Für die Dokumentation „Deutsches Geld für den Terror“ haben ARD-Journalisten Experten zum Thema Terrorfinanzierung befragt. „Follow the money“, folge dem Geld – diese alte Grundregel im Kampf gegen Kriminalität gilt auch hier.
Auch kleine Spendenbeträge von Unterstützern im Ausland seien für große Terror-Organisationen sehr wichtig, betont Hans-Jakob Schindler, Experte für Terrorfinanzierung. Alle ihm bekannten Terror-Organisationen betrieben regelrecht „Crowdfunding“, ergänzt Schindler, der Mitglied in der gemeinnützigen Organisation „Counter Extremism Project“ ist. Diese bekämpft extremistische Gruppen, indem sie Druck auf finanzielle Unterstützungsnetzwerke ausübt.
Im Interview ist (anonymisiert) auch eine junge deutsche Frau zu sehen, die fünf Jahre lang in Syrien an der Seite ihres Mannes, eines IS-Kämpfers, gelebt hat. Die zum Islam konvertierte Frau berichtet: In E-Mails und über Messenger-Dienste werden deutsche IS-Sympathisanten aufgefordert, Geld zu spenden. Ein Gewehr des Typs AK-47 etwa koste 1.000 Euro, ein Magazin dafür 50 Euro, heißt es da.
Aber wie kommen die Spenden ins Kriegsgebiet? Herkömmliche Banken und Bankautomaten gibt es in den Ländern des IS nicht. Auch hier klärt der Film auf: Das passiere über Zahlungsdienste wie „Western Union“, noch wichtiger aber sei ein System namens „Hawala“. Dabei handelt es sich um einen weltweiten Zahlungsverkehr, bei dem Transaktionen in Bargeld erfolgen und auf dem Vertrauen aller beteiligten, ‚Hawaladare‘ genannten Personen fußt. Der Staat bekommt davon nichts mit und kann auch nachträglich keine Transaktion nachweisen.
Hetze und Spenden von „Gaza Now“
Die beiden Rechtsanwälte Martin Heising und Serkan Alkan haben seit vielen Jahren Erfahrung mit Terrorfinanzierung. Im Bericht vertreten sie gerade einen Angeklagten in einem Prozess in Düsseldorf, weil er mehrere Tausend Euro an den IS überwiesen haben soll. Heising und Alkan argumentieren aber, dass das Geld für wohltätige Zwecke gewesen sei, etwa für Waisenhäuser.
Das Gesetz in Deutschland fordert, dass eindeutig nachgewiesen werden muss, dass das überwiesene Geld auch wirklich zur Durchführung terroristischer Akte gedacht war. Da dies sehr schwer ist, komme es nur sehr selten überhaupt zur Anklage wegen Terrorismusfinanzierung, bemängeln Experten.
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Der vielleicht wichtigste Spendensammler für islamistischen Terrorismus im deutschsprachigen Raum lebt im österreichischen Linz: Mustafa A., ein Österreicher mit palästinensischem Pass. Er geriet vor einem Jahr ins Visier der Staatsanwaltschaft Frankfurt, weil er über seinen Telegram-Kanal „Gaza Now“ den Terror verherrlichte und zu Spenden für die Hamas aufrief. Am 27. März 2024 stürmten Beamte seine Wohnung. Insgesamt soll er Spenden in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar gesammelt haben, die zum Teil auch auf Hamas-Konten geflossen sein sollen.
„Gaza Now“ warb auch um Spenden in Krypto-Wallets. Trotz Ermittlungen gehen die Spenden weiter, gemischt mit Propaganda für die Hamas, heißt es im ARD-Beitrag.
Im Interview versichert Jonathan Levon, der den Fall Mustafa A. mit aufgedeckt hat: „Die von ‚Gaza Now‘ gesammelten Gelder wurden an die Hamas weitergeleitet.“ Dies lief demnach über eine humanitäre Organisation, die die Hamas unterstützte.
Kryptowährung werde bei der Terrorfinanzierung immer wichtiger, stellen die Experten des Films fest, sowohl beim Sammeln der Spenden als auch beim Transferieren an die Empfänger. Denn dieses digitale Zahlungssystem überspringe Grenzen. Gleichzeitig erlaube es den Behörden erstmals, Geldflüsse fast in Echtzeit nachvollziehen zu können. Auch bei „Gaza Now“ liefen Transaktionen per Kryptowährung über mehrere Tausend Dollar. Es gebe aber längst Kryptowährungen, die keinerlei Informationen über Geldflüsse mehr erkennen lassen. Das erschwere die Arbeit der Ermittler in der Terror-Bekämpfung.
„ARD Story: Deutsches Geld für den Terror“, 43 Minuten, 21. Oktober, 22:50 Uhr, Das Erste
6 Antworten
Die Feinde Gottes sind sehr kreativ und ideenreich!
Lieber Gruß Martin
@Untertan
Ja, leider. Aber auch die Freunde Gottes wie unser Bischof sind kreativ und ideenreich.
@Untertan
Aber niemals besser als der Ewige! Ihre Zeit ist begrenzt.
Gut, dass die ARD darüber berichtet , man darf nach aller berechtigten Kritik die ÖRR auch mal loben. Was mir aufstösst : Krypto-Währungen, also private Devisen sozusagen, sind immer wieder in Verbrechen verwickelt, sei es in der Terrorfinanzierung oder bei Geldwäsche, bei Lösegeldforderungen und anderem mehr. Warum geht man nicht weltweit gegen dieses System vor. Wer braucht sowas ? Das gilt auch für die obskuren „Finanzdienstleister“, wie ja auch in dem Artikel erwähnt. Danke an Israelnetz für den Programmhinweis.
Man muss dazu sagen, dass Regierungen und Behörden durchaus gegen Kryptowährungen vorgehen, insbesondere gegen jene, die tatsächlich auf Anonymität ausgelegt sind. Es ist mittlerweile extrem schwierig geworden, an wirklich private Kryptowährungen wie Monero zu kommen. Diese wurde auf fast allen großen Kryptobörsen delistet oder der Zugang stark eingeschränkt.
Bei Bitcoin ist die Lage allerdings etwas anders: jede Transaktion ist öffentlich einsehbar und lässt sich über die Blockchain sehr genau zurückverfolgen. Damit eignet sich Bitcoin aus technischer Sicht kaum für verdeckte Geldbewegungen, im Gegenteil, Behörden nutzen genau diese Transparenz, um Zahlungsströme zu analysieren und zuzuordnen.
Sehr gute Doku. Danke für den Tipp. Leider keine Überraschung, dass Geld für humanitäre Hilfe an die Hamas geht.