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Zelten im Land der Bibel

Für fünf Tage reisten 17 Deutsche in die südisraelische Negev-Wüste, um sich auf ein Pilotprojekt des Arbeitskreises Israel einzulassen. Dabei sahen sie an vielen Stellen, dass die Wüste trotz harter Bedingungen kein lebensfeindlicher Ort ist.
Die Wüste lebt: Die Oase Ein Schaviv in der Negevwüste

Vom 27. September bis zum 2. Oktober waren 17 Freunde des Arbeitskreises Israel (AKI) des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes in Israel, um einen Eindruck von der Entstehungsgeschichte der Bibel zu bekommen. Zum Auftakt der Reise beschreibt Karl-Heinz Geppert, Organisator der Reise und Leiter des AKI, in einer Andacht den Ruf Gottes an Abraham: „‚Lech lecha‘ bedeutet: geh und erkenne, wer du bist. Dieses Wort ist einmalig in der Menschheitsgeschichte. Außerdem verheißt Gott: ‚Ich will dich zum Av, zum Vater, vieler Völker machen und sie sollen mich preisen.’ Gott spricht: ‚Ich werde dir einen großen Namen machen, deinen Namen verlängern.‘ In der Bibel bedeutet eine Namensverlängerung immer das Eingreifen Gottes. Gott haucht den Menschen an.“ Die Landverheißung erfolgt im ersten Buch Mose. Geppert erklärt: „In 1. Mose 12,2 verheißt Gott Abraham, ihn zu einem goi gadol, einem großen Volk, zu machen.“

In der Negevwüste erklärt ein Reiseführer den Teilnehmern die Bedeutung von Wasser und Bodenmineralien Foto: Israelnetz/mh
In der Negevwüste erklärt ein Reiseführer den Teilnehmern die Bedeutung von Wasser und Bodenmineralien
Wenn es gelingt, die Wüste zu bewässern, ist der Wüstenboden fruchtbarer als andere Bodenarten Foto: Israelnetz/mh
Wenn es gelingt, die Wüste zu bewässern, ist der Wüstenboden fruchtbarer als andere Bodenarten
Jahrtausendealte Felsgemälde finden sich auf dem Berg Karkom, der von manchen für den Berg Sinai gehalten wird Foto: Israelnetz/mh
Jahrtausendealte Felsgemälde finden sich auf dem Berg Karkom, der von manchen für den Berg Sinai gehalten wird
Die Weite des Berges Karkom zieht Wanderfreunde an. Pilgerstätten gibt es hier aber nicht Foto: Israelnetz/mh
Die Weite des Berges Karkom zieht Wanderfreunde an. Pilgerstätten gibt es hier aber nicht
Nach den Tageswanderungen bauten die Wüstenwanderer abends ihre Zelte auf Foto: Israelnetz/mh
Nach den Tageswanderungen bauten die Wüstenwanderer abends ihre Zelte auf

Die Wüstenwanderer stellen sich der Frage: „Wäre ich bereit gewesen, dem zu folgen, der mich gerufen hat, nur aufgrund der Informationen, die ich aus den ersten Kapiteln der Bibel erfahren habe?“ Geppert ist überzeugt: „Nur beim Gehen kann ich diesen Gott und das Land erleben, an das sich Gott gebunden und mit dem er sich verbunden hat.“ Genau deshalb möchte der Arbeitszweig „IAM – Israel Academy of Ministry“, ein Arbeitszweig des Arbeitskreises Israel innerhalb des Liebenzeller Verbands neben dem Persönlichen Lernen, dem Lernen in der Gemeinde und in Seminaren als viertes Modul „Lernen im Land der Bibel“ anbieten. Die Campingreise fand in der Weise zum ersten Mal statt und soll in Zukunft fester Bestandtteil der IAM-Seminare werden.

Wüstenkenner für stärkere Verbindung zur Landwirtschaft

Die Reise der AKI-Freunde beginnt in der Nähe des Nationalparkes Ein Avdat mit einer Übernachtung auf dem Campingplatz Chan HaSchajarot , welcher einem Beduinendorf nachempfunden ist: Jeweils 20 Menschen schlafen dort in einem großen Steilwandzelt, dessen Wände größtenteils mit aus Kamelhaar gewebten Teppichen verkleidet sind. In einem weiteren Zelt sitzen zum Essen je fünf Personen auf Matratzen um Hocker, auf denen auf großen Platten arabische Salate, Hühnchen mit Reis und Kochgemüse sowie die traditionellen Fladenbrote serviert werden.

Am zweiten Tag der Reise trifft der israelische Reiseführer Arthur du Mosch auf die Gruppe. Dieser lebt seit mehr als drei Jahrzehnten in Israel. Der gebürtige Holländer war zunächst als Student der Landwirtschaft nach Israel gekommen und forschte über die antiken Bewässerungstechniken der Nabatäer. Er heiratete eine israelische Kommilitonin und arbeitete am Institut für Wüstenforschung in Midreschet Sde Boker. Später spezialisierte er sich auf Steinböcke und eine wilde, fast ausgestorbene Eselart. Seit knapp 20 Jahren führt er als lizenzierter Guide Gruppen aus aller Welt durch Israel und speziell durch den Negev.

Der studierte Wüstenforscher ist überzeugt: „Mit dem Lebensstil der heutigen Gesellschaft haben wir uns zu großen Teilen von der Landwirtschaft und damit von Gottes Wort entfernt. Aber es ist wichtig, damit verbunden zu sein, denn Gott offenbart sich in seinem Land und durch sein Land.“

In drei Geländewagen nimmt du Mosch die Gruppe in die Wüste. Er lässt die nur wenige hundert Meter entfernte Straße 40 östlich von sich liegen und steigt an einem Abhang aus seinem Fahrzeug. Von dort haben die Besucher einen schönen Blick nach Osten hin, auf die Ruinen der antiken Nabatäer-Stadt Avdat, die seit 2005 auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist.

Im Zentrum der antiken Welt

„Hier“, so erklärt du Mosch „war das Zentrum der Welt. Jerusalem war das geistige und geistliche Zentrum. Aber der Handel wurde hier betrieben.“ Du Mosch erzählt von Römern, Griechen, Persern und Aramäern, die in dieser Region Handel betrieben. Avdat war Teil der Weihrauchstraße. „Deshalb musste das Wort Gottes hier offenbart werden. Denn genau von hier aus konnte es in alle Welt gelangen.“

Die ältesten Wege der Welt führen durch die Zin-Wüste. Warum Israel ausgerechnet hierher geführt wurde? Für du Mosch liegt die Antwort auf der Hand: „Die Wüste prägt den Menschen. Im Banjas, im Norden, hätte man ja bei Granatapfel und Wein wie im Paradies gelebt.“

Doch trotz der harten Lebensbedingungen in der Wüste sei es falsch, anzunehmen, hier sei kein Leben möglich. Im Gegenteil – du Mosch zeigt auf die Flechten auf den Steinen, die vom Morgentau stammen. Er fragt die Reisenden, was sie hier wahrnehmen, hören und sehen. Er zeigt zahlreiche Feuersteine, zeigt auf Kamel- und Ziegenkot und nimmt Tonscherben und leere Schneckenhäuser in die Hand.

Du Mosch nickt in Richtung Avdat und erklärt: „Das Hauptgewerbe hier war Weinanbau. Die Mineralien und die intensive Sonne machen den Wein aus der Wüste zu den besten weltweit.“ Auf keinen Fall könne man diese mit den Weinen von der Mosel und vom Rhein vergleichen, denn Mehltau und Pilze gebe es hier nicht.

Die Wüste Zin ist mehrfach in der Bibel erwähnt und Teil der Negevwüste, die mit etwa 12.000 Quadratkilometern 60 Prozent des Staates Israel einnimmt. „Das Wort Negev“, so erklärt du Mosch „kommt vom hebräischen ‚lenagev‘, das bedeutet trockenwischen. Wir sehen an so vielen Stellen die Ablagerungen.“ Im Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 ist beschrieben, wie Gott am dritten Tag „das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte sammelt, dass man das Trockene sehe“. Du Mosch erklärt: „Das Wasser rutscht vom Boden ab, nur die Tropfen bleiben, bis es zur Sturzflut kommt. Der darunter liegende Lößboden ist fruchtbar. Die Berge werden kleiner und die Täler höher.“

Vom Krater auf den Berg Sinai

In den folgenden Tagen übernachten die Reisenden in Iglu-Zelten auf einem Zeltplatz unterhalb der Grabstätte des ersten Premierministers von Israel, David Ben-Gurion. Auf Gaskochern bereiten sie das bereitgestellte Essen zu und sitzen abends am Lagerfeuer. Einen Tag lang durchwandern und durchfahren die Pioniere das größte Naturschutzgebiet in Israel, den Ramon-Krater, der für seine verschiedenfarbigen Felsen und besonderen geologischen Formationen bekannt ist. Außerdem soll der Krater mehr als 2.000 Pflanzenarten beherbergen. „Die Wüstenregion Arizona“, erklärt du Mosch „ist viel kleiner und weist nur 600 Pflanzenarten auf“.

Ein Höhepunkt der Reise ist der Ausflug zur Oase Ein Akev: Ein hoher Wasserfall, der aus den Felsen fließt und dessen Pool den Wanderern inmitten der Hitze eine kühle Erfrischung bietet. Der von grünen Pflanzen und Palmen gesäumte Weg ist eine willkommene Abwechslung inmitten der braunen Felslandschaft. Du Mosch zeigt den Reisenden Weinberge in der Wüste: „Die Wüste ist nicht wüst, weil es an der Erde liegt, sondern weil es an Wasser fehlt. Wenn es also gelingt, der Erde Wasser zuzuführen, ist der Wüstenboden fruchtbarer als viele andere Bodenarten.“

In besonderer Erinnerung bleibt der Ausflug zum Berg Karkom, dieser liegt 40 Kilometer Luftlinie südwestlich von Mitzpe Ramon. Wunderschön schlängelt sich die Straße in Serpentinen an der ägyptischen Grenze entlang. Manche Forscher gehen davon aus, dass es sich beim Karkom um den Berg Sinai handelt. Neben Altären, Steinkreisen und -säulen weist das Umfeld Zigtausende Felsgravuren auf, die oft an Strichmännchen erinnern. Du Mosch mahnt: „Anschauen dürft ihr die Gemälde, aber fasst sie nicht an. Durch eure Berührung würden diese jahrtausendalten Gemälde kaputt gehen.“ Vor Tausenden von Jahren hätten Götzendiener die Steine in drei Windrichtungen aufgeschichtet, nicht aber nach Süden. „Wir wissen, dass dieser Berg wichtig war“, erklärt du Mosch den Wanderern. „Aber ob es sich tatsächlich um den Berg Sinai handelt, oder um den Berg Horeb oder vielleicht einen ganz anderen, können wir nicht mit Gewissheit sagen. Scheinbar wollte Gott nicht, dass wir den genauen Ort kennen, damit wir keine Pilgerstelle daraus machen.“

Mit vielen Eindrücken fahren die Deutschen zurück nach Hause: Wenn sie künftig an die Wüste denken, werden sie sich sicher an Arthur du Mosch erinnern. Und daran, dass die Wüste eben nicht tot ist. Die Besucher werden an grüne Oasen denken und an üppige Weinstöcke. Und für einen Ausspruch von Ben-Gurion haben sie ein ganz neues Verständnis bekommen. Denn dieser war schon in den 50er Jahren davon überzeugt: „Die Zukunft Israels liegt im Negev.“

Von: mh

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