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Stark dezimiertes Meron-Festival

Nach der Katastrophe im vergangenen Jahr steht für die Veranstalter des Meron-Festivals Sicherheit an erster Stelle. Nicht alle sind mit den Maßnahmen glücklich.
Von Ulrich W. Sahm
Meron-Festival

SAFED (inn) – Auf dem Berg Meron im Norden Israels wird seit Jahrhunderten jedes Jahr das größte jüdische Pilgerfest gefeiert. Tausende strömen herbei und übernachten in Zelten. Doch im vergangenen Jahr kam es dort zu dem schlimmsten zivilen Unglück in der Geschichte Israels. 45 Menschen, überwiegend Kinder und junge Männer, wurden an einem schlecht gesicherten Notausgang getötet, als sie im dichten Gedränge erstickten.

Manche wurden zwar lebend herausgezogen. Sie leiden aber bis heute unter Hirnschäden und sitzen im Rollstuhl. Einige werden immer noch in Hospitälern behandelt.

Zwar hat es bis heute wegen politischer Widerstände keine richtige Untersuchung gegeben; und niemand wurde wegen der vielen Toten zur Verantwortung gezogen. Aber in diesem Jahr sorgten Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und die ultra-orthodoxen Veranstalter für eine starke Dezimierung der Teilnehmer, damit sich das Unglück nicht wiederholt.

Sicherheit zuerst

Als weitere Maßnahme rissen die Sicherheitskräfte illegal auf dem Berg errichtete Häuser ab. Anstelle zahlreicher von Rabbinern entzündete Feuer gab es in diesem Jahr nur ein einziges, zentrales Feuer. Alle Teilnehmer mussten sich rechtzeitig per Internet ein Ticket besorgen. Damit durften sie sich aber nur 45 Minuten lang auf dem Berg aufzuhalten. Dann mussten sie wieder bei den Bussen erscheinen, die sie ins Tal zu weit entfernten Parkplätzen brachten. Niemand durfte im Privatwagen zum Berg fahren.

Im Grabmal des Rabbis Schimon Bar Jochai sorgten Polizei und Ordner dafür, dass niemand innehielt. Ein Frommer beklagte sich, dass er nicht einmal einen Psalm habe aufsagen dürfen. Dieses Verhalten der Polizei sei „brutal“ gewesen und widerspreche dem ganzen Sinn der Pilgerfahrt.

Zu Beginn der Feiern auf dem Berg gab es eine kurze Andacht zum Gedenken an die Toten des vergangenen Jahres. Dann entzündete ein Rabbiner das einzige große Feuer, während die anwesenden Teilnehmer mit ihren schwarzen Hüten auf dem Kopf traditionsgemäß hüpften.

Zu den weiteren Einschränkungen gehörte ein striktes Verbot, während des Festes auf dem Berg Speisen oder Getränke auszuteilen.

Unbequeme Pilgerreise

Insgesamt kamen nur 15.000 Teilnehmer zum diesjährigen Fest, das ohne Zwischenfälle verlief. Weil die Feiern zeitlich stark verkürzt worden waren, genehmigte die Polizei am Ende weiteren Bussen, Feiernde auf den Berg zu bringen. Einige Teilnehmer beklagten sich, stundenlang unter schwersten Bedingungen in den Bussen auf den Parkplätzen festgesessen zu haben, ohne Wasser und sogar ohne erreichbare Toiletten.

Zu Lag BaOmer entzünden Kinder im ganzen Land große Feuer. Die Luftverschmutzung ist so heftig, dass sie sogar vom Weltall aus sichtbar ist. Doch auch bei diesem Aspekt ordnete die Feuerwehr Einschränkungen an. Sie verfügte, dass das Holz für jedes Feuer nicht höher als anderthalb Meter aufgehäuft wird. Im Laufe des Mittwochs war die Feuerwehr dann damit beschäftigt, zu große Holzstöße für Lagerfeuer in öffentlichen Parks und zwischen den Wohnhäusern wegzuräumen.

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2 Antworten

  1. „Zwar hat es bis heute wegen politischer Widerstände keine richtige Untersuchung gegeben; und niemand wurde wegen der vielen Toten zur Verantwortung gezogen.“

    Der Rechststaat funktioniert in Israel.

    1
    1. Mir ist nicht ganz klar, ob Ihr Schlusssatz ironisch gemeint war. Ich vermute ja.

      Dies vorangeschickt, meiner Meinung nach erfahren die Ultra-Orthodoxen in Israel immer noch zuviel staatliches „Verständnis“. Es sollten für alle israelischen Staatsbürger die gleichen Regeln gelten.

      Zwischenzeitlich wurde das Fest übrigens wegen Unruhen vorzeitig abgebrochen.

      3

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