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Israel ehrt Pastor aus Deutschland

Im Rahmen einer Gala erhält der Tübinger Pastor Jobst Bittner in Jerusalem eine Auszeichnung von der israelischen Regierung. Diese würdigt seinen Einsatz gegen das Vergessen der Scho'ah durch die Bewegung „Marsch des Lebens“.
Die Direktorin im israelischen Tourismusministerium, Noga Scher-Greco, übergibt den „Tourism Award“ an Jobst Bittner und seine Frau Charlotte

JERUSALEM / TÜBINGEN (inn) – Die israelische Regierung hat am Mittwochabend zwei Christen für die Förderung des Tourismus und die Unterstützung des Staates Israel geehrt. Für die Gründung der Bewegung „Marsch des Lebens“ wurde Jobst Bittner aus Tübingen gewürdigt.

Eine weitere Auszeichung erhielt der Fernseh-Evangelist Larry Huch aus den USA. Er wurde für sein Lebenswerk geehrt. 40 Jahre habe er das Land und Volk Israel gefördert, indem er Juden bei der Einwanderung geholfen, Luftschutzbunker gebaut sowie Holocaustüberlebende finanziell unterstützt habe.

Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Christliche Partner (KCAC), Josh Reinstein, begründete die Ehrung: „Die Preisträger sind vorbildliche Führungspersönlichkeiten, die aufgrund ihrer persönlichen Überzeugungen und ihres Glaubens für den Staat Israel gekämpft und einen Beitrag zu seinem Wohl geleistet haben. Sie haben gleichgesinnte Christen auf der ganzen Welt inspiriert, sich ihren Bemühungen anzuschließen und mit Israel zusammenzustehen. Es ist eine Ehre für den KCAC, mit diesen Führungspersönlichkeiten für die Bewahrung unserer gemeinsamen Wurzeln und Werte zusammenzuarbeiten.“ Hauptsprecher des Abends war der israelische Minister für Alija und Integration Joav Galant.

Biblische Werte als Grundlage für demokratische Gesetzgebung

Die Knessetabgeordnete Scharren Haskel (Likud) betonte die Bedeutung fester Bindungen zwischen Christen und Juden, die auf gemeinsamen Werten basierten. „Über Generationen hat uns die Bibel gelehrt, was richtig und falsch, was gut und böse ist“, sagte sie in ihrer Rede. „Diese Werte, die wir mit unseren christlichen Freunden teilen, sind dieselben, auf deren Grundlage die Gesetze der modernen Welt und der demokratischen Länder fußen. Die Werte von Frieden, Freiheit, Gleichheit und Leben sind eine Botschaft des Friedens von Israel in die ganze Region und die ganze Welt.“

Die Auszeichnung wurde während der 13. „Nacht zu Ehren unserer christlichen Partner“ vergeben. Der Abend wurde vom Parlamentsausschuss KCAC in Zusammenarbeit mit der israelischen Organisation Keren Hayesod ausgetragen. Keren Hayesod setzt sich für die Einwanderung von Juden nach Israel ein.

Jobst Bittner bedankte sich bei den Organisatoren herzlich für den Preis. Er betonte, wichtig sei es, nicht aufzuhören, gemeinsam für Israel auf die Straße zu gehen: „Antisemitismus und Hass gegen Israel zeigen in Deutschland und weltweit wieder ihr hässliches Gesicht. Dieser Preis ist eine große Ehre, aber deshalb auch eine Motivation und Verpflichtung, weiterzumachen.“

„Ein Zeichen für Israel und gegen Antisemitismus“

Bittner ist Pastor einer Gemeinde in Tübingen und ist bekannt geworden durch die Bewegung „Marsch des Lebens“, die nach eigenen Angaben seit 2007 Märsche in über 400 Städten und 20 Nationen durchgeführt hat. Diese erinnern an den Holocaust. Zum 70. Jahrestag Israels gründete Bittner die Veranstaltung „March of Nations“ in Israel, die 2018 etwa 6.000 Menschen aus aller Welt in Jerusalem auf die Straße brachte.

Zum ersten „March of Nations“ 2018 waren in Jerusalem 6.000 Menschen aus aller Welt zusammengekommen Foto: Israelnetz/mh
Zum ersten „March of Nations“ 2018 waren in Jerusalem 6.000 Menschen aus aller Welt zusammengekommen

Die Botschaft ist „Erinnern – Versöhnen – Ein Zeichen für Israel und gegen Antisemitismus“. In seinem Buch „Die Decke des Schweigens“ berichtet Bittner darüber, wie die Nachkommen der Tätergenerationen ihre Familiengeschichte entdecken und auf den Märschen des Lebens das Schweigen über die Verwicklung von ihren Familien in der Zeit des Zweiten Weltkriegs brechen. Er berichtet, wie seine Gemeinde zu Wachstum gelangt sei, weil sich ihre Mitglieder dem Schweigen in der Stadt und ihrer Familiengeschichte gestellt hätten.

In seinem zweiten Buch „Erhebe deine Stimme und werde Licht“ stellt Bittner die Frage: „Kann Finsternis in Licht und Fluch in Segen verwandelt werden? Wie kann aus einer Stadt, die als ehemalige Kaderschmiede und Ausbildungsort von SS-Einsatzgruppenleitern für den Tod von ungefähr 700.000 Juden verantwortlich war, eine Marsch-des-Lebens-Bewegung heranwachsen, in der Zehntausende auf der Straße ihre Stimme für Israel erhoben haben?“

Bittner erklärt: „Die Nachfahren der Tätergeneration möchten zusammen mit den Nachfahren der Opfergeneration ein weithin sichtbares Zeichen der Freundschaft zu Israel und gegen Antisemitismus setzen. Sie erinnern mit Vertretern von Kirche und Gesellschaft an den Holocaust.“ Viele von ihnen berichteten von den Schuldverstrickungen ihrer Vorfahren und zerbrächen über ihnen eine Decke des Schweigens. „Ihre Bitte um Vergebung kommt von Herzen.“

„Wahrheiten, die uns zutiefst erschütterten“

Bittner zufolge hat die Thematik eine starke geistliche Dimension: „Der Satz ‚Das Schweigen eurer Väter ist in euch!‘ wurde für uns zu einem geistlichen Schlüssel. Wir wussten, dass das Schweigen zu den jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens eine wichtige Ebene war, die wir durchbrechen wollten.“ Noch eine zweite Ebene habe es gegeben: „Wir entdeckten, dass sich hinter unseren Familiengeschichten Wahrheiten verbargen, die uns zutiefst erschütterten. Unsere Vorfahren waren aktiv oder passiv in den Holocaust verstrickt gewesen. Die meisten sprachen nicht darüber. Wir mussten lernen, diese Wahrheiten zu entdecken und auszusprechen, ohne sie zu relativieren.“

Bittner erklärt, wie aus dem Todesmarsch, der nicht weit an Tübingen vorbeiführte, ein Marsch des Lebens werden könne. Er wendet sich an seine Leser: „Wussten Sie, dass es in den meisten Städten ‚Todesrouten‘ gibt, die wir mit unserem Bekenntnis und Gebet in Wege des Lebens verwandeln können?“ Für Mitte Mai 2020 ist in sieben Städten in Israel ein „March of Nations“ geplant.

Von: mh

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Eine Antwort

  1. Schade!
    … dass man aus der Ferne so schlecht prüfen kann, ob eine Auszeichnung auch wirklich den Richtigen trifft…
    Ich wage es, das in diesem Fall zu bezweifeln. Lokal wird das Projekt Marsch des Lebens wegen der deutlichen Instrumentalisierung der Shoah für TOS-Ziele von anderen Initiativen abgelehnt wird. Erinnerungsarbeit sollte sich in erster Linie auf die Biografien der Opfer und Täter beziehen und die Zusammenhänge deutscher Verbrechen schonungslos aber sachlich aufklären. Beim Marsch des Lebens werden aber von Anfang an eigene religiöse, politische, persönliche – und wie man dem Tourismuspreis entnehmen kann- nun auch kommerzielle Interessen durch Jobst Bittner auf die angebliche Versöhnungsarbeit projiziert. Es geht schon lange nicht mehr (allein) um die Opfer, sondern vornehmlich um die eigenen Interessen des Initiators.
    Das ist nicht nur schade, es ist ethisch absolut verwerflich!

    0

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