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Laubhütte symbolisiert Vertrauen auf Gott

Während des Sukkotfestes verbringen Juden möglichst viel Zeit in einer provisorischen Laubhütte. Das erinnert an die Wüstenwanderung – und zeugt gerade in Corona-Zeiten von Gottvertrauen.
In Israel sind Balkone meist versetzt gebaut, um den Bestimmungen für Sukkot gerecht zu werden

Während der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten lebte das Volk Israel laut des biblischen Berichtes 40 Jahre lang in Zelten. Daran erinnern Juden bis heute mit dem Laubhüttenfest Sukkot: Eine Woche lang verbringen sie möglichst viel Zeit in Hütten, die sie dafür errichten und phantasievoll dekorieren. In diesem Jahr beginnt das Fest am Abend des 2. Oktober.

Wegen der Corona-Pandemie gilt in Israel auch während der Festwoche eine strenge Ausgangssperre. Die Regierung hat vor der Gefahr einer Ansteckung in Laubhütten gewarnt. Nur Personen aus einem Haushalt dürfen miteinander Zeit in einer Sukka verbringen.

Die israelische Künstlerin Ruth Isbutski will ein wenig Freude und Farbe in diese Situation bringen. Sie zeigt Eltern, wie sie mit ihren Kindern Schmuck für die Laubhütte basteln können – aus Schutzmasken. Denn die hat jetzt jeder zu Hause, wie die kreative Israelin in einem kurzen Video anmerkt. Zu den Dekorationsideen gehören bunte Ketten für die Wände der Sukka, aber auch eine Friedenstaube.

Juden feiern das Laubhüttenfest ab dem 15. Tag des Monats Tischrei, also zwei Wochen nach dem Neujahrsfest Rosch HaSchanah. In der Bibel heißt es dazu unter Verwendung einer alten Zählweise der Monate: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Dienstarbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun“ (3. Mose 23,34–36).

Freude im Mittelpunkt

Das Fest folgt direkt auf die zehn „furchtgebietenden Tage“ der Buße, mit denen das jüdische Jahr beginnt – fünf Tage nach dem Großen Versöhnungstag Jom Kippur. Im Mittelpunkt von Sukkot steht die Freude. Die Verbindung zeigt, dass sich im Judentum Gottesfurcht und Freude ergänzen.

Die Festfreude ist bereits in der Bibel geboten. In 3. Mose 23,40–41 steht geschrieben: „Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern.“

Die Organisation Chabad will Juden vermitteln, wie sie am besten die göttlichen Gebote einhalten. Im Internet schreibt sie, die Freude von Sukkot sei „die große Freude, die man empfindet, wenn man einen engen Freund trifft, den man jahrelang nicht gesehen hat, und auf ihn zuläuft und ihn umarmt. Je länger ihr getrennt wart, desto fester die Umarmung, und desto größer die Freude“.

Etrog und Lulaw gibt es auf dem Markt zu kaufen Foto: Israelnetz/mh
Etrog und Lulaw gibt es auf dem Markt zu kaufen

Aus der biblischen Anweisung mit den Früchten ist der Brauch der „Vier Arten“ entstanden: Jeder Mann sollte einen Palmzweig (Lulaw), drei Myrtenzweige und zwei Bachweidenzweige zu einem Feststrauß zusammenbinden. Als vierte Art kommt der Etrog, eine Zitrusfrucht, hinzu. Jeden Tag außer am Schabbat sprechen Juden einen Segen darüber: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch Seine Gebote und uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen!“

Laubhütte als Zeichen für Vertrauen auf Gott

Wer eine Laubhütte baut, beachtet bestimmte Regeln: Sie muss mindestens drei Wände haben. Das Dach sollte aus Zweigen bestehen. In der Sukka soll mehr Schatten als Sonne sein, die Sterne müssen sichtbar sein. Viele Häuser in Israel haben versetzte Balkons, weil eine Sukka nicht unter einem Dach errichtet werden darf.

In kalten Gefilden reicht es aus, die Mahlzeiten in der Laubhütte einzunehmen – außer bei sehr ungemütlichem Wetter. Wer eine Reise unternimmt und keine Sukka zur Verfügung hat, ist von dieser Pflicht befreit. Frauen müssen nicht in der Laubhütte sitzen, dürfen aber ebenso wie Männer den entsprechenden Segensspruch sagen, wenn sie es tun: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, in der Laubhütte zu wohnen.“

Auf der jüdischen Webseite „aish.com“ heißt es, die Laubhütte sei eine Definition von wahrem Vertrauen auf Gott. Wer sich darin aufhält, habe nur das bei sich, was im Leben zähle. Weniger wichtige Dinge blieben hingegen im festen Haus zurück. In der Wüste habe sich das Volk Israel ähnlich hilflos gefühlt wie die Menschen jetzt angesichts der Corona-Krise. Doch Gott habe die Israeliten erhalten und ernährt, an Leib und Seele. Auch habe er ihnen mit der Wolken- und Feuersäule Schutz gewährt. „Gott wird sein Volk nie verlassen“, folgert die Autorin Slovie Jungreis-Wolff.

Ferner schreibt die jüdische Lehrerin: „Diese Generation, die Ägypten verließ, war schwach im Glauben. Gott wollte, dass sein Volk für immer weiß, dass Stärke und Sicherheit nicht von einem schönen Haus oder einem schicken Auto kommen. Es geht nicht um unseren Beruf, Sicherheitssysteme, Bankkonten oder Arbeitsplätze. Es geht nur um Glauben.“

Gott entscheidet über Regen

In der Zeit der beiden Jerusalemer Tempel war Sukkot nach Pessach und dem Wochenfest Schawuot das dritte große Wallfahrtsfest. Während der gesamten Festwoche fügen Juden das Hallel-Gebet, den großen Lobgesang, in das Morgengebet ein. In der Synagoge gibt es jeden Tag eine Prozession um das Rednerpult (Bima) mit dem Feststrauß und dem Etrog, am letzten Tag findet sie siebenmal statt.

Eine weitere Bezeichnung für Sukkot lautet „Fest des Wassers“. Nach jüdischer Überlieferung entscheidet Gott am letzten Tag des Laubhüttenfestes endgültig über die Regenmenge für das kommende Jahr. Mit diesem Tag beginnen Juden, täglich um Regen zu beten. Den Sommer über bitten sie Gott entsprechend um Tau.

Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels wurde ein Wassergussopfer dargebracht. Diese Tradition greift Jesus auf, als er zum Laubhüttenfest den Jerusalemer Tempel besucht: „Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht“ (Johannes 7,37–29).

Zwei Feiertage in Israel

Sukkot ist aber auch ein Dankesfest für die Obsternte und die Weinlese. Ein anderer Name lautet: „Fest des Einsammelns“. Dazu gebietet Gott in 3. Mose 23,39: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag.“

Entsprechend der biblischen Weisung ist im jüdischen Staat Israel der erste Tag des Festes ein gesetzlicher Feiertag. Danach gibt es Halbfeiertage. Schüler haben Ferien, Läden sind kürzer geöffnet als an gewöhnlichen Werktagen. Am achten Tag – in diesem Jahr am 10. Oktober – ist das Abschlussfest Schemini Atzeret. In Israel fällt es mit Simchat Tora, dem Fest der Freude über die Tora, zusammen. Es ist ebenfalls ein staatlicher Feiertag. Juden in der Diaspora feiern Simchat Tora einen Tag nach Schemini Atzeret.

Von: Elisabeth Hausen

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