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Judentum positiv, Israel negativ

Marokkanische Schulbücher halten sich weitgehend an die UNESCO-Standards der Friedens- und Toleranzerziehung. Die Darstellung Israels ist meist einseitig negativ – noch.
Von Israelnetz

RABAT (inn) – Im marokkanischen Lehrplan nehmen zwei Themen einen großen Raum ein: Das Judentum und der israelisch-palästinensische Konflikt. Die beiden Komplexe werden sehr unterschiedlich bewertet. Während das Judentum als integraler Bestandteil der marokkanischen nationalen Identität gilt, zielt das Lehrmaterial eher auf Ablehnung des jüdischen Staates.  

Schulbücher unter Beobachtung

Die israelische Organisation IMPACT-se (Institut zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen) hat 127 Lehrbücher aus dem nordafrikanischen Königreich untersucht. Im Fokus stand Material aus geisteswissenschaftlichen Fächern wie Sozialkunde, Erdkunde, Geschichte, Islamwissenschaft, Arabische Sprache und Literatur, Französisch und Englisch. Die Bücher stammen aus den Jahren zwischen 2013 und 2022.

IMPACT-se misst die untersuchten Bücher am Standard des UNO-Bildungsorganisation UNESCO zu Friedens- und Toleranzerziehung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Umgang mit Themen wie Antisemitismus, Holocaust, Judentum und Israel.

Hauptergebnisse

Toleranz ist ein zentrales Thema des marokkanischen Lehrplans. Frieden wird als Kernprinzip der nationalen Politik Marokkos gelehrt. Der Lehrplan fördert Selbstreflexion und kritisches Denken in Bezug auf die marokkanische Geschichte, was laut IMPACT-se für die Region eher untypisch ist. Auch Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung nehmen einen herausragenden Platz ein.

Die einst große jüdische Minderheit hat deutliche Spuren in der Kultur Marokkos hinterlassen. Dieses Erbe wird mittlerweile sowohl in der marokkanischen Verfassung als auch in den Lehrplänen geehrt. Anders steht es um die guten Beziehungen des Königshauses zum Staat Israel. Sie waren bis zur Unterzeichnung des Normalisierungsabkommens im Dezember 2020 zwar bekannt, aber nicht offiziell. Die neusten Entwicklungen kommen in den bisherigen Lehrmaterialien nicht zum Tragen.

Judentum

Die Darstellung von Juden im marokkanischen Unterrichtsmaterial ist eine durchweg sympathische. Hervorzuheben ist dabei eine große und weiter wachsende Anzahl von Kapiteln, die sich jüdischer Geschichte und Kultur in Marokko widmet. Der Lehrplan vermittelt den Schülern, dass die jüdische Gemeinde ein untrennbarer Teil Marokkos ist. Sie werden mit Details der jüdischen Küche, Musik, Feiertage und Traditionen vertraut gemacht. Ein positiver Bezug zum Judentum wird als Bestandteil des marokkanischen Patriotismus interpretiert.

Das war längst nicht immer so. Da sich viele Juden zur Zeit des französischen Protektorats in Marokko der französischen Kultur annäherten, wurden sie zunehmend mit der Kolonialherrschaft identifiziert. Der marokkanische Nationalismus, das Aufkommen des Zionismus und später die Staatsgründung Israels verschärften diese Trennung. Eine beträchtliche Menge der Bildungsinhalte über das jüdische Volk wurde erst im Jahr 2021 neu hinzugefügt.

Israel

Die Behandlung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist ein zentrales Thema im Unterricht der Oberstufe. Nur an einer Stelle findet sich jedoch eine klare Befürwortung einer „Zwei-Staaten-Lösung“ mit einem palästinensischen Staat an der Seite Israels. Dass Israel in der Regel eher nicht anerkannt ist, zeigt sich vor allem an einer Vielzahl von Karten, auf denen der jüdische Staat nicht eingezeichnet ist. An seiner Stelle steht entweder „Palästina“ oder „besetzte Gebiete“, die das gesamte israelische Staatsgebiet umfassen.

Die Schüler lernen, dass der Zionismus eine „rassistische Kolonialbewegung“ mit „expansionistischer Ideologie“ sei, angetrieben von „westlichen kapitalistischen Ländern“. Daneben wird aber auch der Oslo-Friedensprozess behandelt. Einige negative Formulierungen und Beispiele in Bezug auf Israel fehlen in neueren Ausgaben, was eine positive Entwicklung ist.

Normalisierung

Darstellungen der Normalisierung zwischen Israel und Marokko finden sich nicht, was aber von dem Entstehungsdatum der Lehrmaterialien herrührt. Das Erscheinungsjahr der relevanten Schulbücher liegt durchweg vor der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen.

Für die kommenden Jahre erwartet IMPACT-se weitere positive Veränderungen. Neben der Darstellung des Normalisierungsprozesses könnten auch Einheiten über den Holocaust und über marokkanische Juden in Israel in den Lehrplan aufgenommen werden.

Auch die Entwicklung saudischer und katarischer Lehrmaterialen geht in den vergangenen Jahren in eine positive Richtung. Nur bei palästinensischen Schulbüchern bewegt sich nichts. (cs)

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2 Antworten

  1. Interessant, über welche Schulbücher hier berichtet wird. Da hatten wir die palästinensischen, jetzt die marokkanischen und zuvor die Schulbücher in Katar. Was leider immer vergessen wird, sind die israelischen Schulbücher und die Darstellung der Palästinenser dort. Quasi als positives Gegenbeispiel, wie eine Konflikpartei objektiv und fair in Schulbüchern dargestellt wird.

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  2. NA JA, bei Pal- Hass- Schulbüchern geht es auch um unkontrollierte Hilfsgelder und das Druck nicht überprüft wird, zumal es Spendengelder sind. Ist es Gleichgültigkeit oder gewollt?
    Marokko öffnet sich. UNESCO(!) mitverantwortlich, wundert einem nicht. Viele Marokkaner hatten früher ein gutes Zusammensein mit Juden. Ich kenne auch sehr Nette. Israel wird am „muslisch“ geprägten Pal- Konflikt gemessen. Da hält man zusammen und hinterfragt nicht gewaltbereite Araber.
    Intelligente Menschen hinterfragen.
    OT:
    Bitte beten wir heute für die Opfer und Verletzten in der Jehova- Kirche in Hbg. Auch für die Sicherheitskräfte und Ärzte danach. Lt. Medien muss dieser Amoklauf sehr blutig gewesen sein. Danke.
    Shabbat Shalom . Ein gesegnetes Wochenende zu allen hier schreibenden christlichen Foristen.

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