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Assaf Levitin aus Israel ist Kantor der Hamburger Reformsynagoge

Hamburg hat zum ersten Mal seit der Scho'ah wieder einen jüdischen Kantor. Sein Gesangstalent entdeckte er während des israelischen Militärdienstes.
Von Israelnetz

HAMBURG (inn) – Seine Stimme ist voll, reich an Volumen, souverän, samtig und wuchtig zugleich. Mühelos füllt sie den großen, hohen Saal der Aula der Hamburger Talmud-Tora-Schule, des jetzigen Joseph-Carlebach-Bildungshauses. Es ist die Stimme von Assaf Levitin, dem ersten fest angestellten liberalen Kantor der Jüdischen Gemeinde Hamburg nach der Scho’ah. Zu seiner Amtseinführung Mitte September wurde der Bassbariton von Rabbiner Gábor Lengyel feierlich gesegnet.

An der feierlichen Amtseinführung nahm auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) teil. „Mit Assaf Levitin hat die Jüdische Gemeinde einen ausgezeichneten liberalen Kantor und international angesehenen Musiker gewonnen, der die Reformsynagoge weiterentwickeln wird“, lobte die Senatorin.

Foto: Heike Linde-Lembke
(v.l.) Kantor Assaf Levitin, die Zweite Hamburger Bürgermeisterin Katharina Fegebank und Rabbiner Gábor Lengyel

Assaf Levitin wirkt seit dem 1. Juni in der Reform-Gemeinde, die zur traditionell-orthodoxen Jüdischen Einheitsgemeinde gehört. Er wurde 1972 in Israel geboren, schwärmte als Jugendlicher für den Blues, spielt Schlagzeug, Saxofon und Klarinette. Während seiner Militärzeit bei der israelicshen Armee begann er zu singen, entdeckte sein Talent und studierte nach dem Militärdienst Gesang in Tel Aviv, Saarbrücken und Zürich. Sein erstes Engagement als Opernsänger hatte er in Dortmund.

Rasch trat er auf vielen renommierten Bühnen auf, darunter an der Deutschen Staatsoper Berlin. 2010 nahm er sein Studium im Kantorenseminar am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam auf, kombiniert mit Jüdischen Studien. Heute ist er Kantor (Chasan), Lehrer, Chorleiter, Komponist und Arrangeur. Seit 2014 tritt er für das Kulturprogramm des Zentralrats der Juden in Deutschland mit dem von ihm gegründeten Ensemble „Die Drei Kantoren“ auf, mit dem er jetzt auch in Hamburg Konzerte gibt.

Gemeinsame Wege mit der Reformsynagoge

„Wir freuen uns außerordentlich, Assaf Levitin als ersten liberalen Kantor nach Ende der Scho’ah für unsere Gemeinde gewonnen zu haben, und wir feiern heute nicht nur den Beginn seiner Tätigkeit, wir feiern auch den Beginn unserer Gemeinsamheit mit der Reformsynagoge“, sagte Philipp Stricharz, Vorsitzender der Einheitsgemeinde. Stricharz dankte auch den Mitgliedern der Reformsynagoge: „Danke, dass Sie bei uns geblieben sind, lassen Sie uns jetzt eine gemeinsame Zukunft aufbauen.“ An der Bornplatzsynagoge, die neu aufgebaut werden soll, ist für die Reformsynagoge ein eigenes Zuhause geplant.

„Wir sind glücklich, dass es uns gelungen ist, Assaf Levitin nach Hamburg zu holen“, sagte Michael Heimann, Vorsitzender der Kultuskommission der Reformsynagoge, die nach eigenen Angaben 200 Mitglieder hat. „Vor mehr als sechs Jahren trafen sich Hamburger Jüdinnen und Juden, die mehr Gleichberechtigung und Aufgeschlossenheit wünschten, nun erhalten wir sogar eine eigene Synagoge an der kommenden Bornplatzsynagoge“, freute sich Heimann.

„Als Reformrabbiner mit orthodoxer Abstammung aus Budapest bewundere ich die Vorstands-Entscheidung der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Kantor Assaf Levitin für die Reformsynagoge einzustellen. Ein Kantor ist ein Schaliach Zibur“, lobte Gábor Lengyel, also ein öffentlicher Gesandter. Der Rabbiner ergänzte: „Mit Assafs begnadeter Stimme werden wir alle unsere Seele glücklich machen. Ich wünsche allen Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Hamburg wenige Tage vor Rosch HaSchanah Gottes Segen mit der Stimme unseres neuen Kantors Assaf Levitin.“

Tradition vor der Pogromnacht beleben

Hamburgs erster festangestellter Kantor nach der Scho’ah will die musikalische jüdische Tradition von vor der Reichsprogromnacht 1938 neu beleben. „Vor der Scho’ah war nicht nur Louis Lewandowski der einzige Komponist für die Synagoge. Für Hamburg hat Leon Kornitzer ein liturgisches Buch mit hervorragender Musik verfasst. Kaum jemand kennt diese Musik noch, und das möchte ich ändern“, sagt Levitin.

Außerdem sieht er sich als Komponist für die Gemeinde und möchte, dass die Reformsynagoge einen „musikalischen Fingerabdruck“ hat, teils mit seiner Musik, teils mit den Werken anderer Komponistinnen und Komponisten. Zudem will er einen Chor gründen „und zwar einen gemischten Chor“.

Assaf Levitin fühlt sich in Hamburg als sehr bunter und offener Stadt ähnlich Tel Aviv sehr wohl und hat bereits mit einer israelischen Gemeinde in Hamburg Kontakt geknüpft: „Ich hoffe, dass wir als Reformsynagoge mit den Israelis eine gute Beziehung entwickeln können.“

Bei seiner Amtseinführung begleitete ihn am Flügel der Pianist und Komponist Gennady Tsypin von der Reformsynagoge, Musikautor von mehr als 50 Filmen und 30 Theaterstücken. Er schrieb auch die Filmmusik zu „Auf der Suche nach Jiddisch“, der beim New York City Independent Film Festival 2018 als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde.

Von Heike Linde-Lembke

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