Kraftvolles Bibelquiz und Generalprobe statt „Aufführung“

Beim Bibelquiz für Jugendliche besiegt ein Israeli einen US-Amerikaner. Statt der abgesagten Fackelzeremonie wird die Generalprobe im Fernsehen gezeigt.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Ein Zehntklässler aus der israelischen Stadt Petach Tikva hat am Donnerstag in Jerusalem das internationale Bibelquiz für Jugendliche gewonnen. Sein schärfster Kontrahent aus den USA musste sich ihm nur knapp geschlagen geben.

Der Bibelwettbewerb gehört zum Programm des israelischen Unabhängigkeitstages (Jom HaAzma’ut), der am Mittwochabend begann. Er wird live im Fernsehen übertragen. Vorsitzender der Jury ist der Knessetsprecher. Im Finale traten 16 Jugendliche gegeneinander an. Neben Israelis kamen dafür Jungen und Mädchen aus Großbritannien, Kanada, Mexiko, Panama, Südafrika und den USA ins Jerusalemer Nationaltheater.

Das Quiz stand unter dem Thema „Stärke“. Das entsprechende hebräische Wort „os“ setzt sich aus den Buchstaben Ajin und Sajin zusammen. Sie haben die Zahlenwerte 70 und 7. In der Summe ergibt sich, passend zum 77. Jahrestag der Staatsgründung, die Zahl 77.

Der Jom HaAzma’ut richtet sich nach dem jüdischen Kalender. Als David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung verlas, war der 5. Ijar 5708. Da der Jahrestag in diesem Jahr auf einen Schabbat fällt, begingen die Israelis den Nationalfeiertag bereits am 3. Ijar.

Gebet für Feuerwehrleute und Geiseln

Knessetsprecher Amir Ochana (Likud) zitierte in einem Grußwort Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ Juden sollten gemeinsam gegen alle Feinde und gegen Antisemitismus angehen und die Bibel studieren. „Und nur gemeinsam werden wir siegen.“ Ochana erinnerte an den Auftrag, Kinder und auch Urenkel die Bibel zu lehren – also auch Juden, die noch gar nicht geboren wurden.

Der Politiker betete für alle Soldaten im Einsatz und für die Feuerwehrleute, die einen Großbrand in den Jerusalemer Wäldern bekämpfen mussten. „Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen“ (Jesaja 43,2), zitierte er erneut die Bibel. Weitere Anliegen waren eine baldige Heilung für alle Verletzten, eine schnelle Rückführung der Geiseln und Segen für den 77. Unabhängigkeitstag.

Biblische Ereignisse und Schnellraterunde

Im ersten Teil des Wettbewerbes musste jeder Kandidat eine Frage zu einem biblischen Ereignis beantworten. Dann sollte er eine andere Bibelstelle nennen, in der eine ähnliche Begebenheit geschildert wird. Eine Frage lautete etwa: „Wie sollten Josefs Brüder beweisen, dass sie keine Spione sind?“ In der Folgefrage ging es dann darum, in welcher anderen Geschichte ebenfalls Unschuldige als Spione verdächtigt werden.

Für jede Antwort gab es bis zu vier Punkte. Die Fragen wurden auf Hebräisch gestellt, ausländische Kandidaten konnten aber auch auf Englisch oder Spanisch antworten. Die acht besten Kandidaten erreichten die zweite Runde. Dort mussten sie unter vier Namen die biblische Persönlichkeit nennen, die nicht zum Stamm der drei anderen gehört.

An diese Frage schloss sich eine Schnellraterunde an: Sieben Fragen in 77 Sekunden. Quer durch die Hebräische Bibel ging es um Namen, Könige, Begräbnisorte oder Zahlen. Danach waren Ilan Ram aus den USA und der Israeli Elad Janir punktgleich. Im Stechen konnte sich der 16-jährige Elad Janir durchsetzen.

Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) bezeichnete die Teilnehmer des Wettbewerbes als „Champions“. Er zitierte die ehemalige Geisel Agam Berger: „Einen Weg des Glaubens habe ich gewählt, und auf einem Weg des Glaubens bin ich zurückgekehrt.“ Ausgerechnet, als es um den Namen seines Sohnes ging, geriet der sonst sichere Regierungschef durcheinander: Er sprach von „Abraham“ und fragte letztlich die Zuschauer: „Wie heißt er nochmal?“ Das fachkundige Publikum konnte ihm mit Avner den richtigen Namen nennen. Dieser hatte vor 15 Jahren beim Bibelquiz den dritten Platz belegt.

Der Leiter der Jewish Agency, Doron Almog, führte in einem Grußwort Beispiele für Aufgaben an, „die größer sind als wir“. Biblische Persönlichkeiten hätten dafür die Kraft bekommen. So sei Abraham auf Gottes Geheiß aus seinem Vaterhaus in ein unbekanntes Land ausgezogen. Mose habe 40 Jahre lang das Volk Israel geführt. Auch David bei seinem Kampf gegen Goliat und Jael bei ihrem Sieg gegen Sisera hätten aus dieser Kraft gehandelt. Almog zitierte Psalm 29,11: „Der HERR wird seinem Volk Kraft geben; der HERR wird sein Volk segnen mit Frieden.“

„Wichtiger Bestandteil des Bildungssystems“

Bildungsminister Joav Kisch dankte in seiner Ansprache den Feuerwehrleuten, Rettungskräften und Freiwilligen, die die Nacht hindurch im Namen des Staates Israel gearbeitet hätten. Der Likud-Politiker ergänzte: „Unsere Gebete sind bei euch, dass ihr wohlbehalten von der Mission zurückkehrt.“

Das Bibelquiz bezeichnete Kisch als „wichtigen Bestandteil des Bildungssystems“. Die Hebräische Bibel sei ein Wegweiser. Er zitierte 2. Mose 30,12: „Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Generalprobe als Ersatz für Fackelzeremonie

Traditionell beginnt der Jom HaAtzma’ut am Vorabend mit einer Zeremonie auf dem Jerusalemer Herzl-Berg, bei der zwölf symbolische Fackeln entzündet werden. Sie stehen für die biblischen Stämme Israels. Wegen starker Winde und des Großbrandes westlich von Jerusalem sagte das zuständige Verkehrsministerium die Veranstaltung jedoch ab.

Als Ersatz übertrug das israelische Fernsehen eine Aufnahme der Generalprobe vom Montag. Dabei fehlten die Videoeinspieler, die normalerweise die Fackelanzünder vorstellen. Das Thema lautete: „Gescharim schel Tikva“ – „Brücken der Hoffnung“. Jedes Jahr wählt eine Jury Bürger für die Zeremonie aus, die sich in besonderer Weise um Israel verdient gemacht haben.

Auch bei der Probe für die abgesagte Feier gab es biblische Bezüge. In einer Videobotschaft zitierte Netanjahu aus Hiob 12,16. Dort heißt es über Gott: „Bei ihm ist Kraft und Einsicht.“

Fackel der Geiseln macht Auftakt

Leere gelbe Stühle wiesen auf die 59 Geiseln hin, die sich noch im Gazastreifen befinden. Als erste wurde die Fackel der Geiseln entzündet. Dafür waren Eli Scharabi und Emily Damari vorgesehen. Scharabi, der am 8. Februar freikam, war zum Zeitpunkt der Generalprobe noch im Ausland unterwegs, um auf die Notlage der Entführten aufmerksam zu machen.

Emily Damari entzündete die Fackel unter anderem im Namen der 59 verbliebenen Geiseln, ihrer Mitgefangenen, der Sicherheitskräfte und der Trauernden. Weiter sagte die 28-Jährige: „Zu Ehren des Heiligen, gepriesen sei Er, der mir die Kraft gab, die Geiselhaft zu überleben und auf meinen Füßen in den Staat und zu dieser Zeit zurückzukehren, die ich so sehr liebe.“

Für Soldaten und deren Familie

Die Fackel der Armee steckten Inbar Ben-Simon, die Frau eines Reservisten, sowie der drusische Soldat Fais Fares und die Reservistin Hagit Alon Elharrar an. Sie würdigten damit die Partner von Soldaten und Reservisten und deren Kinder sowie Soldaten, Kommandeure, Gefallene und trauernde Angehörige.

„Gegenseitige Bürgschaft“ symbolisierte eine weitere Fackel. Schai Graucher, Chaim Taib und Orli Robinson entzündeten sie gemeinsam. Alle drei kümmern sich mit verschiedenen Initiativen um Menschen, die direkt vom aktuellen Krieg betroffen sind. Die Fackel widmeten sie unter anderem den Babys, die nach Kriegsbeginn geboren wurden und ihre gefallenen Väter nicht kennenlernen. Auch alle, die Brücken des Friedens bauen, wurden genannt.

Die Fackel für die „Brücke zur Welt“ steckten der Basketballer Omri Casspi, der politische Kommentator in den USA Ben Shapiro und die britische Juristin Natasha Hausdorf in Brand. Sie machten auf die israelische Hightech-Industrie, Sportler und das „Land von Helden und Träumern“ aufmerksam. Außerdem ging es um Menschen, die „für Israels angestammtes Recht“ kämpfen, zu existieren, aufzubauen und sich zu verteidigen.

Um Geistesstärke ging es bei der Fackel, die der trauernde Vater Rafael Arvas, der Verantwortliche des Friedhofes in Kiriat Schmona, Machluf Ochana, und die Überlebende des Massakers Rachel Edri gemeinsam entzündeten. Sie dachten dabei an die „Helden auf den Friedhöfen“, die Bewohner von Kiriat Schmona sowie die Polizisten, Sicherheits- und Rettungskräfte.

Drei Generationen an einer Fackel

Unter dem Motto „Von Generation zu Generation“ stand eine weitere Fackel. Hinter ihr versammelten sich drei Generationen: die 1938 in Kairo geborene Levana Samir, der KI-Forscher Eli David und der zehnjährige Ben Carasso, der weltweit auf die Situation israelischer Kinder in Israel aufmerksam macht.

Sie entzündeten die Fackel für die Juden, die aus arabischen Ländern vertrieben wurden und nach Israel kamen, sowie für die „Hoffnung auf Frieden mit unseren Nachbarn“. Das „ewige Recht des jüdischen Volkes auf seinen Staat und sein Volk“ war ein weiterer Punkt.

Ben sprach für die Kinder Israels. Dabei gedachte er auch an die Geiseln Kfir und Ariel Bibas und alle anderen ermordeten Kinder. Der Junge informiert Menschen in aller Welt durch Vorträge und Videoclips über die Erfahrungen israelischer Kinder im Krieg.

Foto: Flash90
Vor dem Entzünden der Fackel: Levana Samir, der zehnjährige Ben Carasso und Eli David

Die Fackel „Durch Entschlossenheit“ zündeten drei Sportler an: der Basketballer Dani Avadja, die blinde Goalballspielerin Gal Chamrani und der Judotrainer Oren Smadscha. Sie widmeten die Fackel „jedem, der groß träumt und handelt“, den paralympischen Weggefährten und allgemein dem israelischen Sport.

Für „Heilung und Rehabilitation“ stand eine weitere Fackel. DJ Jarin Ilovitz (Artifex) vom Nova-Festival, die Überlebende Jenny Sividia und der Kriegsversehrte Elischa Madan steckten sie in Brand. Sie ehrten damit alle Opfer des Festivals, die trauernden Familien, die Verletzten in der Rehabilitaion und das Personal in den Krankenhäusern.

Eine „Brücke zu den Gemeinden“ soll eine weitere Fackel schlagen. Ricky Siton engagiert sich auf dem Tel Aviver Geiselplatz. Schmuel Slotki musste nach dem 7. Oktober 2023 zahlreiche Opfer suchen und identifizieren. Rahli Tadesse Melkaye kümmert sich um Frauen mit äthiopischen Wurzeln. Ihre Fackel widmeten sie den Familien der Geiseln, den neuen Konvertiten und der „Generation äthiopischer Frauen, die Unterschied machen – weil sie nicht nur träumen, sondern verwirklichen“.

Musik und ehrenamtlicher Einsatz

Die Fackel der „israelischen Tonspur“ steckten drei Musiker in Brand: Sehava Ben, Micha Schitrit und Dana International. Sie wiesen dabei auf die Musik aus dem Mittelmeerraum, die Verfasser israelischer Musik und die Generation von morgen hin.

Ehrenamtlich engagieren sich die drei Israelis, die die Fackel des „Gebens“ anzündeten: Blanka Gut strickt Kleidung für Soldaten, Izik Akrisch setzt sich für Inklusion von Soldaten mit besonderen Bedürfnissen ein und Chicki Elghanian kocht für Armeeangehörige. Die Fackel widmeten sie den Ehrenamtlichen im Strickprojekt und den Soldaten mit besonderen Bedürfnissen.

Hinter der Bezeichnung „Schattenleute“ verbargen sich drei Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes Mossad, die anonym bleiben mussten. Sie trugen Sonnenbrillen und schwarze Masken. Gewürdigt wurden die Frau und zwei Männer für ihren Beitrag zum Gelingen der Pager-Aktion gegen die Terrormiliz Hisbollah im September. Ihre Fackel steckten sie im Namen der Frauen und Männer des Mossad, der bahnbrechenden Technologie und der Mitarbeiter in der Aufklärung in Brand. (eh)

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3 Antworten

  1. Die Bibel ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems. Ich bin froh, dass doch einige aus Israels Regierung und Nethanjahu das so sehen und mit dem Wort Gottes arbeiten. Sie machen sich zwar mit dem Rezitieren von Bibelversen auch angreifbar, weil man sie auf eine bestimmte Sicht der Dinge festlegt. Aber wer aus dem Glauben und der Historie heraus Gottes Wort an andere weitergibt, erhält den Lohn vom Höchsten persönlich.
    Ich empfinde tiefen Respekt allen „Fackelanzündern“ gegenüber, die mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten und Fähigkeiten, den Staat Israel vertreten. Auch wenn es wegen des Feuers nicht geklappt hat, ihr seid wichtige Zeugen und Menschen, die Gott beauftragt und liebt.
    Shabat Shalom 🙏🎗🇮🇱

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  2. Ein sehr guter Bericht. Das mit dem Bibelquiz ist eine sehr gute Sache. Es werden Werte vermittelt,die unsere jungen Leute hier nicht mehr kennen. Vor allem,es ist ja ein Geschichtsbuch! Solche Veranstaltungen müsste es hier auch geben. Auch ich habe ebenfalls großen Respekt vor den Fackelanzündern. Mit Sicherheit waren sie mit viel Liebe und Hingabe dabei. Das rührt mich immer sehr. Und wahrscheinlich waren alle dort riesig aufgeregt. „Lampenfieber“. Ganz toll!!!👍👍🥰🇮🇱

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