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Treffen bei Rivlin: Israelische und palästinensische Religionsführer gegen Gewalt

Jüdische und muslimische Geistliche haben sich in der Residenz des israelischen Staatspräsidenten getroffen. Gemeinsam verurteilten die Israelis und Palästinenser religiös motivierte Gewalt.
Rivlin prangerte mit israelischen und palästinensischen Gästen religiöse Gewalt an – Bilder von dem Treffen wurden aus Sicherheitsgründen nicht verbreitet

JERUSALEM (inn) – Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin hat am Donnerstag führende jüdische und muslimische Vertreter empfangen. Unter den Gästen in seiner Jerusalemer Residenz waren Israels sephardischer Oberrabbiner, Jitzhak Josef, und Scheich Mahmud Habbasch. Letzterer ist Richter am Obersten palästinensischen Gericht in Ramallah und berät Präsident Mahmud Abbas zu islamischen Angelegenheiten.
Die Teilnehmer des Treffens sprachen sich gegen religiös motivierte Gewalt und „für die Ausrottung von religiösem Hass“ aus: „Gott hat das Leben erschaffen und das Leben geboten“, schrieben sie in einer gemeinsamen Erklärung. „Deshalb prangern wir das Töten Unschuldiger oder jegliche Art der Aggression gegen den Anderen an. Wir glauben, dass es Terror ist, Unschuldige absichtlich zu töten oder dies zu versuchen, ob es von Muslimen, Juden oder anderen begangen wird.“
Einem Bericht der Onlinezeitung „Times of Israel“ zufolge war es das erste derartige Treffen in der Residenz des Präsidenten. „Wir alle wissen, dass die Spannungen zwischen Juden und Muslimen schwierig sind“, sagte Rivlin. „Vor allem aus diesem Grund bestehen wir darauf, uns heute hier zu treffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Land einmal mehr Zeuge von sinnlos vergossenem Blut wird.“ Das Treffen sei wichtig und bedeutsam.
Das Staatsoberhaupt stellte klar, dass die Teilnehmer gerade wegen ihrer religiösen Überzeugungen dem Frieden und der Ehre verpflichtet seien – und nicht trotz ihrer Glaubensrichtungen. „Zu unserem Bedauern ist diese einfache Wahrheit nicht trivial. Um uns herum gibt es nicht wenige Menschen, die überzeugt sind und andere davon überzeugen wollen, und vielleicht die gesamte Öffentlichkeit, dass Krieg und Gewalt Gebote Gottes seien.“ Diese Leute seien eine Minderheit in der jeweiligen Religion, der sie anggehörten. „Aber ihre Stimme war zu unserem Leidwesen in den letzten Jahren am lautesten.“

Oberrabbiner: Zu Völkermord in Syrien nicht schweigen

Oberrabbiner Josef nutzte das Treffen, um eine Lanze für die Kriegsopfer in Syrien zu brechen. In diesen Tagen der Selbstkritik müsse das Schweigen zum Völkermord in Aleppo enden, sagte er mit Bezug auf die Bußtage am Anfang des jüdischen Jahres. Der Rabbi zitierte aus dem Mischna-Traktat „Sprüche der Väter“ (3,17): „Der Mensch wird geliebt, denn er ward erschaffen nach dem Ebenbild.“
Laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ ergänzte der sephardische Oberrabbiner: „Wenn es einen Völkermord gibt, dürfen wir nicht schweigen. Wir dürfen nicht zu dem zurückkehren, was in der Scho‘ah geschah, als Millionen Juden ermordet wurden und die Welt schwieg. Auch zwischen Juden und Muslimen muss die Gewalt aufhören.“ Josef erinnerte an seinen Vater, der einst Oberrabbiner in Ägypten war: „Er pflegte zum ägyptischen König Faruk zu gehen, gemeinsam mit allen Obersten der Religionen, an jedem Feiertag. Er saß an seiner Seite und sprach mit ihm freundschaftlich über die Bibel.“
An dem Treffen beteiligten sich auch zwei Rabbiner, die in israelischen Ortschaften im Westjordanland Talmudschulen leiten. Die Namen der meisten Teilnehmer wurden indes nicht veröffentlicht, weil die Angelegenheit sehr sensibel sei. Deshalb stehen auch keine Fotos oder Videoaufnahmen zur Verfügung. Bereits im April hatten jüdische, muslimische und christliche Führer aus Israel in Rivlins Gegenwart zu Frieden aufgerufen. Palästinenser waren aber bei jener Begegnung nicht anwesend.
Initiator der Begegnung war die amerikanische Denkfabrik „Washingtoner Institut für Nahostpolitik“. Anlass waren palästinensische Angriffe auf Juden und jüdische Angriffe auf Araber. Religiöse Führer sollten zeigen, „dass sie nicht nur Teil des Problems sind, sondern auch Teil der Lösung sein können“. Die Vorbereitungen hätten ein Jahr gedauert und unzählige kleinere Treffen erfordert. Eine einzelne Veranstaltung könne sicher keine große Veränderung bewirken, sagte der Mitarbeiter David Makovsky. „Aber es könnte eine wichtige Grundlage liefern, auf der man aufbauen kann.“ Die Organisatoren hofften nun auf ein Folgetreffen in Ramallah mit Abbas. (eh)Demonstrationen und Gebete gegen Hass (inn)
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