherubim; in getriebener Arbeit sollst du sie machen an den beiden Enden der Deckplatte, und zwar sollst du einen Cherub am Ende hier und einen Cherub am Ende dort machen. Aus ⟨einem Stück mit⟩ der Deckplatte sollt ihr die Cherubim machen an ihren beiden Enden. Und die Cherubim sollen die Flügel nach oben ausbreiten, die Deckplatte mit ihren Flügeln überdeckend, während ihre Gesichter einander zu⟨gewandt⟩ sind. Der Deckplatte sollen die Gesichter der Cherubim zu⟨gewandt⟩ sein. Lege die Deckplatte oben auf die Lade! In die Lade aber sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde. Und dort werde ich dir begegnen und von der Deckplatte herab, zwischen den beiden Cherubim hervor, die auf der Lade des Zeugnisses sind, alles zu dir reden, was ich dir für die Söhne Israel auftragen werde. (Elberfelder Bibel)

Die Bundeslade enthielt die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten. Laut der biblischen Überlieferung wurde sie im Sinai gebaut, verschwand nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Babylonier im Jahr 586 vor der Zeitrechnung. Nach Ansicht der äthiopisch-orthodoxen Kirche soll sie sich bereits seit der Zeit von Menelik I. – einer Legende nach der Sohn von König Salomo und der Königin von Saba – in Äthiopien in Aksum in einer Kapelle neben der Kirche der Heiligen Maria von Zion befinden, bewacht von einem äthiopischen Mönch. 

Mose übernahm am Berg Sinai die Rolle des Gesetzgebers. Doch zunächst hatte er G´tt mit folgendem Satz erzürnt: Lo Isch medaber anochi, deutsch: „Ich bin kein Mann der Worte“. Mit diesem Vorwand wollte sich Mose vor dem g´ttlichen Auftrag drücken, die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien.

Auftrag abgelehnt

Den Auftrag, vor den Pharao zu treten und für die Israeliten zu sprechen, lehnte Mose aus Sorge ab, ihn nicht erfüllen zu können. Denn er war ein Stotterer. Nun mag die Frage aufkommen: Warum wählte G´tt dann ihn? G´tt wählte Mose, den Stotterer, um die Aufmerksamkeit der Israeliten auf seine Botschaft, die Zehn Gebote, zu legen.

Wie uns die Bibel schildert, geriet die Verkündung der Zehn Gebote zum Debakel: Als Mose mit den Bundestafeln vom Berg Sinai herabstieg und sein Volk um das Goldene Kalb tanzend erblickte, zerschlug er die beiden Gesetzestafeln und flehte G´tt an („wa’etchanan“), das Gelobte Land trotz allem betreten zu dürfen. Doch G´tt schlug ihm diese Bitte ab (5. Buch Mose 3,23–29):

Und ich flehte zu jener Zeit zum HERRN um Erbarmen: Herr, HERR, du hast begonnen, deinen Knecht deine Größe und deine starke Hand sehen zu lassen. Denn wo im Himmel und auf Erden ist ein Gott, der ⟨so etwas⟩ wie deine Werke und wie deine Machttaten tun könnte? Ich möchte doch ⟨auch⟩ hinüberziehen und das gute Land sehen, das jenseits des Jordan ⟨liegt⟩, dieses gute Bergland und den Libanon. Aber der HERR war euretwegen über mich erzürnt und hörte nicht auf mich. Und der HERR sprach zu mir: Lass es genug sein! Rede mir nicht mehr weiter von dieser Sache! Steige auf den Gipfel des Pisga und erhebe deine Augen nach Westen und nach Norden, nach Süden und nach Osten und sieh mit deinen Augen! Denn du wirst nicht über diesen Jordan gehen. Und beauftrage Josua, stärke ihn und festige ihn! Denn er soll vor diesem Volk hinüberziehen, und er soll ihnen das Land, das du sehen wirst, als Erbe austeilen. – 29 Und wir blieben im Tal, Bet-Peor gegenüber.

Die Zehn Gebote stehen zweimal in der Tora. Zum einen bei der Verkündung am Berg Sinai, das zweite Mal im Wochenabschnitt Wa’etchanan. In der jüdischen Tradition werden sie »Asseret Ha-Dibrot« genannt, auf deutsch: die zehn Sprüche.

Der Wochenabschnitt Wa’etchanan beginnt mit der erneuten Bitte Moses, das Gelobte Land betreten zu dürfen. Sie wird abgelehnt. Mose ermahnt die Israeliten, die Tora zu achten und warnt erneut vor Götzendienst, nennt die Gebote der Zufluchtsstädte. Wiederholt werden die Zehn Gebote. Es folgt das Schma Jisrael, das jüdische Glaubensbekenntnis. Den Israeliten wird aufgetragen, aus Liebe zu G‘tt die Gebote einzuhalten und die Tora zu beachten. Den Abschluss bildet die Aufforderung, die Kanaaniter und ihre Götzen aus dem Land zu vertreiben.

Tora Sche-ba-al Pe, die „Tora des Mundes“, bezeichnet die mündliche Lehre, ebenfalls geoffenbart von G´tt am Berg Sinai. Als G-tt Mose die Tora für das jüdische Volk gab, erklärte er ihm auch alle Mizwot, die 613 Gebote und Verbote im Judentum, die in der Tora überliefert sind. Sie regeln das religiöse Leben sowie das Verhältnis zwischen Mensch und G‘tt und zwischen den Menschen.

Diese Erklärungen gab Mose an die nächste Generation weiter und diese gab sie an die nächste weiter. Die mündliche Lehre ist die Erklärung und Ergänzung der schriftlichen Lehre. Ohne die mündliche, wäre die schriftliche wie ein verschlossenes Buch.

Verschriftlicht für die Diaspora

Die Vertreibung der Juden und Jüdinnen durch die Römer markiert die Diaspora, die Zerstreuung in der ganzen Welt. Damit die mündliche Lehre nicht in Vergessenheit gerät, wurde sie zum ersten Mal schriftlich im 3. Jahrhundert nach der Zeit in den Mischnajot festgehalten. Der Verfasser der Mischnajot war Rabbi Juda HaNasi, ein großer jüdischer Gelehrter. Sein Name ha Nasi bedeutet „der Fürst“. Er unterteilte die mündliche Lehre in die sechs Ordnungen der Mishna. Belegt ist, dass die Inhalte der Tora sich seit mindestens 2.000 Jahre nicht verändert haben.

Während der Wüstenwanderung der Israeliten war der Mischkan, das Stiftszelt, das zentrale Heiligtum des Judentums. Der transportable Mischkan war der Vorläufer des späteren Tempels in Jerusalem.

Das 4. Buch Mose (7,1­–3) berichtet von der Einweihung:

Und es geschah an dem Tag, da Mose das Aufrichten der Wohnung vollendet und sie gesalbt und mit allen ihren Geräten geheiligt hatte sowie den Altar und alle seine Geräte und er sie gesalbt und geheiligt hatte,brachten die Fürsten Israels, die Häupter ihrer Vaterhäuser, sie, die Fürsten der Stämme, die Führer der Gemusterten, sie brachten ihre Gabe vor den HERRN: sechs Planwagen und zwölf Rinder, einen Wagen für zwei Fürsten und ein Rind für einen; und sie brachten sie vor die Wohnung.

In den klassischen rabbinischen Schriften werden der Mischkanund der jüdische Tempel in Jerusalem auch als Orte des Wunders dargestellt. So heißt es in der Mischna „Pirkei Avot“, den „Sprüchen der Väter“ (5,5):

Zehn Wunder geschahen unseren Vorfahren im Tempel: Keine einzige Frau hatte eine Fehlgeburt aufgrund des Geruchs des Fleisches der geopferten Tiere; und dieses Fleisch wurde nie verdorben; und im Schlachthaus wurden keine Fliegen gesehen; und die Hohepriester hatten keine Ejakulation am Jom Kippur; und der Regen löschte die Lagerfeuer nicht, die (auf dem Altar) gelegt worden waren; und der Wind zerstreute die Rauchsäulen nicht; und verfielen keine (Getreideopfer:) Omer, zwei Brote (aus den Körnern der neuen Ernte) und figürliches Brot; (die Menschen) standen eng beieinander, aber wenn sie hinfielen, gab es Platz für alle; und Schlangen und Skorpione richteten in Jerusalem kein Schaden an; und einer sagte nicht zu einem anderen, bei der Nachtverbringung in Jerusalem: „Es ist mir hier zu eng.“

Im Zentrum des Mischkans und später im Allerheiligsten des Tempels stand die Bundeslade mitden zwei Steintafeln mit den Zehn Geboten. Auch um die Bundeslade und die Steintafeln ranken sich wundersame Geschehnisse. So sollen diejenigen, die sie trugen zu übermenschlichen Kräften gekommen sein.

Wieso ist gerade der Tempel ein Ort der Wunder? Er ist ein Symbol für die Begegnung von Mensch und G’tt. Die talmudischen Weisen nennen ihn den „Ort, an dem Himmel und Erde einander küssen“. Der Tempelberg ist laut der jüdischen Tradition der Ort, an dem die Schöpfung des Menschen begonnen hat. Das erste Wort der Tora, „BeReschit“ (im Anfang), besteht aus denselben Buchstaben wie „Rosch Beit“ – das „Haupt des Hauses“.

Anspielung auf den Tempel

Einige Kommentatoren sehen darin eine Anspielung auf den Tempel, hebräisch: Beit HaMikdasch. Er ist Anfangspunkt der Schöpfung und zugleich Symbol für den Grund der Schöpfung – der Ort, an dem der Mensch auf das absolute Ideal trifft und sich gedanklich dem Übernatürlichen widmet.

Im Judentum umfasst dieser Glaube auch den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Es bedeutet, gemeinsam mit allen anderen Menschen im Ebenbild G’ttes erschaffen zu sein. Es ist der Glaube daran, dass die guten Dinge, die für mich vorbestimmt sind, eines Tages auch mich erreichen werden. Es gibt daher keinen Grund zur Trauer um vermeintlich verpasste Chancen. Gleichzeitig bedeutet es, die moralische Verpflichtung zu tragen, geistig zu wachsen, andere im Ebenbild Erschaffene zu unterstützen und jede Möglichkeit zu nutzen, das eigene Potenzial, den inneren g’ttlichen Funken, voll zum Ausdruck zu bringen.

Von Manfred Missfelder sind folgende Worte überliefert:

„Mein Unterwegssein mit der nachgemachten Bundeslade soll als Auslöser verstanden werden, damit die Kraft G´ttes – wie es uns Jesus Christus vorgelebt hat – im Heute und Jetzt zum Durchbruch kommt, dass das Gutsein und Wahrsein wie eine Lawine die ganze Menschheit ergreift und damit ist das messianische Friedensreich zur Wirklichkeit geworden, denn mit jedem Atemzug wird der g´ttliche Geist eingeatmet und somit geschieht der Wille G´ttes, wie im Himmel, so auch hier auf Erden. Amen!“

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8 Antworten

  1. Was für ein schöner, mutmachender und lehrreichen Artikel, liebe Frau Tegtmeyer. Danke Ihnen.
    …Es gibt daher keinen Grund zur Trauer um vermeintlich verpasste Chancen…
    Das wurde mir in meiner Erziehung völlig anders vermittelt. Durch Seelsorge, Gesprächen mit Freunden und anderen Christen wurde ich im Glauben gestärkt und zu Jesus hin gewachsen. So will ich weiter Chancen micht verstreichen lassen, glaube aber an die tägliche Liebe und Vergebung durch Christus.
    Ich denke gern an den Besuch der nachgebauten Stiftshütte im Timna Park, Israel. Hatte dort eine ganz gesegnete Zeit.

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  2. Vielen Dank, Frau Tegtmeyer, auch als Jude kann man immer noch wissenswertes über das Judentum lernen, selbst in meinem fortgeschrittenen Alter endet das Lernen generell nicht, nicht solange ich noch wissbegierig bin
    SHALOM

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  3. Traurig, dass die Chassidim ihn so behandelten. Dabei war er vielleicht ein Goj mit einer jüdischen Seele?

    Ich mag die Geschichte. Danke fürs Schreiben.

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  4. Ich liebe Kunst und es ist schön, dass es noch Künstler gibt, die die Bibel lieben! *SHALOM

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  5. Das ist ja eine ergreifende Geschichte, und überhaupt auf eine solche Idee als Zeichen der Sühne zu kommen. Toll, und offensichtlich sehr vom Glauben inspiriert.
    Kann mich nicht erinnern, da mal von gehört zu haben.
    Aufbruch 1995. Ist denn bekannt, wann er dort angekommen war und ob er die Strapazen gut überstanden hat? Vielleicht habe ich es ja übersehen.
    Danke auch für das Hineinnehmen in die Zeit des Mose.

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  6. Immerhin ist es ihm gelungen diesen Nachbau der Bundeslade ans Ziel zu bringen trotz aller oder vielleicht auch gerade wegen dieser Fährnisse und Widrigkeiten, dazu noch die Länge des Weges und zum Schluss noch ein paar religiös bornierte Schwachköpfe die den symbolischen Charakter dieser Geste zu begreifen offensichtlich zu blöde waren.
    Nichts desto trotz ist dieses Symbol ans Ziel gelangt und ich werde es besuchen, so es mir vergönnt ist, und es als ein schwaches Echo göttlicher Gegenwart preisen.
    SHALOM

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    1. @klaus. „bornierte Schwachköpfe“: hätte ja auch die echte Bundeslade sein können. Dann wäre es für die Beiden aber eng geworden.

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      1. Lothar, es muss gar nicht die echte Lade sein, wenn sie nur mit genügend Hingabe gefertigt wurde im Gedanken an die Gottheit, dann ist nicht auszuschließen, daß der Ewige dafür sorgte, daß sie auch ankam.
        Wer weiß denn schon was den beiden Schwachmaten noch bevorsteht ,falls tatsächlich der Ewige seine Hand über diesen Nachbau hielt ?
        Dann möcht ich nicht in deren Haut stecken.
        SHALOM

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