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Israelisches Spiel: Rummikub wird 50

ARAD (inn) – Vor fast 50 Jahren wurde Rummikub erfunden. Was nur wenige wissen: Das in der ganzen Welt beliebte Spiel wird im israelischen Arad in der Nähe des Toten Meeres hergestellt.

Erfunden hat Rummikub der rumänische Jude Ephraim Hertzano. In seiner Heimat war er als Händler tätig. Weil die rumänische Regierung gewöhnliche Spielkarten verboten hatte, kam er auf die Idee, diese durch kleine Spielsteine zu ersetzen. Die neuen „Karten“ wurden mit bunten Zahlen versehen. Zudem baute er Ständer aus Holz. Mit Nachbarn und Freunden probierte er die neue Version aus und erhielt bald Bestellungen für weitere Exemplare.

Anfang der 50er Jahre wanderte Hertzano mit seiner Frau Hanna nach Israel aus. In der Küstenstadt Bat Yam südlich von Tel Aviv setzte er die Produktion von „Rummikub“ im Hinterhof seines Hauses fort. „Vater stellte jede Woche ein paar Spiele her“, berichtet Ephraim Hertzanos Sohn Micha, der das Geschäft mittlerweile mit seiner Schwester Maryana leitet, der Tageszeitung „Yediot Ahronot“. „Je sechs Spiele packte er in eine Tasche, machte sich auf den Weg und versuchte, die Ladenbesitzer zum Kauf zu überreden.“ Von sechs Spielen stieg die Zahl auf 60, dann auf 600 – „und so begann der große Betrieb von Rummikub.“

Heute arbeiten in Arad ungefähr 150 Angestellte in drei Schichten an der Produktion von Rummikub. Das Werk ist nur an Shabbatot und Feiertagen geschlossen. Durchschnittlich wird alle sechs Sekunden ein Spiel fertiggestellt. Streiks gibt es nicht – für eine israelische Firma eher ungewöhnlich. Jährlich werden weltweit in mehr als 40 Ländern rund zwei Millionen Exemplare ausgeliefert. Damit ist Rummikub das Spiel, das sich am drittbesten verkauft. In Indien und in Brasilien gibt es zwei Filialen.

Pro Monat erhalten die Geschäftsführer 100 bis 150 Briefe und Emails mit Anregungen und Fragen. „Es gibt auch Menschen, die einen Spielstein verloren haben und einen Ersatz haben wollen“, so Micha Hertzano. „Einmal bat ein 70jähriger Niederländer um einen Stein, der ihm fehlte. Die örtliche Niederlassung bot ihm an, ihm den Spielstein per Post zu schicken, wie es bei uns üblich ist. Aber der alte Mann bestand darauf, 35 Kilometer mit dem Fahrrad zu fahren und den Stein noch am selben Tag abzuholen. Der Grund: Für den nächsten Tag hatte er ein Spiel mit Freunden geplant, das er nicht wegen eines Steines absagen wollte.“

Nach dem Tod ihrer Eltern führten Micha und Maryana Hertzano einen weltweiten Rummikub-Wettbewerb ein. Zunächst werden nationale Meisterschaften in verschiedenen Ländern ausgetragen. Die Sieger fahren zum internationalen Wettbewerb. Er fand zum ersten Mal 1991 in Israel statt. Ein japanischer Teilnehmer belegte den ersten Platz. An der Meisterschaft nahmen 16 Nationen teil.

Alle drei Jahre dürfen sich seitdem die besten Rummikub-Spieler der Welt miteinander messen. 1994 fand der Wettbewerb auf einem Schiff auf dem Rhein statt. Gewinnerin wurde eine Ägypterin. 1997 in London und 2000 in Paris stammten die Sieger jeweils aus den Niederlanden. Die nächste Weltmeisterschaft ist in diesem Jahr im schweizerischen St. Moritz. Diesmal werden 28 Länder teilnehmen. Der Sieger gewinnt eine Weltreise für zwei Personen.

Obwohl die derzeitige Rezession auch an den Geschwistern Hertzano nicht spurlos vorübergeht, wollen sie die kostspielige Meisterschaft nicht aufgeben. „Das ist eine Verewigung für die Eltern wegen des Geschenks, das sie uns gegeben haben, und wir denken darüber nicht in wirtschaftlichen Ausdrücken nach“, erklärt Micha Hertzano.

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Eine Antwort

  1. Auf der Suche nach Ersatzsteine habe ich nach mehreren Jahren diesen Artikel gefunden. Ich bin überrascht, dass das Spiel nach 50 Jahren noch hergestellt wird. Es gibt viele Nachfolger aber nicht in dieser Qualität!

    Wo und wie kann ich Steine und komplettes Spiel bestellen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Herbert Rohmer

    0

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