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Der Judenhass im Spiegel der Sprache

Die Zwei-Staaten-Lösung ist in aller Munde. Dass der Begriff allerdings, ähnlich wie das Wort Zionismus, aus dem kommunistischen Lager stammt, ist weitgehend unbekannt. Eine Analyse von Ulrich W. Sahm
„Zionistische Verbrecher, beendet den Palästina-Holocaust“, fordern antizionistische Demonstranten in Melbourne

Worte schaffen Wirklichkeiten und befestigen Ideologien. Sprache zeigt den Geist ihrer Epoche und manifestiert auch ihren Ungeist. Je weniger wir uns dessen bewusst sind, desto mehr geschieht es. Victor Klemperer hat diesem Phänomen in der NS-Zeit sein Lebenswerk gewidmet. Heutzutage bedient sich der Judenhass nicht mehr aus der Mottenkiste der Glaubenskriege, oder der Sprache der Nazizeit, sondern benutzt die Kampfbegriffe sozialistischer Diktaturen.

Der „Jude“ im Wandel der Zeit

Ein besonders drastisches Beispiel für die Kampfnatur der Sprache ist die Entwicklung des Wortes „Juden“. Das waren zunächst die biblischen Israeliten und dann die Bewohner der römischen Provinz Judäa. Unter der Entwicklung des Christentums als Staatsreligion wurde „Jude“ in Europa zum Synonym für „Gottesmörder“ – denn Juden waren verfemte Mitglieder einer Religion, die man als Konkurrenz wahrnahm. Dadurch galt der „Jude“ in Europa als der „Fremde“, obgleich Juden teilweise länger im Land lebten als Germanen.

Als mit der Aufklärung religiöse Verfolgungen unmodern geworden waren, verwandelten sich die Juden in „Mitbürger mosaischen Glaubens“. Weil aber der alte Judenhass nicht auszumerzen war, erfand man die Rassen. Dadurch waren die Juden kein „Glaube“ oder eine Religionsangehörigkeit mehr, der man durch Taufe oder Konversion entrinnen kann. So hatten die Nazis ein Mittel in der Hand, anhand dessen sie jeden „Juden“ auf Grund seiner Eltern ermorden konnten. Auch für die katholische Nonne Edith Stein gab es deshalb kein Entrinnen (wie für zahllose andere), weil nicht mehr ihr „Glaube“ ausschlaggebend war, sondern ihre „Rassenzugehörigkeit“.

Propaganda aus Nordvietnam: „alternativlose Zwei-Staaten-Lösung“

Zu den heute üblichen Schlagworten zwecks „Frieden“ oder „Lösung des Nahostkonflikts“ gehört das Mantra einer „alternativlosen Zwei-Staaten-Lösung“. Alternativlosigkeit ist ein konstituierendes Merkmal von Diktaturen. Man kennt das aus Nordkorea, Nordvietnam oder dem Iran. Jede Demokratie lebt dagegen von dem Diskurs unterschiedlicher konkurrierender Parteien. Zu jedem erdenklichen Thema werden in Deutschland konträre Meinungen vertreten, von der Flüchtlingspolitik bis hin zu PKW-Maut. Warum also will man Israel etwas diktatorisch aufzwingen, was man zu Recht für sich selbst ablehnt? Woher kommt diese Begrifflichkeit? Der Historiker Joel Fishman hat herausgefunden, dass die „Zwei-Staaten-Lösung“ von den Nordvietnamesen erfunden worden war. So vertuschten sie ihr strategisches Ziel der Eroberung Südvietnams.

Aus Nordvietnam wurde dieser Kampfbegriff dann importiert. „Anfang der 1970er Jahre führte Salah Chalaf, bekannt als Abu Ijad, eine PLO-Delegation nach Hanoi an, um von den Nordvietnamesen zu lernen. Sie trafen den legendären General Vo Nguyen Giap und dessen politische Berater. Bei der Präsentation ihres Falles ging es um die Veränderung der Wahrnehmung ihres Terrorismus in der Weltöffentlichkeit.“ In Hanoi griffen sie die Formel „Zwei-Staaten-Lösung“ auf und führten sie in den Nahen Osten ein. Gemeint war damit ein „Politizid“ Israels, eine Selbst-Zerstörung des Staates Israel.

Antizionismus – der moderne Judenhass

Kaum ein Europäer definiert sich heute noch ernsthaft als „Arier“. Mit der Ächtung des Antisemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg war auch „Jude“ als Kampfbegriff der „gebildeten“ Judenhasser buchstäblich verbrannt. Seit aber Israel ab dem Sechs-Tage-Krieg vor genau 50 Jahren für alle erkennbar die jüdische Existenz garantiert, wurde aus Antijudaismus und Antisemitismus der „Antizionismus“.

Der französische Sprachforscher Georges Elia Sarfati hat den Ursprung dieses verheerenden Wortes nachgewiesen: „Es war das sowjetische Informationsministerium, das nach dem Sechs-Tage-Krieg (1968) begann, den Ausdruck ,Antizionismus’ systematisch zu verwenden. Von der sowjetischen Presse wanderte er in die Medien der französischen Linksextremen. Davor wurde das Wort höchstens sporadisch verwendet. Es erschien bis in die 1970er Jahre in keinem Wörterbuch.“

In den 1960er Jahren bemerkten die Sowjets, dass in Westeuropa „Antisemitismus“ zu einem Tabu geworden war. Da kam man in Moskau auf die Idee, an seiner Stelle das Wort „Antizionismus“ einzuführen. Das war ein durchschlagender Erfolg, bis heute. Wer Juden hasste, konnte sich mit den gleichen alten Motiven nun als „Antizionist“ bezeichnen und so „legitime Kritik an der Regierungspolitik Israels“ üben, mitsamt den bisher üblichen Lügen über die Juden als Brunnenvergifter, Finanzjudentum, Genozid und so weiter. Was bis dahin den Juden als Verschwörungstheorie in die Schuhe geschoben wurde, kann man heute den Israelis anlasten.

Eingefleischte Judenhasser nennen sich heute ungestraft „Antizionisten“. Um den Hass auf das Judentum nicht unter „Antisemitismus“ verbuchen zu müssen, bedient man sich dabei jüdischer Kronzeugen, die sich folgerichtig denn auch nicht mehr wie früher taufen lassen, um den Seitenwechsel sichtbar zu vollziehen, sondern sich „lediglich“ als Antizionisten beweisen müssen.

„Menschenrechte“

Der Begriff „Menschenrechte“ ist zu einem politischen Schlachtruf geworden, der nichts mehr mit der Sorge um Rechte für Menschen zu tun hat. Beim schweizerischen Internetportal Audiatur-Online hat der Sprachforscher Fishman den Unterschied zwischen Menschenrechtsvertretern und „Frontorganisationen“ dargestellt. Er zeigt auf, dass sich manche mit dem Begriff „Menschenrechte“ schmücken, während sie in Wirklichkeit ganz andere Ziele befolgen, wie eine Auflösung des Rechtsstaats oder gar der Demokratie.

„Palästinenser“ – ein Wort wird Realität

Sprachforscher können leicht aufzeichnen, wann Begriffe geschaffen worden sind, die heute wie Selbstverständlichkeiten gehandelt werden.

Nachweislich ist „Palästinenser“ als Bezeichnung für die „Araber aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina“ erst von Jasser Arafat durch die zweite PLO-Charta von 1968 eingeführt worden. Vorher war das Wort in der Presse und bei Organisationen wie der UNO oder auch in deutschen offiziellen Dokumenten unbekannt. Inzwischen ist dieses Wort derart verbreitet, dass sogar Jesus rückwirkend als „erster Palästinenser“ bezeichnet wird. Und weil der Glaube verbreitet ist, dass es Palästinenser immer schon gegeben habe, werden entsprechende Forderungen an die Israelis/Juden gestellt. Der ganze „Nahostkonflikt“ steht unter dem Motto, den Palästinensern Rechte zu gestatten oder gar zurückzugeben, obgleich es ein Volk mit diesem Namen vor 1968 nie gegeben hat.

In einem „Leitfaden“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Verhältnis des Vatikans zu Israel wird das Problem kenntlich: „Im Jahr 1970 tauchte der Name des Staates Israel zum ersten Mal in einem offiziellen Schreiben des Vatikan auf. Im Jahr 1972 erwähnte Papst Paul VI. erstmals das ,palästinensische Volk’ und mahnte die Anerkennung seiner legitimen Rechte an. In den Nahost-Friedensverhandlungen bemühte sich der Heilige Stuhl um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien. Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Oslo-Abkommens wurden 1993 volle diplomatische Beziehungen zwischen dem Vatikanstaat und Israel aufgenommen. Sieben Jahre später erfolgte die offizielle Anerkennung der PLO als Vertretung der Palästinenser durch den Vatikan. Die Pilgerreise des beliebten Papstes Johannes Paul II. im Jubiläumsjahr 2000 weckte in Israel die Hoffnung auf engere politisch-diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan. Diese Hoffnung wurde durch den Ausbruch der zweiten ,Intifada’ im September 2000 zerstört.“

Um hier nicht missverstanden zu werden: Heute gibt es die Palästinenser als anerkanntes Volk. Sie haben einen legitimen Nationalismus entwickelt und stellen Ansprüche, die ernst zu nehmen sind. Genauso mutierten die seit drei Jahrtausenden existierenden Juden mit dem Zionismus Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Nation, also einem Staatsvolk. So passten sie sich Ideen an, die in Europa im 19. Jahrhundert zu der modernen Staatenordnung geführt haben. Vorher gab es Königreiche oder Fürstentümer und andere Organisationsformen, aber keine „Staaten“ im heutigen Sinne.

Die Rolle der Sowjetunion

Besonders die Sowjetunion hatte fleißig Worte und Formeln entwickelt, die dramatische Folgen hatten und während des Kalten Krieges sogar einen Atomkrieg hätten auslösen können. Auch dieses hat Joel Fishman in einer Untersuchung herausgearbeitet, wobei es immer wieder um Israel ging.

Wer moderne Begriffe wie Palästinenser, Staat, Zionismus oder Zwei-Staaten-Lösung ohne Bewusstsein für ihren jeweiligen Ursprung verwendet und damit Politik betreibt, verübt eine gefährliche Geschichtsklitterung und macht sich schlimmstenfalls zum Diener demokratiefeindlicher Ideologien. Zeitgemäße „Lösungen“ für bestehende Konflikte werden auf diese Weise unmöglich gemacht und Probleme unnötig verschärft.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.audiatur-online.ch.

Von: Ulrich W. Sahm

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