Uwe Siemon-Netto war ein renommierter Journalist. Er wurde am 25. Oktober 1936 in Leipzig geboren. Seine journalistische Laufbahn begann er 1956 bei der „Westfalenpost“. Er arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur AP, die Springer-Presse und das Magazin „Stern“. In Vietnam und auch in Jordanien war er als Kriegsreporter tätig.
Mit 50 Jahren begann er ein Studium der evangelischen Theologie in Chicago. Am 29. August ist Uwe Siemon-Netto im Alter von 88 Jahren in Laguna Woods im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben, wie die Nachrichtenagentur Idea am Montag berichtete.
Als Zeitzeuge teilte Siemon-Netto 50 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 seine Erinnerungen mit Israelnetz. Aus Anlass seines Todes dokumentieren wir erneut unseren Artikel vom 10. Juni 2017.
Nachrichten durch das Telefon diktiert
Der evangelische Theologe und Journalist Uwe Siemon-Netto hat den Sechs-Tage-Krieg in Jordanien miterlebt. Für den Springer-Auslandsdienst berichtete er direkt aus dem Kriegsgebiet – als einziger Korrespondent aus einem arabischen Land. Doch wie konnte er seine Nachrichten angesichts der Zensur nach Hamburg übermitteln? Er diktierte sie den Kollegen durch das Telefon: „Ein Absatz kam durch, dann wurde das Gespräch unterbrochen“, erinnert sich der einstige Korrespondent, der heute in den USA lebt.
Der Telefonist rief erneut in der „Welt“-Redaktion an, teilweise fünfmal – bis der Artikel übermittelt war. „Die Hamburger haben meinen Teil ins Englische übersetzt und nach London an den ‚Daily Telegraph‘ geschickt.“ Der britische Kollege ging mit seinem Part durch die Zensur, die Londoner schickten den Rest des Stückes, den hatte er über das Nahostbüro in Beirut abgesetzt. „Dadurch konnten wir immer Geschichten durchbringen.“
Am Morgen des 5. Juni erfuhren die ausländischen Hotelgäste, dass der Krieg ausgebrochen war und sie unter Hausarrest standen. „Dann kam mein Chauffeur in der Uniform eines Hauptmanns der jordanischen Armee, brachte mir Dschalabija und Kaffija und Sonnenbrille, weil ich nicht fröhlich genug aussah – er verwandelte mich also in einen Araber. Und dann hat er mich überall mit hingenommen, das war ganz lustig.“
Jiddischen Sender abgehört
Im Hotel konnten sie keine Nachrichten hören, die israelischen Nachrichten waren blockiert. Doch dann entdeckte Siemon-Netto, dass ein jiddischer Sender nicht blockiert war. „Ich hatte im Studium viel Mittelhochdeutsch gemacht, habe also mühelos für die Engländer übersetzt.“
Vom Hotel wurde der Journalist zur deutschen Botschaft gebracht. Da alle arabischen Staaten ihre Beziehungen zur Bundesrepublik abgebrochen hatten, war sie nun französisch. „Vom Dach habe ich beobachtet, wie die israelische Luftwaffe in 16 Minuten den gesamten Flughafen von Amman plattgemacht hat. Damit war der Krieg zu Ende.“
Mit Respekt spricht Uwe Siemon-Netto gegenüber Israelnetz vom damaligen jordanischen König Hussein, dem er nach dem Kriegsende begegnete – noch in der durchgeschwitzten Uniform. Zweieinhalb Tage hatte er ohne Pause im Panzer an der vordersten Front verbracht. „Hussein hatte noch Mut: Er sagte, der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser habe Jordanien mit Lügen und Verrat in den Krieg hineingezogen. Er wollte den Krieg nicht. Das war ein famoser Mann. Nasser hat das ja angekurbelt. Seitdem waren die Beziehungen zwischen Jordanien und Ägypten sehr gestört.“
Aufgezeichnet von: eh
3 Antworten
Es ist zwar richtig, dass Nasser ein übles Spiel trieb. Aber Israel hat den jord. König gewarnt sich reinziehen zu lassen und der tat es doch. Also unschuldig daran ist er nicht.
Das mag sein aber dieser König war nicht nur Opportunist, sondern auch weise und vor allem lernfähig. Er war genau wie sein Großvater und nach ihm sein Sohn Israel gegenüber nicht so abgeneigt, wie man es im allgemeinen von arabischen Fürsten und Staatsmännern annimmt. Allein schon dadurch, daß er den Israelis für ihre Hilfe beim schwarzen September 72 damit dankte, indem er sich aus dem ein Jahr später folgenden Yom Kippur Krieg
heraushielt, zeigt seine heimliche Sympathie für das Volk Israels
Auch die Tatsache, daß er Sadat in dessem Entschluss zu einem Friedensvertrag gefolgt ist ,obwohl ihm dessen Schicksal noch vor Augen stand macht ihn zu einem Freund Israels, ebenso seine Trauerrede anlässlich der Ermordung Yizchak Rabins .
Der Ewige war gnädig, ihm anders als so vielen Herrschern im nahen Osten einen friedvollen Tod zu gewähren ,das beweist seinen Stellenwert als Freund Israels und so vielen Feinden…………………SHALOM
Ja, mir ist es ebenso bekannt.
Allerdings hatte er meines Erachtens dennoch eine Sonderrolle.
König Hussein war doch derjenige, der den ersten Friedensvertrag mit Israel geschlossen hat… davon habe ich manch interessante Begebenheit gelesen.
Allerdings gehe ich davon aus, dass es auch immer irgendwie ein „Doppelspiel“ war, wie es in der arab. Mentalität üblich ist. Abgesehen davon hat er bis ins Königshaus hinein, auch einen hohen Prozentsatz der palästinensischen Bevölkerung im Land, mit der er sich auch irgendwie arrangieren muß… tja, so ist es. Sicherlich nicht einfach.