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Von der Einseitigkeit der Trump-Kritiker

Vor einem Jahr erklärte US-Präsident Trump Jerusalem zur israelischen Hauptstadt. Die Reaktionen zeigen bis heute, wie Kritiker mit zweierlei Maß messen. Ein Kommentar von Elisabeth Hausen
Zog vor einem Jahr durch seine Erklärung weltweite Kritik auf sich: Donald Trump

„Wie kann er das tun? Damit löst er einen Flächenbrand aus. Es wird Tote geben.“ Diese und ähnliche Befürchtungen waren vor einem Jahr zu hören, nachdem US-Präsident Donald Trump Jerusalem zur israelischen Hauptstadt erklärt hatte. Damit verband er die Ankündigung, die Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. Natürlich ist es legitim, Politiker für ihre Entscheidungen zu kritisieren – auch wenn es sich in dem Fall um die Einlösung eines Wahlversprechens handelt, um die sich die drei Amtsvorgänger gedrückt hatten. Doch eine solche Kritik müsste sich dann gleichermaßen gegen alle richten, die solche Entscheidungen treffen. Das ist hier nicht der Fall.

Trump gab seine Erklärung am 6. Dezember 2017 ab. Zweieinhalb Wochen später folgte der Präsident von Guatemala, Jimmy Morales. Die erste Nachricht schlug weltweit hohe Wellen, die zweite ging unter. Ein Grund dafür ist, dass die USA weltpolitisch viel bedeutender sind als Guatemala. Zudem mag es in der westlichen Welt auch am Zeitpunkt gelegen haben: Morales kündigte die Botschaftsverlegung an Heiligabend an. Doch auch in der islamischen Welt, wo die christlichen Feiertage keine Rolle spielen, blieb es ruhig.

Ähnliches war zu beobachten, als die Präsidenten ihre Pläne verwirklichten: Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem am 14. Mai stand im Zentrum der Berichterstattung und der Diskussionen, während die Eröffnung der guatemaltekischen Vertretung zwei Tage später ein Randthema war. Am 21. Mai folgte noch Paraguay, das allerdings nach dem Präsidentenwechsel mittlerweile einen Rückzieher gemacht hat.

Hamas darf ungestört zündeln

Eine Art „Flächenbrand“ hat die Nachricht indirekt tatsächlich ausgelöst – und zwar in Israel, das sich aus Sicht der Kritiker an sich nur dadurch schuldig gemacht haben dürfte, dass es die Umzüge der Botschaften nicht verhinderte. Das wäre aber auch ein unzulässiges Eingreifen in die Belange anderer Staaten gewesen.

Am 30. März, dem Karfreitag, begannen die Proteste zum „Großen Marsch der Rückkehr“ an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel, die bis heute Freitag für Freitag andauern. Als einen Grund der als „friedlicher Protest“ deklarierten Aktion nennen die Initiatoren die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem – aber nicht die der guatemaltekischen Vertretung. Ein Protest, dessen Teilnehmer Granaten und andere Waffen, Branddrachen und -ballons einsetzen, ist nicht friedlich. Dass die israelische Armee militärisch dagegen vorgeht, gehört zu ihrer Aufgabe, die eigene Bevölkerung zu schützen.

Die Feuer haben in Israel ihre Spuren hinterlassen – wo es grün ist, beginnt der Gazastreifen Foto: Israelnetz/mh
Die Feuer haben in Israel ihre Spuren hinterlassen – wo es grün ist, beginnt der Gazastreifen

Die Branddrachen haben zahllose Felder, Wälder und Naturschutzgebiete in Südisrael zerstört. Zudem hat die Hamas mehrmals an der Grenze Autoreifen angezündet, um den Soldaten die Sicht zu nehmen. Organisationen, die sich mit Kritik überschlagen, wenn die USA ein internationales Klimaabkommen nicht unterzeichnen, hielten sich hierzu auffällig zurück. Greenpeace etwa reagierte auf eine erste Israelnetz-Anfrage Ende Mai wegen der Autoreifen überhaupt nicht. Auf eine zweite Bitte um die offizielle Stellungnahme der Organisation drei Monate später, in der auch die Branddrachen erwähnt waren, verwies die deutsche Vertretung die Redaktion an die Niederlassung in Israel. Die Antwort der dortigen Mitarbeiter kam prompt: „Wir haben beim Thema Branddrachen nicht reagiert und werden zu dem Thema keine Stellung beziehen.“

Wenn die Hamas Naturschutzgebiete im jüdischen Staat abbrennt, gelten die Dogmen der Umweltorganisation offenbar nicht mehr. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Wer Trump für den Botschaftsumzug verurteilt, muss Morales ebenfalls kritisieren. Und wer generell Umweltsünder anprangert, darf vor der Hamas nicht kapitulieren.

Von: Elisabeth Hausen

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