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Juden erfreuen sich an Gottes Wort

An Simchat Tora danken Juden Gott für seine gute Lehre. Es ist für sie der Inbegriff aller Festfreude. Das soll trotz Corona-Einschränkungen auch in diesem Jahr so sein.
Die Tora ist für Juden ein besonderer Grund zur Freude

Die Tora ist für Juden vor allem die gute Lehre, die sie von Gott empfangen haben. Das wird unter anderem in Psalm 119,160 deutlich: „Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich.“ Die Dankbarkeit dafür kommt vor allem an Simchat Tora, dem Fest der Freude über die Tora, zum Ausdruck. Dieses schließt sich direkt an das Laubhüttenfest Sukkot an. In Israel beginnt es in diesem Jahr am Abend des 9. Oktober.

„Wir freuen uns an Simchat Tora darüber, dass wir würdig waren, einen weiteren Kreislauf der Toralesung zu beenden. Deshalb heißt dieser Tag ‚Freude über die Tora‘.“ So beschreibt es die Chabad-Bewegung, die bei Juden ein Bewusstsein für die Gebote wecken will. Und in der Tat lesen Juden an diesem Tag den letzten Abschnitt der Tora, 5. Mose 33–34. Direkt im Anschluss wird der Beginn des Ersten Buches Mose (1,1–6,8) vorgetragen.

Studium der Tora endet nie

Die Segenssprüche über die Tora dürfen ausnahmsweise auch Kinder sprechen, die noch nicht die Bar Mitzva gefeiert haben, also noch nicht religionsmündig sind. Nur an Simchat Tora werden zwei Männer zur Tora-Lesung aufgerufen. Sie werden „Chatan Tora“ (Bräutigam der Tora) und „Chatan Bereschit“ (Bräutigam des Anfangs) genannt. Wegen der besonderen Ehre ist es üblich, dass sie ein festliches Mahl spendieren.

Dass auf die letzten Kapitel der Tora direkt die Schöpfungsgeschichte folgt, hat in der jüdischen Überlieferung unterschiedliche Erklärungen. Eine lautet, dass das Studium der Tora niemals unterbrochen werden soll. Zudem soll dieser Brauch den Satan davon abhalten, Israel zu beschuldigen, es freue sich über die Beendigung der Tora-Lesung und wolle damit nicht wieder von vorn beginnen.

Corona verhindert Prozessionen

Zum Fest gehören seit dem 16. Jahrhundert Prozessionen, die auf Hebräisch „Hakkafot“ genannt werden. Dabei umrunden die Feiernden siebenmal mit den Torarollen das Rednerpult der Synagoge, die Bima. Eine Vorlage hierfür gibt es in der Bibel: Vor der Eroberung Jerichos marschierten die Israeliten am siebenten Tag siebenmal um die Stadtmauer. „Die Gerechten sagten, dass man von der großen Freude der ‚Hakkafot‘ an Simchat Tora Eimer von Freude für das gesamte Jahr ‚schöpfen‘ kann“, erklärt die Chabad-Bewegung dazu.

In Jerusalem gibt es traditionell einen Umzug zur Klagemauer. Juden tanzen mit den kostbaren Schriftrollen und singen vor Freude über die Güte Gottes, der sich ihnen in seinem Wort offenbart hat. Die Umzüge finden sowohl nach dem Abendgebet als auch im Morgengottesdienst statt. Siebenmal wird das Rednerpult der Synagoge (Bima) umkreist.

Doch wegen der Corona-Pandemie müssen Juden in diesem Jahr auch an Simchat Tora auf liebgewordene Traditionen verzichten. Die Oberrabbiner und der Vorsitzende des Regionalrates Har Chevron etwa haben einen Brief an die Bewohner verschickt. Darin betonen sie, dass die Feiernden die Tänze mit den Torarollen unterlassen müssten. Als Grund geben sie den Lebensschutz an: „An Simchat Tora werden wir uns an unserer heiligen Tora erfreuen und daran erinnern, dass unsere Tora eine Tora des Lebens ist und uns gebietet: ‚Hütet euch um eures Lebens willen‘ (5. Mose 4,15).“

Simchat Tora erst seit dem Mittelalter

Im Gegensatz zu Simchat Tora kommt das Abschlussfest von Sukkot, „Schemini Atzeret“, bereits in der Bibel vor. Dazu heißt es in 3. Mose 23,36: „Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun.“ Wie der erste Tag von Sukkot ist es deshalb in Israel ein voller Feiertag.

Simchat Tora ist erst seit dem Mittelalter bekannt, vor dem Jahr 1000 ist es nicht nachweisbar. In Israel fallen die beiden Feste auf einen Tag. In der Diaspora feiern Juden sie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, also in diesem Jahr am 10. und am 11. Oktober.

Von: Elisabeth Hausen

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