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Schlüsselhalter der Grabeskirche droht Tod

Der Araber Dschudeh hat die ehrenvolle Aufgabe, den Schlüssel für die Grabeskirche in Jerusalem aufzubewahren. Jetzt droht ihm aber wegen Landverkaufs der Tod.
In der Jerusalemer Altstadt hat der Schlüsselhalter der Grabeskirche, Adib Dschudeh, sein Haus verkauft

Seit fast 1.000 Jahren halten zwei muslimische Familie den Schlüssel zum wichtigsten christlichen Heiligtum, der Grabeskirche. Die Familie Dschudeh „besitzt“ den klobigen Schlüssel, während ein Mitglied der Familie Nusseibeh die Aufgabe hat, den Schlüssel entgegen zu nehmen und das Tor aufzuschließen. Diese „Sitte“ wurde eingerichtet, weil in der Grabeskirche sechs christliche Konfessionen und Kirchen, darunter Griechen, Armenier, Syrer, Kopten und andere das Sagen haben und sich auf fast nichts einigen können. Deshalb wurde beschlossen, dass Moslems den Schlüssel zum einzigen Tor des Gotteshauses halten.

Der 55-jährige Adeeb Dschudeh begibt sich, zunächst mit seinem Vater, seit seinem achten Lebensjahr täglich zu dem Tor – mit dem Eisenschlüssel in der Tasche. Ohne ihn könnten weder die im Gotteshaus ständig lebenden Mönche und Priester, noch die Pilger die Grabeskirche betreten oder verlassen. Auch weil Dschudeh der Spross einer der ältesten bekannten muslimisch-arabischen Familien Jerusalems ist, war er stets hoch angesehen und unter den Basarhändlern bestens bekannt. Doch jetzt droht ihm der Tod. Dschudeh kann sich nicht mehr unbefangen in seiner Heimatstadt bewegen.

Käufer überweist Geld auf karibisches Konto

Im Jahr 2012 hatte er sein Haus zum Verkauf für rund 2,5 Millionen Dollar angeboten. Dschudeh sprach mit verschiedenen palästinensischen Stellen, darunter den Verwaltern muslimischen Eigentums, der Waq-Behörde. Doch entweder hatten sie nicht die genannte Summe zur Verfügung oder wollten das Haus im muslimischen Viertel nicht erwerben. Am Ende meldete sich ein wohlbekannter palästinensischer Geschäftsmann aus den USA. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) bestätigte Dschudeh, dass der Mann „sauber“ sei. Das Geld wurde ihm über eine Bank in den karibischen Inseln überweisen, angeblich weil der Käufer „Steuern sparen“ wollte.

Kaum war das Geschäft vollendet, zogen Juden in das Haus ein. Die Nachbarn waren empört und Dschudeh wurde „Volksverrat“ vorgeworfen. In der PA wird Landverkauf an Juden mit dem Tode bestraft. Kürzlich wollte keine Moschee im Land einen jungen Mann ordentlich begraben, weil er im – nicht bewiesenen – Verdacht stand, Land an Juden verkauft zu haben. Er war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Alle anderen Toten jenes Verkehrsunfalls auf der Autobahn entlang des Jordans wurden mit allen Ehren in der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem aufgebahrt.

Die israelische Tageszeitung „Ha’aretz“ hat viele Namen der möglichweise in dieses Geschäft verwickelten Palästinenser veröffentlicht, darunter Mohammed Dahlan, ein ins Exil verbannter Rivale des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. So wurde angedeutet, dass Adib Dschudeh vielleicht ein Opfer der Machtkämpfe um die Nachfolge von Abbas geworden sein könnte.

Seine erweiterte Familie kündigte an, ihm den Schlüssel zur Grabeskirche abnehmen zu wollen, „bis die Angelegenheit des Hausverkaufs aufgeklärt ist“. Künftig solle ein anderes Familienmitglied den Schlüssel aufbewahren, um die uralte Tradition um das Tor der Grabeskirche fortzusetzen. Dschudeh muss jetzt sehr vorsichtig sein, behauptet aber, nicht gewusst zu haben, dass am Ende „israelische Siedler“ sein Haus übernommen hätten. Gegenüber der Zeitung sagte er: „Gott weiß, dass ich unschuldig bin.“

Von: Ulrich W. Sahm

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