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Knessetabgeordneter provoziert mit „Büro“ in Scheich Dscharrah

Im umkämpften Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah errichtet ein rechtsradikaler Politiker ein provisorisches „Büro". Er fordert Polizeischutz für eine bedrängte jüdische Familie.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Im Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah hat es am Wochenende neue Zusammenstöße zwischen Arabern und Juden gegeben. Daran beteiligten sich auch israelische Politiker.

Der rechtsradikale Knessetabgeordnete Itamar Ben-Gvir (Religiöser Zionismus) kündigte am Freitag an, er werde ein Büro in Scheich Dscharrah einrichten. Daraufhin stellte er einen Tisch unter eine Markise. Er begründete die Aktion damit, dass die Polizei sich weigere, der jüdischen Familie Jeschwajew ausreichend Schutz zu gewähren. Sie war zuvor Opfer eines Brandanschlages geworden.

Auseinandersetzung zwischen Politikern

Ben-Gvir sagte am Sonntag, er werde das provisorische „Büro“ nur abbauen, wenn der Schutz für die jüdische Familie verstärkt werde. Er wolle über Nacht in Scheich Dscharrah bleiben. Unterstützung erhielten die Jeschawjews vom stellvertretenden Bürgermeister Arje King und vom Stadtrat Jonathan Josef (beide Me’uchadim). Doch auch Abgeordnete des arabischen Bündnisses „Vereinigte Liste“ erschienen in dem Stadtteil: Ahmed Tibi, Ofer Cassif und Osama Sa’adi. Sie gerieten mit den rechtsgerichteten Politikern aneinander.

Am Sonntagabend versuchte die israelische Polizei, das provisorische „Büro“ unter der Markise abzubauen. Medienberichten zufolge protestierte Ben-Gvir, verlor aber das Bewusstsein. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Doch am Montag kehrte er in sein „Büro“ zurück.

Angesichts der Zusammenstöße zwischen Arabern und Juden setzte die Polizei Gummigeschosse und Blendgranaten ein, um die Menge zu zerstreuen. Es gab mehrere Festnahmen. Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, 31 Palästinenser seien verletzt worden. Mindestens sechs hätten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Nach Angaben eines Sanitäters wurde ein Jude von einer Blendgranate am Knie verletzt.

Streit um bevorstehende Hausräumung

Ein Anlass für das Aufflackern der Streitigkeiten ist eine gerichtliche Verfügung. Demnach muss die Familie Salem im kommenden Monat ihr Haus räumen. Betroffen sind elf arabische Bewohner. Neuer Besitzer des Hauses ist Stadtrat Josef.

Die arabische Familie hat mehrfach Angriffe von jüdischen Nachbarn erlitten. Ibrahim Salem sagte der Zeitung „Yediot Aharonot“, er und seine Angehörigen lebten in ständiger Furcht. Seine Mutter Fatma sei Sonntag von Siedlern angegriffen worden. Der Bruder Chalil sei festgenommen und zum Verhör des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schabak gebracht worden.

Nach Scheich Dscharrah kam die Familie infolge des israelischen Unabhängigkeitskrieges, der im Mai 1948 begann. Vorher lebte sie in einer Ortschaft bei Jerusalem. Sie zog in ein Haus, das vorher Juden gehört hatte. 1967 eroberte Israel das Gebiet im Sechs-Tage-Krieg von Jordanien. Daraufhin verpflichte der Gesetzgeber die israelische Regierung, ehemals jüdisches Eigentum, das in die Hände der Jordanier gelangt ist, möglichst zurückzugeben. Wenn das nicht möglich ist, fällt es in den Besitz des Staates Israel – und kann an andere Juden verkauft werden.

Im vergangenen Mai hatte unter anderem ein Immobilienstreit in Scheich Dscharrah zu einem bewaffneten Konflikt zwischen der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen und Israel geführt. Nach den Vorfällen vom Wochenende rief die Terrorgruppe Palästinenser in Jerusalem und dem Westjordanland auf, „für die Bewohner von Scheich Dscharrah mobil zu machen“. Der Hamas-Sprecher für Jerusalem in Gaza, Muhammad Hamada, sagte laut der Zeitung „Yediot Aharonot“: „Die Angriffe von Siedlern in Scheich Dscharrah, angeführt von Itamar Ban-Gvir, sind ein Spiel mit dem Feuer, das ganz Palästina entflammen könnte.“ (eh)

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6 Antworten

  1. Ben-Gvir hätte sich besser ein Beispiel an Mansour Abbas genommen. Er hat das Feuer aus der Antisemitismusdebatte genommen, während Ben-Gvir eher dieses schürt. Das Gericht hat entschieden und die Polizei wird es umsetzen.

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  2. Jede Art von Angriff ist immer auch ein Spiel mit dem Feuer…egal wo…denn nur dort, wo wirklich Christus regiert, wird das Böse mit Gutem beantwortet–bzw überwunden…
    2 Tim 3….1 ¶ DAS aber wisse, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden.
    2 Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos,
    3 lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, roh, dem Guten feind,……………
    Gottes Wort hat seine zeitlose und internationale Gültigkeit, weltweit nehmen die aggressiven Handlungen zu und eben leider auch in der Stadt, die eigentlich–abgeleitet vom Namen– den Frieden lehren sollte…Jerusalem…aber wenn der Herr einst kommen wird auf den Ölberg, ja dann wird endlich dieser Friede kommen.

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  3. Wie bitte? Es gibt „rechtsradikale“ Knessetabgeordnete? Zieht jetzt der Antisemitismus auch in der Redaktion von israelnetz ein? Den Begriff „rechtsradikal“ im Zusammenhang mit einem (nur einem?) Knessetabgeordneten zu benutzen, ist doch ein typischer Fall des von Nathan Sharanski erfundenen „israelbezogenen Antisemitismus“, oder habe ich da irgendetwas nicht richtig mitbekommen?

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    1. Tja da muß man im Kopf immer umdenken. In Deutschland sind die Rechten die „Bösen“ und die Linken die „Guten“ aber in Israel ist es genau umgekehrt.

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  4. Wie einfach wäre es doch, jede Aggression der Terrorgruppen oder der von ihr angestachelten Personen mit 10, 20, oder 100 Räumungen zu vergelten.
    Dann würde man sich der Probleme konsequent und langfristig entledigen und man verstünde, dass sich Aggression nicht lohnt.
    Hoffentlich findet sich Handlungsmotivation in der neuen israelischen Regierung. Ich drücke fest die Daumen und wünsche zu sagen: „Alles Gute mit konsequentem Handeln“!

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  5. Als die jordanische Arabische Legion 1948 Ostjerusalem völkerrechtswidrig ethnisch von allen Juden „gesäubert“, also im Sinne des Jerusalemer Muftis und Nazi-Kollaboratuers Amin al-Husseini „judenrein“ gemacht und 58 Synagogen gesprengt hat, um die steinernen Zeugen Jahrtausende alter jüdischer Kultur zu vernichten, wurde aus dem Ostjerusalemer Stadtteil, der über Jahrhunderte „Shimon ha Zadik“ hieß, plötzlich der arabische Stadtteil „Sheik Djarra“. Nachdem die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte nur 19(!) Jahre später im Sechstagekrieg von 1967 zurückerobert und von der jordanischen Besatzung befreit haben, spricht die Welt kurioserweise vom „israelisch besetzten arabischen Ostjerusalem“ und will die in diesen 19 Jahren nicht ungültig gewordenen jüdischen Besitzurkunden für ungültig erklären, um den in 100 Jahren nicht zustande gekommenen Frieden nicht zu gefährden. Aber warum sind die Europäer immer der Meinung, dass die Juden Opfer bringen sollen? Das war so im Jahr 70 n.Chr. durch die Römer, durch die Kreuzfahrer 1099, bei den Nabi-Musa-Unruhen 1920, bei den arabischen Massackern in Jerusalem, Hebron und Safed 1929 und auch vor und direkt nach der Staatsgründung Israels. Angesichts der geschichtlichen Zusammenhänge ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass auch Israelnetz den arabischen Namen verwendet, der für die kurzfristige arabische Besatzung steht.

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