Meinung

Merz beweist Haltung – in Worten

Der deutsche Bundeskanzler Merz benennt in der Türkei die Hamas als Hauptverantwortlichen für das Leid in Gaza. Eine ähnliche Klarheit wäre auch für die Türkei-Politik wünschenswert. Ein Kommentar
Von Daniel Frick
Merz bekräftigte im Beisein Erdogans die deutsche Unterstützung Deutschlands für Israel

Zu den Lügen im Gazakrieg infolge des Terrormassakers vom 7. Oktober gehört die Täter-Opfer-Umkehr. Viele Künstler, Studenten, Akademiker, Politiker und so genannte humanitäre Organisationen stänkern gerne gegen Israel und unterschlagen dabei immer wieder die Rolle der Terror-Organisation Hamas in dem Konflikt.

Umso wertvoller, dass der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz den unmittelbaren Auslöser, das Terrormassaker, am Donnerstag klar benannt hat. Und das auch noch in Ankara bei einer Pressekonferenz mit Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Präsident hat zu Israel bekanntlich eine grundsätzlich negative Einschätzung und wirft dem jüdischen Staat aus diesem Denken heraus „Völkermord“ vor. Das tat er übrigens bereits im Jahr 2014 als damaliger Regierungschef.

Hauptverantwortlichen benannt

Merz ließ bei der Antwort auf die Frage eines türkischen Journalisten nach den vielen Todesopfern im Gazastreifen keine Klarheit missen: „Die Hamas hätte die Geiseln früher freilassen sollen und die Waffen niederlegen müssen. Dann wäre dieser Krieg sofort zu Ende gewesen. Die Kinder in Gaza, deren Schicksal auch mich persönlich sehr berührt hat, sind Opfer einer Geiselnahme geworden durch die Terror-Organisation Hamas.“

Der Bundeskanzler hätte auch ausweichender, „diplomatischer“ antworten können. Dass er es nicht getan hat, ist ihm hoch anzurechnen. Das gilt auch für die Antwort auf die Frage, ob er sich wegen seiner Israel-Unterstützung auf der falschen Seite der Geschichte sieht: „Es wird immer so sein, dass Deutschland fest an der Seite Israels steht.“

Haltung gefragt

Zugegeben, Deutschland ist in den vergangenen Monaten nicht immer „fest an der Seite Israels“ gestanden. Die Einschränkung der Waffenlieferungen ist ein Rückschlag in den Beziehungen – und Israel sollte dieses Versagen nicht vergessen, denn das ist keine Bagatelle. Dennoch ist die grundsätzliche Unterstützung des jüdischen Staates intakt.

Bleibt zu hoffen, dass Deutschland diese Haltung auch bei der Umsetzung des Gazaplans einbringt. Israel hat Bedenken wegen der Beteiligung der Türkei an der geplanten Stabilisierungstruppe angemeldet. Deutschland sollte Jerusalem dabei unterstützen, denn die Türkei fördert nicht nur die Hamas, sondern visiert auch die Zerstörung des jüdischen Staates an.

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Unverblümte Vernichtungsdrohung

Bei der Pressekonferenz mit Merz sprach Erdogan zwar von der „Zwei-Staaten-Lösung“, die die Türkei anstrebe. Das darf man aber als Nebelkerze eines Staatschefs betrachten, der die Türkei in die Europäische Union bringen will.

Erst im März hatte Erdogan hingegen gesagt: „Möge Allah, um seines Namens ‚Bezwinger‘ willen, das zionistische Israel zerstören und verheeren.“ Im Juli 2024 drohte er Israel mit einer Invasion. Türkische Truppen im Gazastreifen wirken vor diesem Hintergrund brandgefährlich.

Auf diesen Umstand muss Deutschland ein Auge haben. Das gilt auch für Rüstungsdeals mit der Türkei, etwa die 20 Eurofighter, die Merz nun zugesagt hat. Die Bundesregierung muss sich die Frage stellen, ob sie mit dem richtigen Anliegen, das NATO-Bündnis zu stärken, nicht doch schon am nächsten Angriff auf den jüdischen Staat mitwirkt.

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7 Antworten

  1. In Sachen Völkermord resp. Genozid sollte sich der Pascha aus Ankara zurückhalten.

    Denn der erste Völkermord der Neuzeit wurde von den Türken an der Armeniern begangen. Gerade erst gut 100 Jahre her, der Massenmord an dem Volk, das als erstes das Christentum als Staatsreligion anerkannte.

    Zum Fritze M. schreib ich gar nichts. Ausser vielleicht, dass er noch schwächer als sein Vorgänger scheint. Das muss man erst einmal schaffen.

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  2. Danke für den Bericht. Auch ich fand den Auftritt des Bundeskanzlers Merz sehr gut, er hat Flagge gezeigt, die Verhaftungen in der Türkei angesprochen und die Hamas als Hauptschuldigen der Situation in Gaza benannt. Vor allem ist das auch gut, weil türkische Medien die Worte unseres Kanzlers NICHT wegschneiden können, zumindest nicht unbemarkt.
    Kanzer Merz: Weiter so ! Auch in der Innenpolitik läuft alles schief, hier vor Ort muss gegen den Antisemitismus viel mehr getan werden.
    Ein Hoch auf den Kanzler Merz in der Türkei ! Allen Schalom Schabbat !

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  3. Herr Merz hat hier seine Haltung zu Israel nochmals eindeutig bekräftigt. Nun müssten aber auch Taten folgen. Israel kann sich nicht auf ein JA, ABER verlassen. Zu viele Enttäuschungen befördern Misstrauen.
    Die Haltung Erdogans ist eindeutig. Er möchte sein Kalifat ausdehnen und dazu gehört Israel. Auch die militärische Aufrüstung der Türkei hat nur ein Ziel: die Zerstörung Israels.

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  4. Merz hat seine Haltung klargemacht. Und: er hat Erdogan nicht einen guten Freund genannt. Dafür bekommt er mein Wohlwollen. Aber das mit „an der Seite Israels stehen“ hätte ich mir die letzten Monate klarer gewünscht. Worte sind nicht das, was Israel braucht. Dass Erdogan da nicht zustimmt, nimmt keinen mehr wunder. Hamas habe keine Bomben.🙈 Nee, schon klar, nur seit Jahrzehnten kamen jeden Tag Raketen.
    Herr Erdogan, wir kennen Ihre antisemitische Haltung zu Israel. Sie wollten diesen Staat von Hamas und Allah vernichtet sehen. Hat nicht geklappt. Sind Sie deshalb so verstimmt? (Merz grinst, Erdogan blickt starr wie ein Wintersee).
    Und diesem Judenhasser sagt Merz seine Unterstützung zur angestrebten EU-Mitgliedschaft zu, nennt ihn geopolitisch wichtig und schmiert diesem Antisemiten Honig um den Mund. Damit nehme ich mein Wohlwollen an Merz wieder zurück. Und Eurofighter Kampfflugzeuge soll dieser Diktator auch bekommen.
    Merz nennt die Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei „in einer einzigartigen Weise breit und tief“. Ich sehe einzigartig breit und tief nur Erdogans Sprüche zu Israel: Genozid und Aushungern. Und die Welt glaubt ihm.

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  5. Merz Worte sind gut und waren mehr als nötig, aber es ist, wie der Autor zurecht schreibt, auch ein politisches Handeln erforderlich, das mit diesen Worten übereinstimmt.
    Deutschland (und in diesem Fall besonders Merz) zeigt mMn eine große Diskrepanz zwischen Wort und Tat und das bewirkt Unglaubwürdigkeit und Enttäuschung und macht Deutschland auf Dauer zur Lachnummer.

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