Das Jahr 2025 ist ein Jubeljahr für die römisch-katholische Kirche. Im „Heiligen Jahr“ werden Millionen von Pilgern sich auf den Weg nach Rom machen, um dort die Heilige Pforte zu durchschreiten.
Den Ursprung für das Jubeljahr finden wir in der Hebräischen Bibel im Wochenabschnitt Behar (3. Mose 25,1–26,2). Er führt das Erlass- und das Jobeljahr ein. Eine Zusammenfassung: Jedes siebte Jahr ist ein Schabbatjahr für den Grund und Boden, es soll weder gesät noch geerntet werden. Das Verbot gilt nur für die Anhäufung der Ernte, es darf weiterhin gepflückt werden.
Das Schmitta-Jahr, auch Schabbaton genannt, eingedeutscht Sabbatjahr, ist gemäß der Tora ein Ruhejahr für das Ackerland in Israel. Hiervon leitet sich das Konzept des Sabbaticals ab. Für diese Zeit können landwirtschaftliche Flächen und Plantagen als Hefker, als vorübergehend „verlassenes Eigentum“, gekennzeichnet werden, dessen Früchte für jedermann frei zugänglich sind.
Ein Jobeljahr ist gemäß 3. Mose 25,8–55 nach dem siebten der alle sieben Jahre stattfindenden Sabbatjahre, demnach jeweils im 50. nach 49 Jahren. Die Israeliten werden angehalten, ihren Untergebenen alle Schulden zu erlassen, sie aus der Schuldsklaverei zu entlassen und ihnen ihr Erbland zurückgeben. Das biblisch gebotene Erlassjahr sollte ein Neubeginn und Hoffnungsschimmer für Freie und Unfreie sein.
Hebräische und lateinische Bezeichnungen
Das Jobeljahr hat seinen alttestamentlichen Namen von dem Widderhorn (hebräisch jôbel), durch dessen Blasen es eröffnet wurde. Hier findet sich vermutlich der Ursprung des Jobels beziehungsweise Jubels im deutschen Wort Jubeljahr. Im Lateinischen wurde aus jôbel neben der unübersetzten Form iobeleus – so schreibt es die Vulgata, die lateinische Bibelübersetzung aus dem späten 4. Jahrhundert und größtenteils das Werk von Hieronymus – später das ähnlich klingende Wort iubilaeus. Es lässt an iubilare „jubeln“ denken. „Jubiläum“ und „Jubeljahr“ leiten sich davon ab.
Der Reformator Martin Luther nannte das Jobeljahr „Halljahr“, denn er ging in seiner Übersetzung auf „Posaune“ zurück. So klingt es in der Bibel: „… das Land gehört mir, und ihr seid Fremdlinge und Gäste bei mir.“ Im Jobeljahr soll verkauftes Land an seine ursprünglichen Besitzer zurückgegeben und Sklaven müssen freigelassen werden.
Wie das Schmitta-Jahr ist es ebenfalls ein Jahr, in dem Felder brachzuliegen haben. Arme sollen mit zinsfreiem Geldverleih unterstützt werden. Das Jobeljahr ist eine ökonomische Bürde. Da man in diesen Jahren auch nicht säen darf, wird erst wieder im Jahr 51 ausgesät und folglich gibt es erst im 52. Jahr wieder zu essen. Dies bedeutet, dass bei Einhaltung des biblischen Gebots die Landwirtschaft gut vier Jahre lang im Lockdown ist, wenn ein Jobeljahr ansteht.
Hoffen auf biblische Verheißung
Der moderne Staat Israel versucht, das Jobeljahr wieder einzuführen, einige landwirtschaftliche Betriebe halten sich bereits daran. Sie hoffen darauf, dass sich bei Einhaltung des Jobeljahrs eine biblische Verheißung erfüllen könnte: „Darum haltet meine Satzungen und bewahrt meine Rechtsbestimmungen und tut sie; so sollt ihr sicher wohnen in eurem Land! Und das Land soll euch seine Früchte geben, dass ihr esst bis zur Sättigung und sicher darin wohnt.“
Andere nutzen ein gesetzliches Schlupfloch, es wurde während der schweren Anfangsjahre Israels angewandt: Die Landwirte verkaufen ihre Felder übergangsweise an Nichtjuden, um sie dann von ihnen zu pachten. So werden die landwirtschaftlichen Flächen weiter genutzt und liegen nicht brach.
Katholisches Jubeljahr
Das römisch-katholische Jubeljahr geht auf das jüdische Erlassjahr zurück, das im Buch Levitikus (3. Mose) als g`ttliches Gebot aufgeführt isƒt: „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr“.
Im Jahr 1300 rief Papst Bonifatius VIII. das erste Heilige Jahr (annus sanctus) der römisch-katholischen Kirche aus. Ähnlich dem Schuldenerlass während des jüdischen schnat hajovel war das christliche Jubeljahr darauf ausgelegt, Gläubigen die Chance auf einen vollkommenen Ablass und damit einen Neuanfang zu geben.
Voraussetzung für diesen Neuanfang war, dass sie nach Rom pilgern, um dort die Sakramente der Buße und der Eucharistie zu empfangen und die Heilige Pforte der Apostelkirche durchschreiten. Es war auch Papst Bonifatius VIII., der festlegte, dass Katholiken alle hundert Jahre ein Jubeljahr anlässlich der Geburt Jesu Christi begehen sollten.
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Dieser festgelegte Turnus von einhundert Jahren wurde bereits 43 Jahre später von Papst Clemens VI. auf fünfzig herabgesetzt. Denn Jesus predigte, dass das Gnadenjahr des Herrn gekommen sei, das Jubeljahr, das alle 50 Jahre stattfindet, der Tag, an dem Erlösung und G`ttes freie Gaben im Überfluss vorhanden sind. Im Jahr 1389 wurde der Turnus von Papst Urban VI. erneut geändert: Der Pontifex setzte die Zeitspanne zwischen den Jubeljahren auf 33 Jahre – das Alter Jesu Christi bei seiner Kreuzigung – herab.
Zwischen 1390 und 1450 gab es gar fünf Jubeljahre. Diesem Durcheinander setzte Papst Paul II. im Jahr 1470 ein Ende. Er bestimmte, dass ab sofort Jubeljahre in einem Abstand von 25 Jahren begangen werden sollten. Damit wollte er auch sicherstellen, dass jede Generation einmal im Leben die Möglichkeit bekommt, ein „Heiliges Jahr“ erleben zu können.
Heilige Pforte öffnen
Im Jahr 1500 führte Papst Alexander XI. einen Ritus zur Eröffnung des „Heiligen Jahrs“ ein, der bis heute – abgesehen von einer kleinen Abwandlung – befolgt wird. Mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am 24. Dezember wurde das „Heilige Jahr 2025“ offiziell eingeläutet, enden wird es mit der Schließung der Heiligen Pforte am 6. Januar 2026.
Der erste Pilger, der die Schwelle überschreitet, ist immer der Bischof von Rom, somit der jeweils amtierende Papst. Der kürzlich verstorbene Pontifex Franziskus hat das Heilige Jahr 2025 als eine Zeit der Erneuerung ausgerufen, das Motto lautet „Pilger der Hoffnung“. Am 24. Dezember 2024 nahm der gesundheitlich angeschlagene Papst die Zeremonie nicht selbst vor, sondern überließ sie dem „Hausherrn“, Kardinal Baldassare Reina. Er stieß das große und schwere Bronzeportal an der 1.700 Jahre alten Basilika auf.
Es steht nur während der „Heiligen Jahre“ offen – mit einer Ausnahme, dem außerordentlichen „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015“ zum 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils. Am 29. November 2015 öffnete Papst Franziskus in der Zentralafrikanischen Republik im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Afrika die Heilige Pforte der Kathedrale Notre-Dame von Bangui.
In der Vatikanbasilika wird die Öffnung der Heiligen Pforte zum ersten Mal an Weihnachten 1499 erwähnt. Auf Wunsch von Papst Alexander VI. sollte sie nicht nur in der Lateranbasilika, sondern auch in weiteren römischen Basiliken geöffnet werden. Die Heilige Pforte im Petersdom ist die bekannteste und die erste, die zu Beginn eines Jubeljahres geöffnet wird, gefolgt von vier weiteren Portalen: San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern Roms. Die fünfte im Bunde ist eine eigens eingerichtete Heilige Pforte in einem römischen Gefängnis.
Weg der Umkehr
Nach dem Ritus der Pfortenöffnung, dem der Papst vorsteht, bleibt das Tor das ganze Jahr über geöffnet. Mit dem Überschreiten der Türschwelle begeben sich Pilger und Pilgerinnen auf den Weg der Umkehr durch die Begegnung mit Christus, der „Tür“, die Christen und Christinnen mit dem Vater verbindet und wo die Umkehr besiegelt wird. In Johannes 10,9 spricht Jesus: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. (Elberfelder Bibel)
Auch im spanischen Galicien erwartet in Santiago de Compostela in der Kathedrale Pilger und Pilgerinnen ebenfalls eine Heilige Pforte. Sie ist der Endpunkt des beliebten Jakobs-Weges, einer Anzahl von Pilgerwegen durch Europa.
Die Reformation hatte das Pilgern verworfen. Es sei ein „Narrenwerk“, erklärte Martin Luther und verglich es gar mit dem Ablasshandel. Mittlerweile wird das Pilgern auch unter Protestanten und Protestantinnen immer beliebter, wobei es nach evangelischem Verständnis beim Pilgern nicht um eine religiöse Leistung geht, sondern um ein Wandern mit G`tt auf den Spuren der Mütter und Väter im Glauben. Die vermeintliche Grabstätte des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela entwickelte sich im Mittelalter neben Rom und Jerusalem zu einem Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt.
Israel erwartet im christlichen Jubeljahr 2025 einen Zustrom an Pilgern und Pilgerinnen.
3 Antworten
Israel erwartet im christlichen Jubeljahr 2025 einen Zustrom an Pilgern: unser katholischer Bischof, bester Bibelkenner von allen, sitzt auf gepackten Koffern.
Jede Kirche lebt auf, wenn sie sich auch heute noch mit Rabbis zusammen setzt und über die Heiligen Schriften diskutiert! Gesegnet sei das Heilige Land und möge Israel sicher darin wohnen und ein Segen für alle sein. *Shalom
Vielen Dank für den Bericht. Es ist interessant zu erfahren, wie das Heilige Jahr der Römisch-Katholischen Kirche mit dem Jüdischen Ursprung zusammenhängt.
Möge das Heilige Jahr noch besser werden, mit dem neuen Papst, aber hoffentlich auch mit besseren Nachrichten aus Israel und von der Ukraine.