WASHINGTON (inn) – Der syrische Übergangspräsident Achmed al-Schar’a hat eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel vorerst ausgeschlossen. In einem Interview des Senders „Fox“ betonte er am Montag, Israel besetze seit 1967 die Golanhöhen, auf die Syrien Anspruch erhebt. Indes schloss er nicht aus, dass es unter Vermittlung der USA in Zukunft zu derartigen Verhandlungen kommen könne.
US-Präsident Donald Trump (Republikaner) hatte Al-Schar’a am Montag als ersten syrischen Präsidenten überhaupt im Weißen Haus empfangen. Erst am Freitag hatte die US-Regierung ihn von der Liste internationaler Terroristen genommen. Auf ihn war eine Belohnung von 10 Millionen US-Dollar ausgesetzt. Al-Schar’a war langjähriger Anführer der Terrorgruppe Hajat Tachrir asch-Scham, eines Ablegers des Terrornetzwerkes Al-Quaida.
Trump: Erfolg Syriens ist unser Anliegen
Bei dem Treffen nannte Trump den 43-Jährigen einen „sehr starken Führer“. Den USA sei daran gelegen, dass Syrien Erfolg hat. Al-Schar’a sei dafür der Richtige. Das Weiße Haus bemühe sich zudem um eine Verständigung zwischen Syrien und Israel. Zwischen den beiden Ländern laufen Sicherheitsgespräche, die noch vor Jahresende einen Abschluss finden sollen.
Im Rahmen des Treffens schloss sich Syrien formal der Allianz zum Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat an. In den vergangenen Monaten vereitelten syrische Sicherheitskräfte zweimal Anschläge auf Al-Schar’a. Das berichtete die Nachrichtenagentur „Reuters“ am Montag mit Verweis auf Regierungskreise in Damaskus.
Trump und Al-Schar’a sprachen zudem über die Wiedereröffnung der Botschaften in den jeweiligen Ländern. Außerdem verlängerte das Weiße Haus die Aussetzung einiger Sanktionen. Die Aufhebung der schärfsten Sanktionen muss jedoch der Kongress bewilligen.
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Die Trump-Regierung sieht Al-Schar’a als beste Option für ein stabiles Syrien, berichtete die amerikanische Zeitung „Wall Street Journal“ unter Verweis auf Regierungskreise. Andrew Tabler von der Denkfabrik Washingtoner Institut für Nahost-Politik erklärte, Trump setze alles auf Al-Schar’a. Ziel sei es, Syrien von Gegnern wie dem Iran wegzubewegen und näher an die USA, die Golfstaaten und die Türkei zu bringen.
Al-Schar’a: Neue Ära
Gegenüber „Fox“ sagt Al-Schar’a, Syrien beschreite eine neue Ära. Dabei gehe es um eine „neue Strategie gemeinsam mit den USA“. Mit Blick auf zukünftige Investitionen in sein Land will Al-Schar’a Syrien als „geopolitischen Verbündeten“ verstanden wissen.
Al-Schar’a hatte mit seinen Kämpfern Anfang Dezember das Regime von Baschar al-Assad gestürzt. Im Januar erklärte er sich zum Übergangspräsidenten. Bei westlichen Diplomaten stößt er auf Zuspruch. Neben Trump findet er vor allem in dem französischen Präsidenten Emanuel Macron (Renaissance) einen Förderer.
Der Besuch in Washington war indes die zweite Reise Al-Schar‘as in die USA: Im September hielt er in New York eine Rede vor der UN-Generalversammlung. (df)
5 Antworten
Eine Normalisierung mit Israel strebt Al-Scharia nicht an. Erdogan ist absolut dagegen.
Es ist zwar die Hoffnung von Trump u.a., dass die neue Syrische Regierung besser ist, aber ich befürchte noch große Enttäuschungen, denn die neue Regierung unterdrückt Minderheiten, so wie auch die Christen und die Drusen.
Es ist eine große Gefahr, dass eine Eskalation bald wieder kommen wird…
Trump sieht Al Scharaa als die beste Option für Syrien. Er hat ja aber auch nicht wirklich eine Wahl. Er sagte, er komme gut aus mit „dem Wolf im Schafspelz“ und dieser sei ein starker Führer. Ein starker Führer, der von Israel als Besatzungsmacht spricht und keine Normalisierung möchte. Na toll.
Kann mir jemand meine Zweifel nehmen? Ich habe immer das ungute Gefühl, eines Tages entpuppt er sich und zeigt sein wahres Ich. Hoffentlich irre ich mich.
Träum weiter, ehemaliger Terrorist von Al Kaida. Golanhöhen sind für Israel überlebenswichtig. Dazu eine Frage? Wie kann man nur so einen “ Menschen“ ins Weisse Haus einladen? Manchmal vermute ich, mit Diktatoren, Autokraten, Terroristen, Mullahs usw. wird gerne Geschäfte gemacht. Shalom
Für Trump ist der syrische Präsident also ein „sehr starker Führer“. Fragt sich nur, wo er hinführt. Dass neben Trump auch Macron ihn umschwänzelt, bestärkt mich in meiner Skepsis, höflich ausgedrückt. Schau‘ mer mal…