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Universales Heldentum

Für viele Menschen sind Soziale Netzwerke wie Twitter die erste Quelle für Neuigkeiten im Ukraine-Krieg. Dass dabei auch Skepsis geboten ist, zeigt der Fall einer Palästinenserin, die dort auch als Ukrainerin durchgeht.
Von Daniel Frick
Die Palästinenserin Ahed Tamimi provoziert einen Soldaten

Wie bei vielen Konflikten im Social-Media-Zeitalter gehören Falschnachrichten und aus dem Kontext gerissene Bilder zur Informationsflut. Auch dank unkritischer Nutzer verbreiten sie sich in Windeseile. In einem Nebeneffekt werden die „Helden“ des einen Kampfes zu Helden des anderen.

Widerfahren ist dies nun der Palästinenserin Ahed Tamimi. Im Kontext des aktuellen Ukraine-Krieges machten Bilder auf Twitter die Runde, auf denen ein Mädchen zu sehen ist, das einem Soldaten die Stirn bietet. Ein Nutzer namens „Sunday School Dropout“ schrieb dazu unter der Überschrift „Mutiges kleines Mädchen“: „Ein achtjähriges ukrainisches Mädchen konfrontiert einen russischen Soldaten und sagt ihm, er solle zurück in sein Land gehen. Das ist mutig.“

Ein Mädchen mit Soldatenmut

Nur dass die Bilder aus einer anderen Region und einer anderen Zeit stammen. Sie zeigen besagte Ahed Tamimi im Jahr 2012, und zwar in Nahost. Zuletzt hatte die Palästinenserin Ende 2017 für Aufmerksamkeit gesorgt durch ihre Versuche, israelische Soldaten zu provozieren. In der Folge kam die damals 17-Jährige ins Gefängnis und im Juli 2018 wieder frei. Durch solche Aktionen zählte sie zu den Ikonen des palästinensischen „Widerstandes“.

Den gewieften Twitter-Nutzern kam gelegen, dass Tamimi schon früh „Karriere“ machte und es bereits in jungen Jahren mit israelischen Soldaten aufnahm (und dabei sicherstellte, dass eine Kamera immer dabei war). Bei den Vorfällen aus dem Jahr 2012 hatte sie eine kleine Gruppe von Kindern angeführt, um mit israelischen Soldaten ins Gehege zu kommen.

Impulsive Twitter-Nutzung

Die Bilder davon erschienen einigen Twitter-Nutzern wohl so gut, und so universell einsetzbar, dass die Versuchung zu groß war, sie zu nutzen. Damit ließen sie Tamimi auch in Osteuropa ins Feld ziehen – als eine Ukrainerin, die ihren kleinen Beitrag dazu leistet, den russischen Vormarsch zu stoppen.

Auch dank ihrer schlechten Qualität lassen sich gerade diese Bilder für den unbedarften Twitter-Nutzer schlecht einordnen. Der Impuls zu teilen ist oft größer als der zur Skepsis. Twitter versucht dem zwar beizukommen: Ab und an findet sich der Hinweis, dass es sich um Material handelt, das aus dem Zusammenhang gerissen ist. Alles Fake-Material kann Twitter aber sicher nicht einhegen. Am Ende liegt es an den Nutzern, kritisch zu bleiben und auf mediale Verzerrungen hinzuweisen.

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7 Antworten

  1. Nichts Neues. Auch bei den Gazakriegen hatten wir die Bilder, die gefakt waren. Im Libanonkrieg wollte man sogar ein Haus als frisch zerbombt verkaufen, obwohl der Efeu schon aus den Trümmern wucherte.
    Aber es gibt Leute, die glauben ja alles. Ja nichts prüfen, könnte ja die eigene Ideologie ins Wanken bringen.

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  2. Wer sollte denn glauben, dass ein ukrainisches Mädchen im Winter (!) im kurzen Hemdchen einem russischen Soldaten einen Kinnhaken androht?
    So etwas kann nur im besetzten Palästina stattfinden. und auch nur im Sommer. Ahed Tamimi sei Dank!

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    1. Das stimmt Ein russischer Soldat hatte die abgeschlachtet. Nur in demokratischen Land wie israel könnte sie sich so was leisten. ISRAEL Ist eine Demokratie und das wegen ist so was möglich. In nor korea oder zum Beispiel in Iran oder Syrien währe das mädhen 20 mal tot.

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      1. Tja, Jerry, richtig, bei einem russischen Soldaten wäre sie nicht weit gekommen.

        Tamini sei Dank. Ja, wie verblendet muss man sein? Dieses Mädel ist komplett verhunzt worden. Von ihrem filmenden Vater, der sie in Lebensgefahr brachte und sie als Kanonenfutter verheizte. Und dass dann das glorreiche Vorbild der Selbstmordattentäterin, ihre Tante.

        Wer Tamini Dank ausspricht, der hat nichts aber auch gar nichts begriffen. Denn er macht nur eines: Terroristen bejubeln. Schande über Terroristensteichler.

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  3. @Christin & Jerry:

    Gewiss ist nicht jeder russische Soldat ein (potentioneller) Kindermörder. Wie auch nicht jeder der derzeit in die Ukraine Eingefallenen das mit Hingabe macht.

    Ich gebe Euch aber gerne insoweit Recht, dass die IDF (Ausnahmen bestätigen die Regel) mit Zivilisten anders umgeht als in den meisten Armeen dieser Welt üblich. Und zu dem Tamina-Clan scheint jeder Wort überflüssig.

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    1. Hallo Eddie,
      sorry, wenn es so rüber kam, aber ich dachte nicht daran, dass ein russischer Soldat sie getötet hätte, aber sich das auch nicht gefallen lassen. Da wäre das Mädel irgendwie ruhig gestellt worden.

      Und was die russischen Soldaten in der Ukraine angeht, da mag es welche geben, die hinter Putin stehen, aber leider sind auch ganz viele halbe Kinder drunter, die verheizt werden und nicht wissen, was sie eigentlich tun müssen. Und alles nur weil ihr Führer im Kreml vom Wahnsinn gepackt ist und jede Realität verloren hat. Das hat er dann mit Tamini gemeinsam, nur dass der im Gegensatz zu Putin die Welt nicht ins Verderben führen, sondern seinen Schaden nur lokal anrichten kann. Und in gewissen Kreisen – auch in westlichen – Gehirnwäsche betreiben.

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  4. Natürlich erzeugt die Propaganda-und zwar auf allen Seiten-Bilder die Empörung auslösen sollen . Mittel zum Zweck Stimmung gegen den jeweils anderen zu schüren. Russland und der Westen nehmen sich da leider nichts.

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