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Antijüdische Inhalte aus Schulbüchern gestrichen

Im vergangenen Jahr hat Saudi-Arabien mehr antisemitische Passagen aus Schulbüchern entfernt oder abgewandelt als je zuvor. Bei der Darstellung Israels gibt es noch viel zu korrigieren, aber auch hier wurde schon nachgebessert.
Unter Kronprinz Mohammed Bin Salman öffnet sich Saudi-Arabien – offenbar auch gegenüber Israel

RIAD (inn) – In Saudi-Arabien vollzieht sich ein echter Wandel hin zu mehr Toleranz und Weltoffenheit. Zu diesem Schluss kommt die israelische Organisation IMPACT-SE in ihrer jüngsten Studie zu saudischen Lehrinhalten. IMPACT-SE steht für „Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education” (Institut zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen).

Seit 2001 haben die Mitarbeiter saudischen Schulbüchern eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, da die meisten Attentäter vom 11. September sowie Osama Bin Laden selbst ihre Kindheit in Saudi-Arabien verbracht haben. Noch vor wenigen Jahren zeigte sich das Königreich unkooperativ, als die UNESCO Unterrichtsmaterial für eine Studie über Holocaust-Erziehung sammelte.

Signifikante Verbesserungen

Im Februar 2020 hatte IMPACT-SE in einer Veröffentlichung erste positive Veränderungen festgestellt. Bereits im Dezember konnte es von „signifikanten Verbesserungen“ berichten. Beispielsweise war das Hadith (Ausspruch Mohammeds) aus den Schulbüchern verschwunden, laut dem der „Jüngste Tag“ nicht eher anbrechen werde, bis die Muslime die Juden getötet haben würden. Ein Text über finstere Machenschaften „zionistischer Kräfte“ war ebenso der Zensur zum Opfer gefallen wie die Forderung der Todesstrafe für Homosexuelle.

Diese Entwicklung hat sich 2021 fortgesetzt. 22 weitere antichristliche und antijüdische Textstellen seien entfernt oder verändert worden. Die Saudis haben fünf Texte über „Ungläubige“ und „Polytheisten“ überarbeitet sowie eine gesamte Lektion über gewaltsamen Dschihad gestrichen. Viele intolerante Hadithe und Koranpassagen wie beispielsweise die, die Muslimen die Freundschaft mit Juden und Christen verbietet, kommen in den neuen Schulbüchern nicht mehr vor. Teilweise wurden sie durch andere Hadithe ersetzt, in denen Mohammed sich tolerant gegenüber Andersgläubigen zeigte.

Landkarten ohne Israel

Geblieben sind hauptsächlich Landkarten, in denen Israel fehlt oder nur als „Palästina“ bezeichnet wird sowie Falschdarstellungen seiner Geschichte. Aber auch in diesem Bereich setzt der saudische Lehrplan neue Akzente. Ein Abschnitt, der Juden vorwarf, mit allen möglichen Mitteln das Leben für Muslime in Jerusalem unmöglich zu machen, wurde gestrichen. Bis vor Kurzem lernten die Schüler noch, dass die jüdische Verbindung zum Tempelberg eine Erfindung von Rabbinern sei und dort seit eh und je eine Moschee gestanden habe.

All das gehört der Vergangenheit an – zumindest, was die Darstellung in den Schulbüchern betrifft. Ein Gesinnungswandel bei Lehrern und Schülern wird länger dauern, aber ein Anfang ist gemacht. Laut einer repräsentativen Umfrage der Anti Defamation League aus dem Jahr 2014 hegen 74 Prozent der Saudis antisemitische Einstellungen. Das Königreich liegt damit im oberen Mittelfeld der islamischen Länder.

Saudi-Arabien hat selbst noch keine diplomatischen Beziehungen mit Israel aufgenommen, aber die „Abraham-Abkommen“ zwischen dem jüdischen Staat und anderen arabischen Ländern unterstützt. Es ist bezeichnend, dass es nun in diesem Maße ganz ohne äußeren Druck Inhalte einer zukünftigen Friedensvereinbarung umsetzt. Es besteht Hoffnung, dass Israel in naher Zukunft auf den saudischen Landkarten auftauchen wird. Der offensichtliche Bruch mit antijüdischen Narrativen im Bildungssystem Saudi-Arabiens kann auch Auswirkungen auf die Curricula anderer Länder im großen saudischen Einflussbereich haben.

Von: Carmen Shamsianpur

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