Umfrage: Libanesen für Gewaltmonopol der Armee

Eine deutliche Mehrheit der Libanesen sagt, dass allein die Armee Waffen halten sollte. Die wenigsten sind für eine militärische Unterstützung der Palästinenser.
Von Israelnetz
Beirut Libanon

WASHINGTON (inn) – Eine große Mehrheit der Libanesen ist für eine Entwaffnung der schiitischen Miliz Hisbollah. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des amerikanischen Instituts Gallup gaben 79 Prozent der Befragten an, dass die Armee die einzige Gruppe sein sollte, die Waffen hält.

Allein bei den Schiiten zeigt sich hingegen ein umgekehrtes Meinungsbild: Hier sagen nur 27 Prozent, dass allein die Armee Waffen halten sollte; etwa 69 Prozent sind anderer Ansicht. Die größte Zustimmung für eine alleinige Waffenkontrolle der Armee findet sich bei Christen (92 Prozent), gefolgt von Drusen (89 Prozent) und Sunniten (87 Prozent).

Hälfte für Wirtschaftshilfen an Palästinenser

Die Umfrage ergab außerdem, dass nur wenige ein militärisches Engagement zugunsten „Palästinas“ befürworten: 14 Prozent der Libanesen sind für eine militärische Unterstützung, 10 Prozent würden dafür eine Konfrontation mit Israel eingehen. Etwa die Hälfte gab jeweils an, Palästinensern wirtschaftliche Hilfen zu geben und sie politisch zu unterstützen. Für wirtschaftliche Hilfen an Palästinenser im Libanon sprachen sich nur 31 Prozent aus.

Gallup führte die Umfrage im Juni und Juli mittels persönlicher Gespräche durch. Das Institut gab einschränkend an, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung dabei ausgeschlossen blieb: Gewisse von der Hisbollah kontrollierte Gebiete im Süden des Landes und in den südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut seien für die Umfrage nicht zugänglich gewesen.

Langjährige Bedrohung

Die Hisbollah ist insbesondere seit der israelischen Pager-Operation und der Tötung des langjährigen Anführers Hassan Nasrallah im September 2024 geschwächt. Die vom Iran unterstützte Miliz bedroht Israel seit den frühen 1980er Jahren. Im Lauf der Jahre hat sie ein großes Waffen- und Raketenarsenal aufgebaut. In der Zeit nach dem Terrormassaker vom 7. Oktober hat sie den jüdischen Staat fast täglich angegriffen.

Im November 2024 vereinbarten der Libanon und Israel eine Waffenruhe. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass sich die Hisbollah aus dem Südlibanon zurückzieht. Die israelische Armee warf der Gruppe zuletzt jedoch vor, dem nicht nachzukommen und im Gegenteil erneut aufzurüsten. In den vergangenen Wochen intensivierte sie die Schläge gegen die Terror-Infrastruktur. Außerdem bleibt die Armee wegen der Präsenz der Hisbollah weiterhin an fünf Standorten im Südlibanon stationiert.

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Erst direkte Verhandlungen

Am Mittwoch war es indes erstmals seit Jahrzehnten zu direkten Verhandlungen zwischen israelischen und libanesischen Vertretern gekommen. Die beiden Seiten trafen sich am Mittwoch am Hauptsitz der UNIFIL in Nakura im Beisein von Vertretern der USA und Frankreichs.

Vor dem Treffen hatte der israelische Premier Benjamin Netanjahu (Likud) angedeutet, dass es dabei auch um die „Grundlage von Beziehungen“ gehe. Sein libanesischer Amtskollege Nawaf Salam (parteilos) widersprach dem aber. Er betonte, ein palästinensischer Staat sei Voraussetzung für eine Normalisierung mit Israel. Zwischen dem Libanon und Israel besteht seit dem israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 formal ein Kriegszustand.

Nach dem Treffen sprach das israelische Regierungsamt von einer „positiven Atmosphäre“. Die Gesprächspartner hätten sich darauf verständigt, „mögliche wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern“. Am Donnerstag sagte der libanesische Präsident Joseph Aun, dass die Gespräche am 19. Dezember fortgeführt werden sollen. (df)

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