Jungsteinzeit: Klimawandel erzwang Landwirtschaft

Trockene Gewitter und Blitze führten vor 8.000 Jahren in der südlichen Levante zu Brandkatastrophen. Damit trieben sie die Bewohner in die Sesshaftigkeit und Landwirtschaft.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – In einem Fachbeitrag schildert der israelische Geowissenschaftler Amos Frumkin die Auswirkungen eines frühzeitlichen Klimawandels, der für die Menschen große Veränderungen mit sich brachte. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass im frühen Holozän (Nacheiszeit seit 10000 vor der Zeit bis heute) eine naturbedingte Umweltkatastrophe zu schwerwiegenden Folgen für die menschliche Besiedelung in der Levante beziehungsweise dem heutigen Israel geführt hat: Sie erklären, warum Menschen mit dem Ackerbau und der Viehzucht begonnen haben.

Zeitgleich (um 6200 vor der Zeit) erlebte die Nordhalbkugel einen scharfen Temperaturrückgang, der ungefähr 100 Jahre andauerte. Schwankungen im Nordatlantikstrom lösten ihn aus und ließen in Mesopotamien das halbtrockene Klima entstehen.

Frumkin geht davon aus, dass Trockengewitter und Blitze extreme Lauffeuer auslösten. Die Brände zerstörten die Vegetation einschließlich von Holzpflanzen auf dramatische Weise und führten zu einer enormen Bodenerosion. Dies betraf vor allem die Hänge der bergigen Zentralregion, 40 bis 60 Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt im Landesinneren. Der Aufsatz erschien Anfang April in der Fachzeitschrift „Journal of Soil and Sediments“.

Foto: Google Earth
Karte von in der Studie untersuchten Standorten

Besiedelung der Täler nach Brandkatastrophe

Nachdem die Feuer den natürlichen Lebensraum im Zentralgebirge des heutigen Israel – und damit die Lebensgrundlage – vernichteten, suchten die Menschen zuerst Zuflucht in großen Höhlen. In der Folge ließen sie sich in Tälern nieder und gründeten große bäuerliche Ansiedlungen, wie zum Beispiel in der Jordansenke, so nimmt der Forscher der Hebräischen Universität Jerusalem an. Diese war im Neolithikum (Jungsteinzeit) dicht bewohnt. Davon zeugen Untersuchungen der Erdschichten und Höhlen.

Die Stadt Jericho, die schon länger bestand (seit circa 8000 vor der Zeit) und eine jungsteinzeitliche Landwirtschaft bezeugt, könnte auch ein Ziel der damaligen „Klimaflüchtlinge“ gewesen sein.

Landwirtschaft entstand, weil die Bevölkerung neue Nahrungsmittelquellen finden musste. Bislang waren sie als Jäger und Sammler in Erscheinung getreten. Dabei half ihr, dass sich die von den Hängen des zentralen Berglandes erodierte Erde in den Tälern ablagerte und fruchtbaren Boden schuf. Böden und Vegetation des Berglandes regenerierten sich schrittweise nach dem Ende der extremen Feuerereignisse. Erst später konnten Menschen die Berge erneut bewohnen.

Foto: Journal of Soils and Sediments
Der Blick von Mechora (Standort 4 auf der Landkarte) Richtung Süden zum Toten Meer zeigt Erdablagerungen in den kleinen Tälern und der Jordansenke

Die These einer Zeit großer Trockenheit wird dadurch bestätigt, dass auch der Wasserspiegel des Toten Meeres sank. Aus der Zeitgleichheit dieser Entwicklungen, der Feuerkatastrophe, des Bewohnens von Höhlen und der neolithischen landwirtschaftlichen Revolution erschließt die Studie einen Zusammenhang: „Das menschliche Verhalten und seine kognitiven Fähigkeiten müssen sich an die extremen Umweltveränderungen angepasst haben. Diese kognitive Anpassung kann zu einem beispiellosen Verhalten geführt haben, wie zuerst dem Eindringen in verzweigte Höhlen des zentralen Berglandes in der südlichen Levante“ und der folgenden Entwicklung früher landwirtschaftlicher Praxis.

Tropfsteine als Zeugen der Klimakatastrophe

Für seine Studie untersuchte der Autor verschiedene natürliche Umgebungen im Berg- und Flachland des heutigen Israel. Dazu nutzte er Holzkohle-Mikropartikel in Seesedimenten. Die Methode ermöglicht ein zutreffendes Bild von der Brandgeschichte einer Landschaft.

Frumkin bediente sich dabei Funden aus dem Hula-Becken im Norden und dem Toten Meer. Während der Eiszeit war die gesamte Jordansenke vom Kinneret-Becken (See Genezareth) bis zum Toten Meer vom Lisan-See bedeckt. Daneben nahm der Wissenschaftler Proben von Stalagmiten, das heißt Mineralablagerungen in der Sorek- und der Har-Nof-Tropfsteinhöhle. Die Höhlen liegen bei Jerusalem und befinden sich 400 beziehungsweise 730 Meter über dem Meeresspiegel. Mit Hilfe der Tropfsteine kann die Entwicklung der Vegetation und des Erdreiches über den Höhlen nachvollzogen werden. (ndr)

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5 Antworten

  1. Klimawandel vor 8000 Jahren erzwang Landwirtschaft… Kann sein, aber wir glauben das nicht.

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  2. Wer schätzt diese Jahresangaben 10.000 vor der Zeit bis heute? Seit der Schöpfung (s. ab 1.Mose 1,1) sind lt. jüdischer Zeitzählung erst 5785 Jahre vergangen. Diese Jahreszahl ist plausibel!

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  3. @Albert @Michael
    Klimaänderungen gab es auch schon früher und auch in stärkeren Ausmaß. Nur waren diese nicht menschengemacht, sondern in erster Linie durch Vulkanismus oder durch größere Einschläge von Himmelskörpern hervorgerufen.
    Die Jahre werden nicht geschätzt, sondern mittels Radiocarbonmethode ermittelt. Desweiteren gibt es noch Dendrochronologie bzw. das Auswerten von Erdschichten und Ablagerungen.
    Im übrigen die Erde ist von kugelähnlicher Gestalt und keine flache Scheibe. 😉

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  4. Eine extrem unlogische These.
    Wenn der Klimawandel schlechte(re) Lebensbedingungen schafft, dann wäre die logischste Reaktion (wie es vorher und hinterher auch überall praktiziert wurde) einfach weiterzuwandern und sich nicht plötzlich an ein Gebiert zu binden und sich von dem örtlichen Klima abhängig zu machen.

    Da sind die altbewährten Thesen plausibler, dass für die Sesshaftigkeit ein stabiles Klima Voraussetzung ist.

    Zudem wird man nicht einfach so über Nacht Bauer. Das Wissen dazu kommt nicht plötzlich mit dem Klimawandel daher, sondern muss über Generationen langsam erworben werden.

    So was kann sich nur jemand sehr weltfremdes ausdenken, der noch nie auf einem Bauernhof war!

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