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Bibelstudium in der Knesset

Juden und Christen haben sich am Sonntagmorgen in der Knesset getroffen, um in der Bibel zu lesen und voneinander zu lernen. Thematisch ging es um die Bedeutung der Stadt Jerusalem in der Bibel und in der heutigen Zeit.
Jehuda Glick (2.v.r.) legte einen Psalm auf Jerusalem aus

JERUSALEM (inn) – Etwa 140 Christen und Juden haben sich anlässlich des Jerusalem-Tages getroffen, um in der Bibel zu lesen und voneinander zu lernen. Gastgeber war Knessetmitglied Jehuda Glick (Likud), der dem Ausschuss für die Ermutigung zum Bibelstudium in der Knesset vorsteht. Zusammen mit Pastor Jim Garlow aus Kalifornien, der in der Vergangenheit auch als Berater von US-Präsident Donald Trump tätig war, der Schindler Gesellschaft sowie die Initiative Israel365 hatte der Rabbiner in das Parlamentsgebäude eingeladen. Außerdem waren Ehrengäste der US-Delegation geladen, die zur Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem angereist waren.

Um Vergebung für arrogante Äußerungen in der Vergangenheit bat die US-Abgeordnete Michele Bachmann Foto: Israelnetz/Michael Müller
Um Vergebung für arrogante Äußerungen in der Vergangenheit bat die US-Abgeordnete Michele Bachmann

Auch die ehemalige US-Senatsabgeordnete Michele Bachmann war unter den Gästen. In einem Grußwort bat sie um Vergebung „für die schreckliche und arrogante Art, wie Christen – inklusive mir selbst – Juden gesehen und behandelt“ hätten. Im Jahr 2015 hatte sie Juden dazu aufgerufen, zum Christentum zu konvertieren, um „das Ende der Tage“ herbeizuführen. Vor den Zuhörern sprach Bachmann sehr persönlich: „Je mehr ich die Bibel lese, desto mehr merke ich, dass es um das Land Israel und sein Volk geht. So wie ich sehe, dass Gott an seinem Volk wirkt, verändert er auch mein Herz. Ich bitte das jüdische Volk dafür um Entschuldigung, was wir ihm angetan haben. Und ich bitte Gott um Vergebung dafür, dass meine Worte Schaden angerichtet haben“.

„Wir kommen im Geist der Demut“

Garlow sagte: „Wir Christen sind vor allem hier, um zu lernen, nicht um zu lehren. Wir stehen zu Israel, weil uns die Bibel sagt, dass Gott uns segnet, wenn wir Israel segnen. Weil es sein Plan ist, die Juden zurück in ihre Heimat zu bringen, unterstützen wir Gottes wunderbaren Plan.“ Garlow berichtete von seinem Studium der Kirchengeschichte: „Es gab einen wesentlichen Teil, der fehlte: die Geschichte der Verfolgung von Juden durch Christen.“ Die Christen im Raum rief er auf, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. „Wir kommen im Geist der Demut und Zerbrochenheit und bitten euch um Vergebung.“

Die Schindler Gesellschaft ist von Rosemary Schindler Garlow und ihrem Mann Jim gegründet worden. Schindler Garlow ist eine Verwandte von Oskar Schindler. Die Gruppe von Christen hält fortlaufend Bibelgesprächsgruppen im Kongress der USA sowie der Vereinten Nationen ab.

Rosemary Schindler Garlow präsentierte der Runde thematisch zum US-Botschatfsumzug passende Kunstwerke des Graphikers Joseph Bau. Oskar Schindler hatte Bau im Zweiten Weltkrieg das Leben gerettet. Foto: Israelnetz/Michael Müller
Rosemary Schindler Garlow präsentierte der Runde thematisch zum US-Botschatfsumzug passende Kunstwerke des Graphikers Joseph Bau. Oskar Schindler hatte Bau im Zweiten Weltkrieg das Leben gerettet.

Die Initiative Israel365 steht unter der Leitung von Rabbi Tuly Weisz und setzt sich für ein stärkeres Miteinander zwischen Juden und den Nationen ein. Weisz zeigte sich erfreut über das Treffen: Juden würden häufig Jesaja 2,3 zitieren: „Von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem“. Doch häufig übersähen sie dabei den vorhergehenden Vers übersehen: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.“ Er ergänzte: „Wir laufen auf einem schmalen Pfad und versuchen, ihn in eine achtspurige Autobahn zu auszuweiten. Wir befinden uns im Goldenen Zeitalter der jüdisch-christlichen Beziehungen.“

Psalm 48 erinnert an Zion

Anlässlich des Jerusalemtages legten Glick, Rabbi Oriel Einhorn und Rabbinerin Shani Taragin Bibelstellen aus, die sich mit der Bedeutung Jerusalems beschäftigten.

Glick wies auf die Struktur des Psalms 48 hin: Dieser sei zwischen Psalm 47 und 49 angeordnet, die darüber sprechen, dass Gott der Gott der Nationen ist. Doch Psalm 48 spreche von „der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge“. Das Herzstück des Psalms seien die vier Worte „Stadt des HERRN Zebaoth“. Glick sagte: „Vor 3.000 Jahren geschrieben, scheinen mir diese Worte, als seien sie vor 51 Jahren geschrieben. Im Hebräischen erkennen wir: Vor den vier zentralen Worten stünden im Hebräischen 51 Worte und danach ebenso. Jeder, der 1967 bei der Befreiung Jerusalems dabei war, selbst die, die nicht gläubig waren, haben die Wunder gesehen und mussten mit Vers 12 bekennen: ‚weil du recht richtest‘.“

Der Psalm sei in drei Teile aufgeteilt: die ersten drei Verse hätten 24 Wörter, die letzten drei Verse ebenso, zusammen würden es also 48 Wörter. „48 steht für das hebräische Wort moach, mem-chet, Gehirn.“ Wer die Position der Buchstaben im hebräischen Alphabet addiere, komme auf die Zahl 48, die wiederum dem Zahlenwert des Wortes „Zion“ entspräche. In der Mitte stünden acht Verse mit 58 Wörtern. Dieser Zahlenwert wiederum entspreche dem Wort „deine rechte Hand“ aus Vers 11. Glick erklärte den verwunderten Zuschauern: „Ich möchte gar nicht zu sehr in die Gematria eingehen“ – und spielte auf die jüdische Technik der Interpretation von Worten mit Hilfe von Zahlen an. „Aber ich möchte auf die Struktur des hebräischen Textes hinweisen. Der Psalm 48 soll uns an Jerusalem erinnern.“

Dass die Stadt seit 1967 unter jüdischer Regierung stehe, Israel am Samstagabend den Eurovisionssieg errungen habe und am Montag die amerikanische Botschaft nach Jerusalem verlegt werden solle – „all das mag uns erscheinen, als sei es auf unsere tollen Bemühungen zurückzuführen. Doch der Psalm sagt uns: Es geht nicht um euch. Erinnert euch daran: Es geht um Zion, den Ort, den Gott erwählt hat, um seine göttliche Präsenz zu zeigen. Es geht um Gott und seine großen Taten. Das bringt uns zu einer demütigen Haltung, und nimmt uns allen Stolz im Herzen. Es geht um den Tempelberg, auf dem Gott seine Präsenz zeigen möchte.“

„Jeru-Schalem“ ist nicht teilbar

Einhorn erklärte, dass Jerusalem in der Bibel 621 Mal explizit erwähnt sei. In den fünf Mose-Büchern werde jedoch nur auf die Stadt hingewiesen, ohne direkt auf sie Bezug zu nehmen, damit keiner der zwölf Stämme einen Anspruch auf sie erheben könne. Auch heute gehöre Jerusalem niemandem. Die wahre Bedeutung Jerusalems sei in Jesaja 1,27 erklärt: „Zion muss durch Gericht erlöst werden und, die zu ihr zurückkehren, durch Gerechtigkeit.“ Wer Besitzanspruch auf Jerusalem erhebe, verliere die Stadt.

Jerusalem stehe für Würde, Freiheit und Unabhängigkeit der Menschen und soziale Verantwortung. Einhorn sagte den erstaunten Zuhörern: „So wie sich das Wort Jeru-Schalem nicht trennen lässt, lässt sich auch das Land nicht teilen.“ Jeruschalajim sei ein geistlicher Ort für Wachstum und Erleuchtung und, wie schon geschrieben stehe, „ein Ort der Anbetung für alle Nationen“ (Jesaja 56,7). Daher sollten die Nationen zusammenstehen, damit es in Jerusalem Frieden geben kann und dieser in die Nationen ausstrahlt.

Von: mh

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