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Mars-Simulation in der Negev-Wüste

Bei Mitzpe Ramon wurde das Leben auf dem Mars simuliert. Die teilnehmenden israelischen Wissenschaftler haben am Sonntag das viertägige Pilotprojekt erfolgreich beendet.
Weil der Ramon-Krater den Gegebenheiten auf dem Mars sehr ähnlich ist, eignet sich diese Gegend für das Forschungsprojekt

MITZPE RAMON (inn) – Der größte Erosionskrater in der Wüste Negev ist der Krater Machtesch Ramon. Die weiteste Ausdehnung misst fast 40 Kilometer. Touristen können unter anderem farbige Sandsteinschichten, Fossilien, versteinerte Korallenriffe und Baumstämme anschauen. Die Gegend eignet sich in besonderer Weise für ein Pilotprojekt, in dem Wissenschaftler das Leben auf dem Mars simuliert haben.

Der Leiter des Projekts, Hillel Rubinstein, weiß: „Die Bedingungen im Machtesch Ramon ähneln in Aussehen, Verwüstung, Trockenheit und Geologie denen auf dem Mars.“ Der promovierte Physiker ist daher überzeugt: „Weltweit gibt es mehrere solcher Mars-Simulationsprojekte, doch die Bedingungen hier sind so optimal, auch weil das Gebiet sehr isoliert ist.“ Da das auch so bleiben soll, verpflichten sich Besucher im Vorfeld, den genauen Standort der simulierten Weltraumstation geheimzuhalten.

Erstmals nach vier Tagen betreten die sechs Forscher ohne ihre Weltraum-Anzüge den Ramon-Krater Foto: Israelnetz/mh
Erstmals nach vier Tagen betreten die sechs Forscher ohne ihre Weltraum-Anzüge den Ramon-Krater

Vier Tage lang lebten die sechs Wissenschaftler darin. Die simulierte Raumstation verließen sie nur in ihren Raumanzügen, um Sand- und Gesteinsproben der Umgebung zu entnehmen. Die Forscher untersuchten verschiedene Bereiche, die für eine künftige Marsmission von Interesse sein könnten, wie etwa Satelliten-Kommunikation, Strahlenmessung und Anzeichen von Leben im Boden. Auch die psychologischen Auswirkungen von Isolation wurden untersucht. Projektteilnehmer Guy Ron sagt: „Echte Astronauten lernen sich Jahre vorher kennen, bevor sie zusammen auf Mission gehen. Wir haben das Projekt etwa ein Jahr vorher geplant und hatten gar nicht so viel Zeit, uns vorher kennenzulernen.“ Er lächelt: „Doch nach diesen vier Tagen kann ich sagen: Jetzt kennen wir uns wirklich.“

„Die ersten Mars-Fahrer sind heute wahrscheinlich im Kindergarten“

Was faszinierend und abenteuerlich klingt, ist nicht unumstritten. Ob Ron selber zum Mars fliegen würde? Der Älteste im Team druckst ein bisschen herum: „Mit 42 Jahren wäre ich bereits zu alt, um an einer echten Mars-Expedition teilnehmen zu können. Bis diese zustande kommt, werden aber ohnehin noch etwa zwei Jahrzehnte vergehen“, sagt der Professor. „Außerdem müssen wir bedenken, dass eine Mars-Expedition bisher tatsächlich nur ein Einzelfahrschein wäre. Noch haben wir keine Möglichkeit, jemanden hinzuschicken und ihn dann auch wieder zurückzuholen. Und wir müssen uns schon fragen, ob es uns das wert ist, jemanden auf den Mars zu schicken, von dem wir wissen, dass er gesünder ist als 99 Prozent der Weltbevölkerung und nicht zu uns zurückkommt.“ Trotzdem ist der Nuklearforscher überzeugt von der Wichtigkeit, in die Marsforschung zu investieren: „Die ersten Mars-Fahrer sind heute wahrscheinlich im Kindergarten oder in der Grundschule. Und wir müssen sie finden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist D-Mars optimal geeignet.“

Zwei Ramonauten präsentieren sich den anwesenden Journalisten in ihren Anzügen Foto: Israelnetz/mh
Zwei Ramonauten präsentieren sich den anwesenden Journalisten in ihren Anzügen

Die simulierte Raumstation soll künftig unter anderem Studenten und Abiturienten zugänglich gemacht werden. Ron ist überzeugt: „Die Forschung ist sehr wichtig. Doch mindestens ebenso wichtig ist, dass sich die Öffentlichkeit stärker für dieses Thema interessiert und sich gerade junge Leute für dieses Projekt begeistern lassen.“

Die unechten Astronauten nennen sich Ramonauten

Jacqueline Fay ist in Mitzpe Ramon aufgewachsen. Die 32-jährige Cellistin war für die Dokumentation sowie für die künstlerischen und humanistischen Bedingungen in der „Raumstation“ zuständig: „Seit Jahren leite ich astronomische Touren im Krater und als Bewohnerin von Mitzpe Ramon ist es natürlich ein Traum, an diesem Projekt teilzunehmen. Weil wir keine echten Astronauten sind, nennen wir uns dem Krater nach Ramonauten.“

D-Mars steht für Desert-, also Wüsten-Mars. Hinter D-Mars steht ein Team von etwa 100 freiwilligen Akademikern aus Physik, HighTech und Psychologie. Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit der israelischen Raumfahrtorganisation (ISA) statt. Die ISA ist dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Raumfahrt angegliedert, das als Ministerium für Wissenschaft 1984 gegründet wurde und in seiner aktuellen Form seit 2013 besteht.

Die Forscher sammeln Sand und Gesteinsformen, die sie später in der Raumstation auswerten Foto: Israelnetz/mh
Die Forscher sammeln Sand und Gesteinsformen, die sie später in der Raumstation auswerten
Kommunikation ist sehr wichtig für die Weltraumforscher Foto: Israelnetz/mh
Kommunikation ist sehr wichtig für die Weltraumforscher
Ramonauten laufen das Gelände um die „Raumstation“ ab Foto: Israelnetz/mh
Ramonauten laufen das Gelände um die „Raumstation“ ab
Es sieht romantisch aus, ... Foto: Israelnetz/mh
Es sieht romantisch aus, …
… wenn die Forscher in ihren Weltraum-Anzügen den Krater betreten, ... Foto: Israelnetz/mh
… wenn die Forscher in ihren Weltraum-Anzügen den Krater betreten, …
… doch bequem sind diese nicht, versichern die Ramonauten Foto: Israelnetz/mh
… doch bequem sind diese nicht, versichern die Ramonauten

Von: mh

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