Getrübte Chanukka-Freude nach Anschlag

Der Beginn des Chanukkafestes ist geprägt von der Trauer über die Opfer des Anschlages in Sydney. Die Israelis haben zudem die letzte Geisel im Blick. Doch sie preisen auch Gottes Wunder.
Von Israelnetz

JERUSALEM / SYDNEY (inn) – Nach dem tödlichen Terroranschlag auf Juden in Australien ist die Freude beim Chanukkafest auch in Israel getrübt. Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) erklärte: „Chanukka hat dieses Jahr mit Freude, vermischt mit Trauer, begonnen. Juden in Australien und Juden in aller Welt entzünden neben Chanukkalichtern auch Lichter im Gedenken an diejenigen, die bei dem entsetzlichen Terroranschlag in Sydney ermordet wurden.“

Am Sonntag hatten zwei Männer das Feuer auf feiernde Juden am Bondi-Strand in Sydney eröffnet. Sie ermordeten 15 Juden im Alter zwischen zehn und 87 Jahren. Unter den Toten ist ein Holocaust-Überlebender. 42 Menschen erlitten Verletzungen. Bei den Tätern handelt es sich um Vater und Sohn.

Nach 80 Jahren sei Antisemitismus wieder Mode, sagte Sa’ar. „Es ist eine schockierende Tatsache – aber immer noch eine Tatsache –, dass 2025 Juden in aller Welt gejagt werden.“ Dafür stünden Slogans wie „Globalise the Intifada“. Sie müssten verboten werden. Das habe er auch der australischen Außenministerin Penny Wong (Labor) gesagt.

Der Minister zitierte den Begründer des zionistischen Revisionismus, Se’ev Jabotinsky: „Denn wenn der Feind aus dem Hinterhalt herausbricht, dann werden wir uns erheben und mächtig stehen: Lang lebe die Jugend, lang lebe das Schwert. Lang lebe das makkabäische Blut.“ Das Licht werde die Finsternis überwinden, ergänzte Sa’ar: „Wir werden die Kerzen entzünden. Ein großes Licht in einer Welt, wo Dunkelheit Überhand nimmt.“

Herzog: Zurückgekehrte Geiseln sind Wunder

Staatspräsident Jizchak Herzog entzündete das erste Licht am Chanukka-Leuchter, der Chanukkia, im Beisein ehemaliger Geiseln. Zur Zeremonie gehört der Segensspruch: „Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der Wunder an unseren Vätern tat, in jenen Tagen, in dieser Zeit.“

Dazu sagte Herzog: „800 Tage nach jenem furchtbaren Tag des 7. Oktober, Simchat Tora, gibt es kein größeres Wunder als das: hier und überhaupt die Entführten zu sehen, die zurückgekehrt sind aus dem Tal des Todesschattens, über all unsere Gedanken und Gebete hinaus.“ Mit dem „Tal des Todesschattens“ zitierte das Staatsoberhaupt aus Psalm 23,3.

Auch die Familie von Ran Gvili nahm an der Feier zum Auftakt des achttägigen Festes teil. Der Polizist wurde am 7. Oktober 2023 im Kampf gegen Terroristen getötet. Er ist die letzte Geisel, die sich noch im Gazastreifen befindet. Herzog forderte die Herausgabe des Leichnams.

Die Angehörigen waren auch beim Lichtzünden in der nationalen Polizeiakademie in Beit Schemesch – mit Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke). Netanjahu versprach, sich für die Rückgabe des Leichnams von Ran Gvili einzusetzen. Er kritisierte die Politik der australischen Regierung, die antisemitische Angriffe begünstige.

Mahnwachen und Lichtzünden in Australien

Einen Tag nach dem Anschlag hielten Australier am Montag Mahnwachen in den Städten Sydney und Melbourne ab. Sie legten Blumen nieder und entzündeten die zweite Chanukkakerze. Auch Politiker nahmen an den Gedenkveranstaltungen teil.

Am Bondi-Strand sagte Rabbi Yossi Shuchat: „Gestern war ein tragisches Ereignis, das Worte nicht erklären können. Licht wird immer überdauern; Dunkelheit kann nicht fortdauern, wo es Licht gibt.“ In Melbourne besuchten mehr als 2.000 Menschen eine Synagoge in einem jüdisch geprägten Stadtteil.

Im Hyde-Park von Sydney sprach Bilal Rauf vom australischen Imamrat der jüdischen Gemeinschaft sein Beileid aus. Der Anschlag erinnere seine Glaubensgemeinschaft an den Angriff auf Muslime im neuseeländischen Christchurch 2019, bei dem 50 Menschen ermordet wurden. „Wir verstehen den Schmerz und die Trauer unserer jüdischen Brüder und Schwestern. Deshalb sagen wir laut und deutlich: Wir stehen an eurer Seite.“ Rabbi Jeffrey Kamins umarmte den Imam daraufhin.

Die Attentäter, der 24-jährige Naveed Akram und dessen 50-jähriger Vater Sajid Akram, sollen dem IS nahestehen. Ihrer Familie hatten sie gesagt, sie wollten am Wochenende Fischen gehen. Der Vater wurde von Sicherheitskräften erschossen, der Sohn verletzt und festgenommen. Er befindet sich unter polizeilicher Überwachung im Krankenhaus.

Weltweite Verurteilungen

Politiker weltweit verurteilten den Terroranschlag. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach von einem „Angriff auf unsere Werte“. US-Präsident Donald Trump (Republikaner) prangerte ihn ebenso an wie der zukünftige Bürgermeister von New York, Zohran Mamdani. Der Demokrat nannte das Attentat einen „abscheulichen Akt des antisemitischen Terrors“.

Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in Ramallah verurteilte „den Angriff in der australischen Stadt Sydney, der zum Tod und zur Verwundung einer Anzahl von Leuten führte“ und kondolierte den Angehörigen. Dass der Anschlag Juden galt, wurde nicht erwähnt. Stattdessen hieß es laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA, der „Staat Palästina“ lehne alle Formen von Extremismus und Gewalt ab, darunter auch das Töten von Terroristen. „Der Staat Palästina verurteilte auch Israels fortdauerndes Töten von Zivilisten in Gaza und dem Westjordanland.“

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmaeil Baghaei erklärte: „Terror und das Töten von Menschen, wo auch immer es begangen wird, wird abgelehnt und verurteilt.“ Auch Jordanien, Katar, der Libanon, Saudi-Arabien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate prangerten den Angriff an. UN-Generalsekretär António Guterres schrieb: „Mein Herz ist bei der jüdischen Gemeinschaft weltweit an diesem ersten Tag von Chanukka.“

Der australische Premierminister Anthony Albanese (Labor) sprach der jüdischen Gemeinschaft zu: „Wir stehen euch zur Seite, wir umarmen euch und wir bestätigen heute Abend, dass ihr jedes Recht habt, stolz auf das zu sein, was ihr seid und was ihr glaubt.“ Juden hätten das Recht, in Frieden und Sicherheit ihren Glauben auszuleben, zu lernen, zu arbeiten und zu leben. Er forderte eine Verschärfung der Waffengesetze.

Muslim rettete viele Juden

Unterdessen feiert Australien einen „Helden“, der 2006 aus Syrien auf den Subkontinent kam: Der 43-jährige Obsthändler Ahmed Al Ahmed trank mit einem Freund Kaffee, als er die Schüsse hörte. Er schlich sich von hinten an einen der Angreifer an und entwendete ihm mit einem Ringergriff die Langwaffe. Der andere Attentäter schoss auf ihn und fügte ihm schwere Verletzungen zu.

Seine Eltern, Mohamed Fateh Al Ahmed und Malakeh Hasan Al Ahmed, leben erst seit ein paar Monaten in Australien. Sie erzählten dem australischen Sender „ABC News“, ihr Sohn hätte alles getan, um Menschen zu schützen, unabhängig von deren Hintergrund. Ihm sei vier- bis fünfmal in die Schulter geschossen worden, mehrere Kugeln steckten noch im Körper.

Trump erwähnte den Vater von zwei Töchtern lobend in einer Rede im Weißen Haus: Er habe „viele Leben gerettet“, sagte der US-Präsident. „So ein mutiger Mensch, der jetzt im Krankenhaus ist, ernsthaft verwundet. Also, großer Respekt für das, was er tat.“

Die Eltern haben die Regierung um Hilfe gebeten, damit ihre beiden anderen Söhne aus Deutschland und Russland herkommen und die Familie unterstützen können. Denn sie selbst seien zu alt, um sich um ihre Enkelkinder zu kümmern.

„Ein wahrer Held“

Der Premier von New South Wales, Chris Minns (Labor), würdigte Al Ahmed auf X: „Ahmed ist ein wahrer Held. Letzte Nacht hat sein unglaublicher Mut zweifellos unzählige Leben gerettet, als er einen Terroristen mit hohem persönlichem Risiko entwaffnete.“

Netanjahu lobte Al Ahmed ebenfalls: „Wir haben die Aktion eines mutigen Mannes gesehen“, sagte er am Sonntag in der wöchentlichen Kabinettssitzung. „Ein mutiger Muslim, und ich salutiere ihm dafür, dass er einen der Terroristen aufgehalten hat, der unschuldige Juden töten wollte.“ (eh)

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9 Antworten

  1. Al Ahmad, der für jüdisches Leben kämpfende muslimische Obsthändler, möge genesen, sein
    Leben, seine Familie, sein Haus mögen wachsen und gedeihen, und er möge unter die Gerechten unter den Völkern gezählt werden. Alt möge er werden und weise sein.
    SHALOM

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  2. Wir leben in einer Welt, in der auch die fröhlichen Festtage, so wie Chanukka, getrübt ist.
    Die Welt ist zum Weinen, das gilt das ganze Jahr über, die Anschläge nehmen zu, leider nehmen nicht die engagierten Politiker/innen zu, die gegen den Antisemitismus kämpfen.
    Es ist eine traurige Zeit, allen Angehörigen in Sydney meine Anteilnahme.
    DIE WELT ist ZUM WEINEN !

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  3. Danke Ahmed al-Ahmed für das schnelle und tapfere handeln. Damit sind weitere Leben an diesem grauen Tag gerettet worden.

    Mitleid mit allen Angehörigen und mit der jüdischen Gemeinde in Australien.

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  4. Ich bin froh, dass ein Muslim jüdische Menschen rettet, denn das gibt Hoffnung in einer von der Dunkelheit angegriffenen Welt in der das Licht Sieger bleibt! Schönes Chanukkah und den Segen Gottes für die Menschen guten Herzens.
    Johannes 1 ff.
    1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

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  5. Von den Provokateuren erwarte ich keine Beileidsbekundungen mehr, ich hegte wohl zu viel Hoffnung auf ein wenig Menschlichkeit. Auch wird es denen wohl gegen den Strich gehen, daß ausgerechnet ein moslemischer Syrer Juden vor dem Tod bewahrt hat.
    Ja, es gibt sie, diese Helden, auch unter dem Halbmond, das macht sie um so wertvoller.
    SHALOM HA CHANUKKA

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  6. Ich wünsche dem mutigen Moslem, dass er den Herrn Jesus kennenlernt und wieder ganz gesund wird!
    Lieber Gruß Martin

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