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Wie Israel in der Welt hilft

Ob Landwirtschaft, Katastrophenhilfe oder Hunger: Israelis bringen in aller Welt ihr Wissen und ihre Erfahrung ein. Davon erhoffen sie sich, negativen Vorurteilen zu begegnen.
Die israelische Armee leistete auf den Philippinen nach dem Taifun von 2013 humanitäre Hilfe

Seit 1997 zählt Israel laut dem Internationalen Währungsfonds (IMF) nicht mehr zu den Entwicklungsländern. Der Staat von der Größe des Bundeslandes Hessen hat sich trotz vieler Widrigkeiten blühend entwickelt. Er teilt sein Wissen bereitwillig mit allen Ländern, die dies möchten, leistet Entwicklungshilfe und ist bei Naturkatastrophen weltweit im Einsatz. Religion oder Herkunft der Empfänger spielen dabei keine Rolle

Nicht erst seit Israel Industrieland ist, auch als Entwicklungsland hat es bereits Entwicklungshilfe geleistet. Im Jahr 1958, nur zehn Jahre nach der Staatsgründung, richtete das israelische Außenministerium die „Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit“ (MASHAV) ein. Ausschlaggebend war ein Besuch der damaligen Außenministerin Golda Meir in Afrika. Seitdem teilt Israel seine Erfindungen und sein Wissen mit jedem Land, das mit dem jüdischen Staat zusammenarbeiten möchte. Dabei geht es vor allen Dingen um Errungenschaften und Kenntnisse auf dem Gebiet der Landwirtschaft, der Wasseraufbereitung, der Gesundheit, der Terrorbekämpfung und der Bildung.

Seit seiner Gründung haben mehr als 270.000 Menschen aus über 130 Ländern an Trainingsprogrammen des MASHAV in Israel und im Ausland teilgenommen. Rund 70 Prozent dieser Programme betrafen den Bereich der Landwirtschaft. Israel zeigt, wie mit wenigen Ressourcen viel Ertrag erzielt werden kann. Gerade das hat der jüdische Staat über die Jahrzehnte gelernt. Im Land, wo „Milch und Honig fließen“, geben die Kühe tatsächlich weltweit die meiste Milch – trotz der schwierigen Bodenverhältnisse, des Wassermangels und des herausfordernden Klimas. Zum Vergleich: 2015 gab eine israelische Kuh durchschnittlich rund 12.000 Kilogramm Milch, in Deutschland waren es im Schnitt 7.620, in Indien nur etwa 1.300 Kilogramm. Dabei zählt Indien zu den weltgrößten Milchproduzenten. Zusammen mit China, Vietnam und anderen asiatischen Ländern lernt es nun von israelischen Experten, wie die Milchproduktion deutlich gesteigert werden kann.

Kampf gegen den Welthunger

Mit modernen Technologien macht sich der jüdische Staat zudem im Kampf gegen den Welthunger stark. In Staaten wie Äthiopien, Indien, Kenia, Ruanda, Ghana, Malawi, Burkina Faso oder Kamerun hilft Israel bei der Nahrungsmittelsicherung. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 um rund 3 Milliarden auf etwa 9,7 Milliarden Menschen anwächst. Dann muss Afrika zwei Milliarden Menschen ernähren, wo doch bislang nicht einmal eine Milliarde satt werden. Israelische Technologien helfen dabei, mit wenig Wasser, wenigen Ressourcen und auf ausgelaugten Böden den Ertrag zu steigern. Vor allem bei der Wasserwirtschaft hat Israel eine globale Vorreiterrolle übernommen. Drei Viertel des Abwassers werden in Israel aufbereitet und in der Landwirtschaft genutzt – das ist Weltspitze. Das in Israel entwickelte System der „Tröpfchenbewässerung“ ermöglicht einen höheren Ernteertrag mit weniger Wasser.

Die in Israel entwickelte Tröpfchenbewässerung kommt mittlerweile in vielen afrikanischen Ländern zum Einsatz Foto: ICRISAT, flickr
Die in Israel entwickelte Tröpfchenbewässerung kommt mittlerweile in vielen afrikanischen Ländern zum Einsatz

Dank der MASHAV kommt es mittlerweile in zahlreichen Entwicklungsländern zum Einsatz – auch in Staaten, die keine diplomatischen Beziehungen mit Israel haben, wie dem Niger. Dem notorischen Wassermangel im eigenen Land wirkt Israel mit Entsalzungsanlagen entgegen. Wenn im Ausland der Bau solcher Anlagen nicht möglich ist, kann das in Israel entwickelte Entsalzungsauto „GalMobile“ zum Einsatz kommen. Im Juni 2016 hat Israel auf einen Hilferuf aus Papua-Neuguinea reagiert und dem Inselstaat eine solche mobile Entsalzungsanlage geschenkt. Neben der Hilfe gegen Wassermangel unterstützt Israel Papua­-Neuguinea auch in den Bereichen Landwirtschaft und Bildung.

In Kenia kooperieren MASHAV und das angeschlossene „Zentrum für internationale landwirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit“ CINADCO mit der staatlichen „Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ). Sie führen moderne Maisanbau- und Bewässerungsmethoden ein und fördern nachhaltige Fischerei im überfischten Viktoriasee. In Ghana haben Deutschland und Israel ein Ausbildungsprogramm für Imker und zum Anbau von Zitrusfrüchten gestartet. Die Liste der israelischen Entwicklungsprojekte im Ausland ließe sich fortsetzen.

Hilfe für Syrer

Auch die israelische Armee hilft, vorwiegend bei Naturkatastrophen. Ihr Feldkrankenhaus wurde im November 2016 als das beste der Welt ausgezeichnet. Ihre Unterstützung bietet die Armee auch Menschen aus verfeindeten Ländern an. An der Grenze zu Syrien betreibt sie ein Feldlazarett, in dem sich syrische Bürgerkriegsopfer behandeln lassen können. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte im vorigen Dezember mit Blick auf den Krieg im Nachbarland: „Wir sind bereit, verletzte Frauen und Kinder aufzunehmen; auch Männer, sofern sie keine Kämpfer sind. Bringt sie nach Israel, wir werden uns in unseren Krankenhäusern um sie kümmern, wie wir es bereits mit Tausenden anderen syrischen Zivilisten getan haben.“ Mehr als 2.600 syrische Verletzte und Kranke wurden bis Ende 2016 in israelischen Krankenhäusern behandelt. Mitte Januar gab Israel bekannt, es werde 100 Waisenkinder aus Syrien aufnehmen. Diese sollen in israelische-arabische Familien integriert werden und dauerhaft im jüdischen Staat leben dürfen.

Nach dem Taifun auf den Philippinen im Jahr 2013 helfen israelische Soldaten beim Wiederaufbau Foto: IDF, flickr
Nach dem Taifun auf den Philippinen im Jahr 2013 helfen israelische Soldaten beim Wiederaufbau

Auch in Feindesländern, mit denen es keinerlei diplomatische Kontakte gibt, bietet Israel seine Expertise an. Doch über diese Kooperationen ist nur wenig bekannt. Federführend ist bei solcher indirekter Entwicklungshilfe zum Beispiel Deutschland.

Israel teilt und hilft gern. Und es erhofft sich davon auch etwas: bessere Beziehungen zu den einzelnen Staaten sowie das Ausräumen von Vorurteilen gegenüber dem jüdischen Staat und Juden überhaupt. Als im vergangenen Dezember der UN-Sicherheitsrat in einer Resolution einen sofortigen Siedlungsbaustopp forderte und den Osten Jerusalems mit seinen heiligen Stätten wie der Klagemauer zum „besetzten palästinensischen Gebiet“ erklärte, war Israel empört. Es sprach von einseitigen Schuldzuweisungen und schränkte die Zusammenarbeit mit den Ländern ein, die für die Resolution gestimmt hatten. Die stellvertretende Außenministerin Zippi Hotovely stellte klar: Diese Länder „sollten nicht nach Israel pilgern, um dort etwas über den Anti-Terror-Kampf, die Cyberverteidigung und landwirtschaftliche Technologien zu lernen, und dann bei der UNO machen, was sie wollen“.

Hilfe für arabische Flüchtlinge

Doch nicht nur der Staat engagiert sich, auch viele nichtstaatliche israelische Organisationen sind im Ausland im Einsatz. Eine von ihnen ist „IsraAID“. Die 2001 in Tel Aviv gegründete Organisation leistet weltweit Katastrophenhilfe sowie humanitäre und psychologische Unterstützung in Krisengebieten. Sie fungiert als Dachorganisation für israelische und jüdische Hilfsorganisationen. In Sierra Leone halfen israelische Ärzte und Experten im Kampf gegen die Infektionskrankheit Ebola. Im Südsudan, dem von jahrzehntelangen blutigen Konflikten gebeutelten jüngsten Staat der Welt, helfen Israelis, funktionierende Einrichtungen für bedürftige Menschen aufzubauen sowie Gewalt gegen Frauen und Kinder zu bekämpfen. In Griechenland ist „Isra­AID“ an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, ebenso an der Versorgung syrischer Flüchtlinge in Jordanien. Geflüchtete Syrer und andere Araber kommen dort oft zum ersten Mal in Kontakt mit Israelis.

Mitarbeiter von „IsraAID“ retten syrische Flüchtlinge vor der Insel Lesbos. Foto: IsraAID, Martin Divisek
Mitarbeiter von „IsraAID“ retten syrische Flüchtlinge vor der Insel Lesbos.

Seit Anfang 2016 setzen sich zudem von „IsraAID“ geschulte Trauma-Experten und Psychologen in Deutschland für muslimische Flüchtlinge ein. Einen Beitrag leisten Angehörige der Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin. Der Gemeinderabbinerin Gesa Ederberg ist es wichtig, früh den Kontakt zwischen Juden und Flüchtlingen herzustellen. Einer der Helfer ist der Holocaust-Überlebende Gerhard Baader. Wenn es seine Gesundheit zulässt, fährt er einmal pro Woche nach Spandau, um Flüchtlingen aus Syrien, dem Iran und Afghanistan Deutschunterricht zu geben. Warum er das tut? „Wir wollen eine perspektivische Zusammenarbeit erreichen. Und wir wollen ein anderes Bild von uns Juden vermitteln“, sagt Baader gegenüber Israelnetz. Bei „IsraAID“ hat er an einem Kurs für psychosoziale Betreuung teilgenommen, um den arabischen Flüchtlingen besser helfen zu können.

Die israelische Organisation „Save a Child‘s Heart“ (SACH) führt lebensrettende Herzoperationen für Kinder durch. Seit ihrer Gründung 1995 hat sie mehr als 4.000 Kinder aus 51 Ländern nach Israel geholt und am „Wolfson Medical Center“ in Holon behandelt. Laut eigenen Angaben stammen etwa 50 Prozent dieser Kinder aus den palästinensischen Autonomiegebieten, aus Jordanien, dem Irak und Marokko. Das „Medizinische Zentrum Hadassah“ in Jerusalem ist mit seinen Klinikarealen das größte Gesundheitszentrum im Nahen Osten. Es setzt sich nicht nur für eine bessere Gesundheitsversorgung ein, sondern möchte auch Vorurteile zwischen Israelis und Palästinensern abbauen und so nachhaltig zum Friedensprozess beitragen. Doch Hadassah leistet nicht nur in der Region humanitäre Hilfe, sondern auch weltweit. Für diesen Einsatz wurde es 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert.

„Viele Menschen denken zuerst an Krieg, Besatzung, Terror und den Nahostkonflikt, wenn sie den Namen Israel hören. Doch Israel ist viel mehr als das, und das soll die Welt erfahren“, wünscht sich Gili Cohen. Nach acht Jahren in der israelischen Armee zog es den jungen Israeli nach Thailand. Dort traf er auf Hunderte Landsleute, viele von ihnen hatten wie er den Militärdienst absolviert, suchten Abstand, andere Bilder. Die Reisefreudigkeit dieser jungen Leute in ärmere Länder brachte Cohen auf einen Gedanken:. „Die Idee war, die Rucksacktouristen als Infrastruktur zu nutzen, um ‚blau-weiße‘ humanitäre Hilfe zu leisten und der Welt das wirkliche Israel zu zeigen“, sagte der Israeli gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Zusammen mit zwei anderen ehemaligen Offizieren gründete er im Jahr 2013 den Verein „Fighters for life“ (FFL), „Kämpfer für das Leben“.

Ein Licht unter den Nationen sein

Die Israelis wollen zeigen, dass ihr Land nicht nur technologisch und landwirtschaftlich stark ist, sondern auch humanitär. „Wir wollten eine andere Diskussion über Israel schaffen. Wir wollen gute jüdische Taten tun und dabei auch Öffentlichkeitsarbeit für das Land betreiben, aber auf eine andere Art und Weise“, zitiert die Zeitung Cohen. Laut dem Bericht reisen jedes Jahr rund 40.000 junge Israelis für mehrere Wochen oder Monate ins Ausla­nd – vorzugsweise nach Fernost oder Südamerika. Mehr als 85 Prozent von ihnen haben dann gerade ihren Militärdienst geleistet. Ziel von FFL ist es, dass diese jungen Israelis wie geplant in das Land ihrer Wahl reisen, dort aber vor ihrem Urlaub mehrere Wochen einen Freiwilligendienst leisten. Auf Facebook wirbt FFL mit Reisezielen in Indien, Äthiopien, Argentinien und Mexiko. Interessierte melden sich und werden in den verschiedenen Ländern an Organisationen oder Schulen vermittelt. Die Reisekosten übernehmen die Teilnehmer selbst, da sie ohnehin in diesem Land Urlaub machen wollten.

Cohen hat drei Gründe ausgemacht, warum Israelis an dem Programm teilnehmen: Die einen tun es, weil es persönliche Erfüllung und Befriedigung schenkt. Entlassene Soldaten wollen ein anderes Gesicht der Armee zeigen als das, was in den Medien weltweit präsentiert wird. Und dann gibt es noch diejenigen, denen klar ist, dass Israel „ein Licht unter den Nationen sein soll“. „Sie fühlen, dass ihr Land etwas zu geben hat, und sie wollen ein Teil davon sein“, sagt Cohen.

Von: Dana Nowak

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