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Biogas im Garten selbstgemacht

Biogas im eigenen Garten mit Essensresten herstellen, das ermöglicht ziemlich unkompliziert eine Erfindung aus Israel. In Zeiten, in denen mit Energie hausgehalten werden muss, besonders interessant – auch in Entwicklungsländern.
Von Jörn Schumacher

BEIT JANAI (inn) – Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Im eigenen Garten kann der Besitzer einer „HomeBiogas“-Anlage selbst Biogas für den Eigengebrauch herstellen. Als Nebenprodukt entsteht zudem Dünger für den Garten. Der Nutzer spart Geld und Energie und schützt die Umwelt. Ein Konzept, das nun auch die Vereinten Nationen in Entwicklungsländern einsetzen wollen.

Sie sieht aus wie ein schwarzer Kunststoff-Sack, ist etwa so groß wie ein Zweimann-Zelt: Die Biogas-Anlage für den heimischen Garten kann aus Essensresten Gas erzeugen. Von dem Gerät führt eine Gasleitung ins Haus. Hier kann das Gas auch gleich wieder verwertet werden – etwa beim Kochen mit dem Gasherd. Die Anlage wurde von einem israelischen Start-up entwickelt.

Bakterien im Wasser wandeln den Müll in Gas um, erklärt der Mitbegründer und Geschäftsführer von „HomeBiogas“, Oschki Efrati, in einem Fernsehbeitrag. „Das ist wie in unserem Körper. Man füttert das Biogas-System mit Abfällen, und im ‚Magen‘ entsteht die Energie aus den Lebensmittel-Abfällen.“ Aus einem Kilogramm Essensresten erzeugt die Anlage Gas für rund eine Stunde Kochen. Alles geschehe geruchsfrei, sagt der Hersteller.

Hersteller: Anlage hält mindestens 15 Jahre

Seit zwei Jahren bietet die Firma auch eine Bio-Toilette an, die direkt an das System angeschlossen werden kann. Die „HomeBiogas“-Toilette spare über 80 Prozent des Wassers im Vergleich zu einer normalen Toilette.

Jährlich könne man so rund 100 Euro sparen, rechnet der Hersteller vor. Die Anlage kostet rund 1.000 Euro, ihre Lebenszeit beziffert der Hersteller auf mindestens 15 Jahre. Hinzu kommt die Entlastung der Umwelt, denn die Essensreste würden ansonsten ungenutzt in die Atmosphäre gelangen und als Treibhausgas die Klimaerwärmung verstärken. Allein Methan ist ein 84 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid. Als Nebenprodukt der Anlage entsteht Bio-Dünger. Der kann, verdünnt mit Wasser, für den Garten benutzt werden.

Die Erfinder haben die patentierte Anlage ursprünglich entwickelt für Länder, in denen Menschen sonst kaum Zugang zu Energiequellen haben. Doch wegen der gestiegenen Gaspreise nimmt die Nachfrage auch in Ländern der westlichen Welt zu. Insgesamt seien schon rund 15.000 Biogas-Anlagen in über 100 Länder verkauft worden, teilt „HomeBiogas“ mit. Allein aus Deutschland gebe es 2.000 Vorbestellungen. Rund 47 Prozent des Umsatzes gingen bisher auf Verkäufe in Entwicklungsländer zurück.

Offizieller Partner des Landes Israel beim Klimagipfel

Angefangen hatte alles vor zehn Jahren mit drei Freunden und einer Idee. Es folgten viele Jahre der Entwicklung mit zahllosen Tests. Heute beschäftigt die Firma über 90 Mitarbeiter. Der Firmensitz ist im Moschav Beit Janai nahe der Küstenstadt Netanja.

Die Installation ist denkbar einfach. Nur mit Hilfe einer Anleitung kann eine „HomeBiogas“-Anlage vom Kunden selbst aufgebaut werden. Bei warmem Wetter (über 20 Grad Celsius) kann täglich Müll in der Menge von bis zu sechs Litern ins Gerät eingegeben werden, bei eher kaltem Wetter bis zu drei Liter.

Die Gerätschaften sind absichtlich in Schwarz gehalten, damit sie die Sonnenwärme besser absorbieren. Der Kunststoff, aus dem die Anlage besteht, sei zu 100 Prozent recycelbar, sagt der Hersteller. Sandsäcke liegen oben auf dem Gas-Behälter und drücken so das Gas in die Leitung. Dadurch wird die Energie für eine Pumpe vermieden.

Die einfache und wartungsarme Bedienung macht die Gas-Generierung nur aus Essens- und Toilettenresten interessant für Entwicklungsländer. So war „HomeBiogas“ auch einer von zehn offiziellen Vertretern des Landes beim Klimagipfel COP27 im ägyptischen Scharm el-Scheich. Im November unterzeichnete das Unternehmen zudem einen Vertrag mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Es ist nun offizieller Vertreiber der Anlagen in Entwicklungsländern. Die israelische Firma verkaufte bereits Biogas-Anlagen nach Simbabwe und Malawi, nun sollen auch in Ruanda Anlagen installiert werden.

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6 Antworten

  1. Sehr interessant, vermutlich aber insgesamt, wie in etlichen anderen Bereichen in südlicheren Gefielden ganzjährig besser zu nützen als in den nördlicheren Regionen

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  2. Ob man sowas bei uns in Deutshland einfach installieren darf,eine Gasleitung ins Haus,einfach so?
    Außerdem erscheint mir eine Anlage die nur 1000,0 Euro kostet zu billig. Die Gärrestentsorgung
    einfach in den eigenen Garten? so einfach wird das bei uns nicht gehen.

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    1. In Israel ist die Bürokratie genau so eng wie in Germany. Nix da einfach in den Garten kippen. Jeder Haushalt hat eine ans System angeschlossene Toilette. Damit muss das zusätzliche Gerät gekoppelt sein. Eine ordnungsgemäße Rest-Entsorgung ist Pflicht.

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  3. Für den Europäischen und speziell den Deutschen Markt Nicht geeignet, und auch nicht umsetzbar
    Diese Anlage erfüllt weder gültige WHG Vorlagen, noch die TRGs.n DVGW usw.

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  4. Wenn ungereinigtes feuchtes Biogas durch ungeeignete Leitungen in Wohnungen geleitet wird, drängen sich schon die Fragen nach der Vergiftungsgefahr durch Schwefelwasserstoff und nach der Exlposionsgefahr auf, von Umweltbelastungen mal ganz abgesehen.
    Aber wenn sich Verantwortungslosigkeit mit Ignoranz und fehlender Sachkunde verbinden, spielen Vorschriften und das Leben und die Gesundheit von Menschen auch keine besonders große Rolle.
    Nur wenn etwas passiert, sind Menschen mit einer solchen Haltung nicht bereit, den fehler bei sich selbst zu suchen.

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