JERUSALEM (inn) – Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt in einer neuen Ausstellung persönliche Gegenstände von Opfern und Überlebenden der Schoa. Die meisten der rund 400 Stücke werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Gedenkstätte hat der Ausstellung den Titel „Lebendige Erinnerung“ gegeben, das Hauptthema ist die Erinnerung selbst. Der Besucher durchläuft dabei drei Phasen: Dokumente aus der Zeit der Schoa, dann die Zeugnisse davon und die Erinnerungskultur.
Gegenstände mit Geschichten
Der Fokus liege weniger auf den historischen Umständen, mehr auf den persönlichen Schicksalen, erklärte die Ausstellungsleiterin Eliad Moreh-Rosenberg. Daher sei sie auch für Kinder zugänglicher, die Begleitung von Eltern aber ratsam.
Zu den gezeigten Gegenständen gehört eine Packung an Stoffstücken mit dem Gelben Stern. Sie war für Juden in Frankreich bestimmt. Auch Brieföffner, Tagebücher, Geschirr, Fotografien und Gemälde sind zu sehen. Dazu kommt ein Löffel, der in der Tasche eines jungen Mannes eine Kugel ablenkte und ihm so bei dessen Flucht das Leben rettete.
Außerdem zeigt die Ausstellung ein Polizeidokument mit den Fingerabdrücken von Adolf Eichmann (1906–1962). Israel hatte den Mit-Organisator des Holocaust 1960 in Argentinien gefasst, in einem Gerichtsprozess erhielt er die Todesstrafe.
Bewahrung der Erinnerung
Die Ausstellung gehört zu dem Versuch, die Erinnerung an diesen gegen das jüdische Volk gerichteten Genozid und die Lehren daraus bei der jungen Generation wachzuhalten. Dies sei angesichts des weltweit steigenden Antisemitismus umso dringlicher, betonte Moreh-Rosenberg. Zudem gebe es immer weniger Zeitzeugen. Es gehe darum, „wie wir die Erinnerung bewahren und vermitteln, wie sie unser Selbstverständnis und unsere Zukunft prägt“.
Die dauerhafte Ausstellung war zwei Jahre lang in Vorbereitung. Die Stücke stammen aus der großen Sammlung von Yad Vashem. Zu diesem Archiv gehört ein fünfstöckiges Gebäude mit zahlreichen Dokumenten und zehntausenden Gegenständen.
Yad Vashem bemüht sich um den Erhalt dieser Sammlung. Zugleich soll sie nicht der Öffentlichkeit verborgen bleiben. „Die Vision war es, die Gegenstände so zu zeigen, dass ihre Geschichten bekannt werden“, erklärte Moreh-Rosenberg. (df)
Eine Antwort
„… das Hauptthema ist die Erinnerung selbst.“
Ja, Erinnerung, da bin ich wirklich immer wieder beeindruckt und gerührt, welchen Stellenwert das Erinnern im jüdischen Volk hat. Das lässt sich wohl auch biblisch begründen. Ich lese derzeit das allererste Mal in meinem Leben das Alte Testament von Anfang an. Bei diesem bemerkenswerten, heiligen und lebendigen Gott Israels ist so oft die Rede von Erinnern und Ermahnung oder Warnung, nicht in Vergessenheit zu geraten (allein bei den Psalmen) …
Israelis schreiben oft mit Blick auf das entsetzliche Massaker, diesen Massenmord vom 7. Oktober 2023, dass sie nicht vergessen und sich immer erinnern werden, so auch bei deim Holocaust.
Mir wäre es ein Herzenswunsch, gerade auch als Deutscher Yad VaShem einmal zu besuchen, nur ist mir meine schreckliche Flugangst im Weg.
Vielen Dank für diesen Artikel.