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Schoa-Überlebende vermitteln Hoffnung

Vor dem Holocaust-Gedenktag erzählen Überlebende von ihren traumatischen Erfahrungen. Die Zuhörer sind dem Hamas-Massaker beim Nova-Festival entronnen.
Von Israelnetz

TEL AVIV (inn) – Überlebende der Schoa und des Massakers auf dem Nova-Festival haben sich am Mittwoch in Tel Aviv getroffen. Dabei erzählten die Holocaust-Überlebenden von ihren Erfahrungen während der Nazizeit. Der Rahmen für die Veranstaltung war das Format „Sikaron BaSalon“ – „Erinnerung im Wohnzimmer“.

Am Ufer eines Sees im Süden der Stadt bildeten die Teilnehmer drei Gesprächsgruppen. Im ersten Kreis versuchte Sarah Jackson, den jungen Israelis ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Schoa-Überlebende rettete Teilnehmer des Festivals

Die 88-Jährige erlebte den Tag des Terrormassakers im Kibbuz Sa’ad, nahe der Grenze zum Gazastreifen. Sie hörte den endlos scheinenden Raketenalarm. Draußen erblickte sie später eine Gruppe junger Leute, die dem Gemetzel auf dem Nova-Festival entronnen waren – vier Männer und eine Frau. Sie seien ins Haus gekommen und hätten den Vordereingang verschlossen und mit einem Lehnstuhl verbarrikadiert.

„Ich verstand nicht, hatte nicht vom Nova gehört“, erzählte die Mutter von sieben Kindern. „Wir gingen in den Schutzraum. Sie nahmen Messer aus der Küche mit und wir setzten uns dort hin. Sie waren sehr erregt. Irgendwann versuchte ich, ihnen meine Geschichte zu erzählen, dass ich überlebt hatte, aber sie hörten nicht zu und ich ließ sie.“ Um halb vier habe sie ihnen den Hintereingang gezeigt: „Sie kehrten in ihre Häuser zurück.“

Die junge Frau, Lala Levi aus Tel Aviv, äußerte ihre Hochachtung vor der Schoa-Überlebenden: „Sie hat uns das Leben gerettet, diese erstaunliche Frau, als wir vom Nova flohen und uns im Schutzraum in ihrem Haus bis halb vier versteckten“, sagte sie der Zeitung „Yediot Aharonot“. Sie sei „ein lebendes Zeugnis dafür, dass man nach vorn gehen und sich für das Leben entscheiden kann“.

Jackson riet den jungen Israelis, nicht beim Nova-Festival stecken zu bleiben, sondern das Leben zu lieben. Sie stammt aus Polen. Als Kind musste sie mit ihrer Familie von Ort zu Ort fliehen. Sie wurden von Menschen versteckt, die dafür ihr eigenes Leben riskierten.

Den Blick nach vorn richten

Dvora Winstein aus Herzlia ist ebenfalls 88 Jahre alt. Sie betonte, Ziel des Treffens sei es nicht, „darüber zu weinen, wie schlimm und furchtbar es beim Nova-Massaker war – sondern ein Blick nach vorn“. Sie habe jedem, der unter Schock stehe und nicht über seine traumatischen Erlebnisse spreche, geraten, damit anzufangen. Denn jeder, der in diesem Staat geboren werde, solle darüber Bescheid wissen. Winstein forderte, dass Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) seinen Posten räume und durch einen Vertreter der jüngeren Generation ersetzt werde.

Winstein wurde in der damals sowjetischen Ukraine geboren. Ihre Mutter war Schneiderin, ihr Vater Droschkenkutscher. Bevor die Deutschen das Gebiet im Sommer 1941 besetzten, wurde der Vater zur Roten Armee rekrutiert.

Sie selbst wurde mit Mutter und Schwester aus ihrer Kleinstadt in der damals sowjetischen Ukraine vertrieben. Dem Marsch schlossen sich weitere Juden an. Viele wurden erschossen und starben an Hunger oder Entkräftung. Nach einem halben Jahr verloren sie ihre Schwester. Der Vater wurde in Stalingrad verwundet. Am Ende des Krieges sahen sie ihn wieder – und wanderten schließlich nach Israel ein.

Eine stolze Jüdin

Chana Gafrit wurde 1935 in Polen geboren. Ende 1942 wurde ihr Vater nach Treblinka deportiert. Für Chana und die Mutter hatte eine Nachbarsfamilie falsche Ausweise erstellt. Sie wurden in einer Wohnung in Warschau versteckt. Das Schicksal ihres Vaters ist unbekannt.

Eine Überlebende des Festivals sagte, Gafrits Optimismus habe sie ermutigt: „Man hat versucht, uns zu töten, wir sind da, das Volk Israel lebt, wir sind stolz.“

Gafrit erzählte, als kleines Mädchen sei sie in der Schule beleidigt und gehänselt worden, weil sie Jüdin war. „Und ich wusste noch nicht einmal, was eine Jüdin überhaupt ist. Ich dachte, dass ich ein Mädchen bin und dass das in Ordnung ist.“

Sie habe sich dann gesagt: „Ich bin eine Jüdin, ich werde herausfinden, was das ist. Ich lebte in einer polnischen Gegend, aber ich würde ein stolzes jüdisches Mädchen sein.“ Seit sie sechs Jahre alt war, während der Zeit im Versteck, habe sie bis zu einem bestimmten Punkt alles ertragen – „aber wenn sie meine Jüdischkeit verletzten, reagierte ich. Und es war egal, wo ich war. Denn ich bin eine stolze Jüdin, und nun auch eine stolze Israelin.“

Fackelanzünder aus Osteuropa und Libyen

Am Sonntagabend beginnt in Israel der diesjährige Holocaust-Gedenktag (Jom HaSchoa). Bei einer zentralen Zeremonie in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem entzünden traditionell sechs Überlebende je eine Fackel. In diesem Jahr sind es Pnina Hefer aus Rumänien, Allegra Gutta aus Libyen, Arie Eitani aus Ungarn, Raisa Brodsky aus der Ukraine, Michael Bar-On aus Polen und Izi Kabilio aus Jugoslawien.

Im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau nehmen am Montag zahlreiche Menschen am „Marsch der Lebenden“ teil. Er erinnert seit 1988 an den Weg der ermordeten KZ-Häftlinge in die Gaskammern. Etwa 55 Überlebende der Schoa marschieren mit Tausenden jungen Juden aus aller Welt die drei Kilometer von Auschwitz nach Birkenau.

In diesem Jahr sind sieben Überlebende dabei, die auch vom Hamas-Terror am 7. Oktober betroffen sind. Dies berichtet die „Jerusalem Post“. Diese Überlebenden werden den Marsch anführen. Zu ihnen gehört Bella Chaim. Ihr Enkel Jotam Chaim wurde von der Hamas entführt und im Dezember versehentlich von israelischen Soldaten getötet.

Ebenfalls am Montag gibt es in der Gedenkstätte Auschwitz eine Konferenz. Daran sollen Universitätspräsidenten aus den USA und Kanada teilnehmen. Die Tagung befasst sich mit dem weltweiten Anstieg an Antisemitismus auf Campi. Er äußert sich auch bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Nordamerika mit teilweise judenfeindlichen Parolen. (eh)

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3 Antworten

  1. Mögen den amerikanischen Uni – Präsidenten die Augen und das Herz für Israel geöffnet werden am der Konferenz in Ausschwitz!

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  2. Chana Grafit hat vielen Israelis Hoffnungen gegeben.
    Danke für den Bericht, es ist immer wichtig, an das Gute in dieser Finsternis zu glauben.
    Israel wird bessere Zeiten haben, Chana Grafit bringt Israel Hoffnung.

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