Die kinderlose Hannah, Elkanas Frau, betete inbrünstig im Heiligtum in Schilo um einen Sohn. Der Priester Eli beobachtete sie und nahm zunächst an, sie sei betrunken, woraufhin Hannah ihm erklärte, dass sie mit G`tt spricht. Eli segnete sie laut der Bibel und sicherte ihr zu, G`tt werde ihre Bitte erhören.
Hannah gelobte, dass der Sohn, wenn sie einen bekäme, G`tt sein Leben lang dienen würde. G`tt erhörte ihr Gebet, und Hannah gebar einen Sohn, den sie Samuel nannte. Der Name geht auf das hebräische Wort šemū’ēl (Schemuel) mit der Bedeutung „G`tt ist erhaben“ zurück. In der Bibel wird die Bedeutung mit „ich habe ihn vom Herrn erbeten“ angegeben.
Die Septuaginta – die Übersetzung der Siebzig, auch griechisches Altes Testament genannt – ist die älteste durchgehende Übersetzung der hebräischen-aramäischen Bibel. Sie überträgt den Namen mit Samuḗl. Die Vulgata – Lateinisch für „die Volkstümliche“ und seit der Spätantike die am weitesten verbreitete lateinische Übersetzung der Bibel – übertrug ihn traditionell mit „Samuhel“, heute meist mit „Samuel“.
Berufung zum Propheten
Als Schmuel (Samuel) alt genug war, brachte ihn seine Mutter zum Tempel und übergab das Kind dem Priester Eli um ihr Gelöbnis einzulösen. Von Samuels späterer Berufung zum Propheten lesen wir in 1. Samuel 3,1–21.
Und der Junge Samuel diente dem HERRN vor Eli. Und das Wort des HERRN war selten in jenen Tagen; Visionen gab es nicht häufig. Und es geschah in jener Zeit, dass Eli an seinem Ort lag – seine Augen aber hatten angefangen, schwach zu werden, sodass er nicht ⟨mehr⟩ sehen konnte –, und die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel lag im Tempel des HERRN, wo die Lade Gottes war, da rief der HERR den Samuel. Und er antwortete: Hier bin ich! Und er lief zu Eli und sagte: Hier bin ich! Du hast mich gerufen. Er aber sagte: Ich habe nicht gerufen. Leg dich wieder schlafen! Und er ging hin und legte sich schlafen. Und der HERR rief noch einmal: Samuel! Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, denn du hast mich gerufen. Und er antwortete: Ich habe nicht gerufen, mein Sohn. Leg dich wieder hin! Samuel aber hatte den HERRN noch nicht erkannt, und das Wort des HERRN war ihm noch nicht offenbart worden. Und der HERR rief wieder, zum dritten Mal: Samuel! Und er stand auf, ging zu Eli und sagte: Hier bin ich! Denn du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der HERR den Jungen rief. Und Eli sagte zu Samuel: Geh hin, leg dich schlafen! Und so soll es sein, wenn er dich ruft, antworte: Rede, HERR, denn dein Knecht hört! Und Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. Und der HERR kam und trat herzu und rief wie vorher: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Knecht hört! Da sprach der HERR zu Samuel: Siehe, ich will etwas tun in Israel, dass jedem, der es hört, beide Ohren gellen sollen. An jenem Tage werde ich über Eli alles kommen lassen, was ich gegen sein Haus geredet habe: Ich will es anfangen und vollenden. Denn ich habe ihm mitgeteilt, dass ich sein Haus für ewig richten will um der Schuld willen, denn er hat erkannt, dass seine Söhne sich den Fluch zuzogen, aber er hat ihnen nicht gewehrt. Und darum habe ich dem Haus Elis geschworen: Wenn jemals die Schuld des Hauses Elis gesühnt werden soll durch Schlachtopfer oder durch Speisopfer, ewig! Und Samuel lag bis zum Morgen. Dann machte er die Türen des Hauses des HERRN auf. Und Samuel fürchtete sich, Eli die Erscheinung mitzuteilen. Da rief Eli Samuel und sagte: Samuel, mein Sohn! Er antwortete: Hier bin ich! Und er fragte: Was ist das für ein Wort, das er dir gesagt hat? Verschweige mir ja nichts! So tue dir Gott und so füge er hinzu, wenn du mir etwas verschweigst von allen Worten, die er dir gesagt hat! Da teilte ihm Samuel all die Worte mit und verschwieg ihm nichts. Und ⟨Eli⟩ sagte: Er ist der HERR; er tue, was in seinen Augen gut ist! Und Samuel wuchs heran. Und der HERR war mit ihm und ließ keins von allen seinen Worten auf die Erde fallen. Und ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel zum Propheten des HERRN bestellt worden war. Und der HERR fuhr fort, in Silo zu erscheinen; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN. (Elberfelder Bibel)
In 1. Samuel 2,18 heißt es: Und Samuel diente vor dem HERRN, ein junger Mann, umgürtet mit einem leinenen Efod [Priesterschurz].
Saul zum König gesalbt
Im ersten Buch Samuel wird berichtet, wie Saul, Sohn des Kisch aus dem Stamm Benjamin, von Samuel zum ersten König Israels gesalbt wird. Diese Salbung erfolgte, nachdem das Volk einen König gefordert hatte. Daraufhin beauftragte G`tt Samuel, Saul zum König zu ernennen (1. Samuel 10,17–27):
Und Samuel rief das Volk zusammen zum HERRN nach Mizpa. Und er sprach zu den Söhnen Israel: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten heraufgeführt und euch aus der Hand Ägyptens gerettet und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrängten. Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, ihn, der euch ein Retter aus all euren Nöten und Bedrängnissen ist, und habt zu ihm gesagt: Einen König sollst du über uns setzen! Nun denn, stellt euch auf vor dem HERRN nach euren Stämmen und nach euren Tausendschaften! Und Samuel ließ alle Stämme Israels herantreten. Da wurde der Stamm Benjamin ⟨durchs Los⟩ getroffen. Und er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Sippen herantreten. Da wurde die Sippe Matri getroffen; da wurde Saul, der Sohn des Kisch, getroffen. Und sie suchten ihn, aber er wurde nicht gefunden. nd sie befragten noch einmal den HERRN: Ist der Mann schon hierhergekommen? Aber der HERR antwortete: Siehe, er hat sich bei dem Tross versteckt. Da liefen se hin und holten ihn von dort. Und als er sich mitten unter das Volk stellte, da war er einen Kopf größer als alles Volk. Und Samuel sagte zu dem ganzen Volk: Habt ihr gesehen, wen der HERR erwählt hat? Denn keiner ist ihm gleich im ganzen Volk. Da jauchzte das ganze Volk, und sie riefen: Es lebe der König! Und Samuel sagte dem Volk das Recht des Königtums und schrieb es in ein Buch und legte es vor den HERRN nieder. Und Samuel entließ das ganze Volk, jeden in sein Haus. Auch Saul ging in sein Haus nach Gibea. Und mit ihm zogen die vom Heer, deren Herz Gott gerührt hatte. Aber einige ruchlose Leute sagten: Wie soll der uns retten? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Aber er tat, als hörte er es nicht. (Elberfelder Bibel)
Samuel salbte Saul mit geweihtem Olivenöl. Dadurch wurde dieser als vom HERRN Erwählter gekennzeichnet und für seine königliche Aufgabe geweiht (1. Samuel 10,1): Und Samuel nahm den Krug mit Öl und goss es auf sein Haupt, und er küsste ihn und sagte: So hat der HERR dich nun zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt!
Sauls Salbung markiert einen bedeutsamen Übergang in der Geschichte Israels. Es ist die Transformation von der Zeit der Richter zu einer Zeit der Königsherrschaft. Das Königtum wird als Gegenmodell zum korrupten Richtertum eingeführt.
Gegenwart des Heiligen Geistes
Im Alten Testament steht die Salbung immer wieder im Zusammenhang mit der Gegenwart des Heiligen Geistes, wie etwa bei Jesaja 61,1:Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden [den Sanftmütigen] frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzen sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen…. (Elberfelder Bibel)
Die Hebräische Bibel beschreibt Samuel als prophetischePersönlichkeit um circa 1000 vor der Zeitrechnung. Außer Mose werden keiner anderen Gestalt so viele Führungsämter zugeschrieben wie ihm: Samuel war Richter, Prophet und Priester.
In 1. Samuel 3,11–14 bietet die Jugendgeschichte kein einheitliches Bild über Samuel. Die Übergabe des aus Rama stammenden Kindes an das Heiligtum in Schilo lässt den Rückschluss auf eine Ausbildung zum Priester zu. In 1. Sam 3,19-21 begegnet er uns hingegen eindeutig als Prophet:
Und Samuel wuchs heran. Und der HERR war mit ihm und ließ keins von allen seinen Worten auf die Erde fallen. Und ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel zum Propheten des HERRN bestellt worden war. Und der HERR fuhr fort, in Silo zu erscheinen; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN. (Elberfelder Bibel)
In der prophetischen Funktion des Fürbitters erscheint Samuel in 1. Samuel 7,2–17:
Und es geschah, dass von dem Tag an, da die Lade in Kirjat-Jearim blieb, eine lange Zeit verging; es wurden zwanzig Jahre. Und das ganze Haus Israel wehklagte hinter dem HERRN her. Da sprach Samuel zu dem ganzen Haus Israel: Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem HERRN umkehren wollt, dann tut die fremden Götter und die Astarot aus eurer Mitte weg! Und richtet euer Herz auf den HERRN und dient ihm allein! So wird er euch aus der Hand der Philister retten. Und die Söhne Israel taten die Baalim und die Astarot weg und dienten dem HERRN allein. Und Samuel sagte: Versammelt ganz Israel in Mizpa! Und ich will den HERRN für euch bitten. Und sie versammelten sich in Mizpa, schöpften Wasser und gossen es aus vor dem HERRN. ⟨Sie⟩ fasteten an demselben Tag und sagten dort: Wir haben gegen den HERRN gesündigt! Und Samuel richtete die Söhne Israel in Mizpa. – Als aber die Philister hörten, dass die Söhne Israel sich in Mizpa versammelt hatten, zogen die Fürsten der Philister gegen Israel hinauf. Und die Söhne Israel hörten es und fürchteten sich vor den Philistern. Und die Söhne Israel sagten zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu dem HERRN, unserm Gott, um Hilfe zu schreien, dass er uns aus der Hand der Philister rettet! Und Samuel nahm ein Milchlamm und opferte es ganz als Brandopfer für den HERRN. Und Samuel schrie zu dem HERRN um Hilfe für Israel, und der HERR erhörte ihn. Es geschah nämlich, während Samuel ⟨noch⟩ das Brandopfer opferte, rückten die Philister heran zum Kampf gegen Israel. Aber der HERR donnerte mit starkem Donner an demselben Tag über den Philistern und schreckte sie, und sie wurden vor Israel geschlagen. Und die Männer von Israel zogen von Mizpa aus und jagten den Philistern nach und schlugen sie bis unterhalb Bet-Kar. Und Samuel nahm einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Schen, und er gab ihm den Namen Eben-Eser [Stein der Hilfe] und sagte: Bis hierher hat uns der HERR geholfen. So wurden die Philister gedemütigt und kamen nicht mehr in das Gebiet Israels. Und die Hand des HERRN war gegen die Philister alle Tage Samuels. Und die Städte, die die Philister Israel abgenommen hatten, kamen wieder an Israel, von Ekron bis Gat. Auch ihr Gebiet rettete Israel aus der Hand der Philister. Und es wurde Friede zwischen Israel und den Amoritern. Und Samuel richtete Israel alle Tage seines Lebens. Und er zog Jahr für Jahr umher und kam nach Bethel, Gilgal und Mizpa und richtete Israel an all diesen Orten. Dann kehrte er nach Rama zurück, denn dort war sein Haus, und dort richtete er Israel. Auch baute er dort dem HERRN einen Altar. (Elberfelder Bibel)
Interessant sind die abschließenden Verse, die die Liste der sogenannten Kleinen Richter (Richter 10,1–5; Richter 12,7–15) nahtlos fortsetzen und mit der Notiz über Samuels Tod in 1. Sam uel25,1 in Verbindung stehen. Demnach war Samuel der Letzte der Kleinen Richter.
Grabstätte im Nationalpark
Unweit des arabischen Dorfes Nabi Samwīl befindet sich im Westjordanland in Zone C, somit unter israelischer Kontrolle, eine spannende archäologische Stätte. Sie liegt im Herzen des Nabi-Schmuel-Nationalparks. Inmitten des Parks, hoch oben auf dem Hügel thronen weithin sichtbar ein Gebäude aus der Kreuzfahrerzeit sowie ein Minarett. Araber nennen den Ort Deir an-Nabi Samwīl – „Kloster des Propheten Samuel“.
Seit der byzantinischen Zeit identifiziert die christliche Tradition diesen 908 Meter hohen Hügel mit Rama, hebräisch für Höhe, dem Ort, an dem der Prophet Samuel begraben wurde (1. Samuel 25,1): Und Samuel starb. Und ganz Israel versammelte sich und hielt ihm die Totenklage, und sie begruben ihn in seiner Heimat in Rama.
Diese Tradition wird von Juden und Muslimen gleichermaßen akzeptiert. Dabei reklamieren beide eine andere Stelle im zentralen Gebäude, einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert und einst von den Kreuzfahrern erbaut, für sich. An der überlieferten Stelle des Samuelsgrabes befinden sich heute eine Synagoge und eine Moschee. Der jüdische Gebetsraum liegt in einer in den Fels geschlagenen Höhle. Eine Treppe seitlich des Vestibüls führt zu ihr hinunter.

Im Islam gilt Samuel, arabisch Samwīl, als ein Gesandter G`ttes, der eine wichtige Rolle bei der Führung des Volkes Israel spielte und als Vorfahre Jesu im christlichen Glauben angesehen wird.
Im Qur’an heißt es in der 2. Sure im Vers 247: Und ihr Prophet (Samuel) sagte zu ihnen: „Seht, Allah hat euch den Saul (arabisch: Talut) zum König eingesetzt.“ Sie sprachen: „Wie soll ihm das Königreich über uns zustehen, wo wir des Königreiches würdiger sind als er und ihm kein ausreichender Besitz gegeben wurde?“ Er sagte: „Fürwahr, Allah hat ihn vor euch auserwählt und ihm großes Wissen und körperliche Vorzüge verliehen. Und Allah gibt sein Königreich, wem er will, und Allah ist allumfassend und wissend.
In Vers 248 heißt es weiter: Und ihr Prophet sprach zu ihnen: „Seht, ein Zeichen seines Königtums ist es, dass die Bundeslade zu euch kommen wird, in der die friedenspendende Gegenwart (Sakina) eueres Herrn ist und alles, was das Haus Moses und das Haus Aaron hinterlassen haben; die Engel werden sie tragen. Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für euch, sofern ihr Gläubige seid.“ (Quelle: Der Koran arabisch-deutsch. Aus dem Arabischen von Max Henning. Überarbeitet und herausgegeben von Murad Wilfried Hofmann, Hugendubel 2001, Diederichs)
Wichtiger Prophet im Islam
Muslime ehren Samuel als wichtigen Boten G`ttes, der die Menschen zur Anbetung des einen G`ttes aufrief. Dies erklärt, warum auch sie sein Grab besuchen und auch an Hannahs Quelle beten, um spirituelle Führung zu suchen. Der muslimische Gebetsraum befindet sich in einem Saal hinter dem Vestibül.

Wechselvolle Geschichte
Ein Blick in die wechselvolle Geschichte erklärt die Bedeutung als archäologische Stätte.
Ein völlig entkräftetes Kreuzfahrerheer näherte sich am 7. Juni 1099 im ersten Kreuzzug Jerusalem. Noch einen Berg mussten die Kreuzfahrer erklimmen, dann erblickten sie das Ziel ihres Kreuzzugs. Den Hügel, von dem aus sie erstmals das langersehnte Ziel sehen konnten, nannten sie Mons gaudii, lateinisch für Berg der Freude.
Endlich: Jerusalem, die Stadt christlicher Sehnsucht, Mittelpunkt der damaligen Vorstellungen von der Welt, lag ihnen zu Füßen. In ihrer Heimat hatten sie im Jahr 1095 und 1096 das Stoffkreuz an ihr Gewand genäht und damit das Gelöbnis, Jerusalem von den Muslimen zurückzuerobern und die heiligen Stätten der Christenheit wieder zugänglich zu machen.
Am 8. Juli 1099 zogen die Kreuzfahrer mit Trompeten und Fahnen und bewaffnet, aber barfuß wie Büßer, in einer Prozession um die Stadt, voran ging der Klerus mit Kreuzen und Reliquien. Auf dem Ölberg sammelten sie sich, flehten G`tt um Erbarmen und Beistand an. Am 15. Juli 1099 eroberten die Kreuzfahrer Jerusalem von den Muslimen zurück. Sie richteten ein Blutbad unter der Bevölkerung an.
Mönch lehnte Geschenk ab
Balduin von Bourcq war von 1100 bis 1118 Graf von Edessa – einer von vier nach der Eroberung Jerusalems gegründeten Kreuzfahrerstaaten im 12. Jahrhundert. Als Balduin II. war er von 1118 bis zu seinem Tod König von Jerusalem. Er schenkte Bernhard von Clairvaux – einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens – den Ort des Samuel-Grabes sowie 1.000 Goldstücke zur Errichtung eines Klosters.
Der Heilige Bernhard fühlte sich geehrt, lehnte aber das großzügige Geschenk ab und bot es 1150 in einem Brief dem Abt von Prémontré an, der es hocherfreut annahm. Im Jahr 1187 wurde das Kloster durch Salah ad-Din (Saladin) erobert. Die Prämonstratenser flohen nach Akko, wo ihr Konvent in der Tochtergründung Sankt Samuel bis zum Fall der Stadt im Jahr 1291 weiter Bestand hatte.
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Im dritten Kreuzzug (1191) sollen Richard Löwenherz, König von England, und sein Heer in Nabi Samuel geweint haben, denn sie konnten Jerusalem nicht erobern. Zu diesem Kreuzzug hatten sich die drei mächtigsten Herrscher Europas im Jahr 1189 verbunden: Der römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) war bereits auf dem Anmarsch in Kleinasien im Fluss Saleph ertrunken.
Nachdem nach langen Anstrengungen und unter hohen Verlusten im Juli 1191 die Eroberung der Hafenfestung Akko gelungen war, trat König Philipp II. von Frankreich überraschend den Heimweg an. Jerusalem blieb unter Salah ad-Dins Kontrolle. Im Zuge der Belagerung von Akko durch die Mamluken ging am 28. Mai 1291 die letzte bedeutsame Bastion des Königreiches Jerusalem verloren.
Kirche in Moschee umgewandelt
Im 17. Jahrhundert wurde die Ruine der Kreuzfahrerkirche in eine Moschee umgewandelt. 1912 erfolgte ein Neubau, der während des Ersten Weltkriegs 1917 schwer durch türkische Artillerie beschädigt und nach Kriegsende wiederaufgebaut wurde.
Die Kreuzfahrerkirche Sankt Samuel besaß eine kreuzförmige Abteikirche, die im Osten vermutlich mit einer Halbkreisapsis schloss. Nördlich des Langhauses besaß die Kirche einen seitenschiffartigen Anbau mit Zugang zum Samuelsgrab, der im Kern erhalten ist. Die „Ellbogensäule“ ist eine architektonische Innovation der Kreuzfahrer. Sie verbindet die Säule, die das Gewicht des Daches auf das Fundament des Bauwerks überträgt, mit der Konsole, die es auf die Wandstärke überträgt. Dieser Säulentyp war üblicherweise mit Blattmustern verziert.
Bei einem Rundgang über das Gelände gibt es einiges zu entdecken, wie etwa Ruinen einer Siedlung aus der Zeit des Zweiten Tempels. Ausgrabungen legten zwei Gebäudereihen frei, die Teil einer Straße in einem großen Wohnviertel aus der Hasmonäerzeit (2. Jahrhundert vor der Zeitrechnung) sind. Alexander Jannäus, 103 bis 76 hasmonäischer König von Juda, vergrößerte das Reich in seiner Ausdehnung. Dies ist eine mögliche Erklärung dafür, warum die Siedlung in Nabi Shmuel aufgegeben wurde.
Persische Siedlung freigelegt
Unter diesen hasmonäischen Gebäuderuinen wurden Überreste einer Siedlung aus der persischen Epoche (6.– 4. Jahrhundert) freigelegt. Krughenkel mit dem gestempelten Wort „Jahad“ deuten darauf hin, dass Nabi Shmuel möglicherweise ein Verwaltungszentrum der Provinz Judäa war. Auch Keramik aus der Zeit des Königreichs Juda wurde entdeckt.
Im nördlich des Zentralgebäudes gelegenen Steinbruch brachen die Kreuzfahrer Steinblöcke, um mit ihnen eine senkrechte Befestigungsmauer von etwa 5 Metern hochzuziehen. Im eingeebneten Gelände errichteten sie Pferdeställe, die Tränken sind noch deutlich zu erkennen.
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In der Mitte des Steinbruchs stehen drei etwa 1 Meter hohe, behauene Felssäulen, ihre Funktion konnte bislang nicht geklärt werden. Einige vermuten, dass sich hier in biblischer Zeit die „Höhe von Gibeon“ befand, zu der – laut biblischem Bericht – König Salomo ging, um ein Opfer darzubringen (1. Könige 3,4–28).
Im zentralen Gebäudekomplex innerhalb der Kreuzfahrerfestung trifft man auf die Überreste einer byzantinischen Weinpresse sowie die Reste eines Ofens, der während der Herrschaft der Mameluken (1291–1517) zum Schmelzen von Metallen genutzt wurde. An der Südseite wurden die Überreste eines Töpferofens entdeckt. In byzantinischer Zeit entwickelte sich eine florierende Töpferindustrie, sie bestand bis in die frühe arabische Zeit fort.
Wir beenden unseren Besuch des Nationalparkes Nabi Schmuel an Hannahs Quelle. Ein Schild zitiert 1. Samuel 1,2–22:
Und Hanna wurde schwanger. Und als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn. Und sie gab ihm den Namen Samuel: Denn vom HERRN habe ich ihn erbeten. Und der Mann Elkana zog mit seinem ganzen Haus ⟨wieder⟩ hinauf, um dem HERRN das jährliche Schlachtopfer zu opfern und sein Gelübde ⟨zu erfüllen⟩. Aber Hanna ging nicht mit hinauf; sondern sie sagte zu ihrem Mann: Wenn der Junge entwöhnt ist, will ich ihn bringen, dass er vor dem HERRN erscheint und dort für immer bleibt.
Im Fels über der Höhle wurden die Eingänge zu Grabhöhlen aus der Zeit des Ersten Tempels entdeckt. In einer Felsnische klemmt ein jüdisches Gebetsbuch. Eine Besuchergruppe steigt den Pfad hinunter und versammelt sich an Hannahs Quelle. Andächtig lauschen die Muslime und Musliminnen den Worten ihres Reiseleiters über Hannah und den Koranversen über den Propheten Samuel.
Eine Antwort
Danke Frau Tegtmeyer,
ein toller Überblick. 😊