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Israelisches Simulationszentrum bietet Fortbildung für Palästinenser

In einem israelischen Krankenhaus erhalten palästinensische Pfleger eine Schulung. Trotz der Hindernisse auf dem Weg dahin betrachten sie den Kurs als brückenbauende Maßnahme – und freuen sich auf die Anwendung des Gelernten.
Mit solchen Puppen im Zentrum für Medizinische Simulation lernten die Palästinenser von Israelis, Patienten schnell und zielführend zu helfen (Archivbild)

TEL HASCHOMER (inn) – Fünf Krankenpfleger aus dem Gazastreifen und elf Kollegen aus dem Westjordanland haben vorige Woche an einer Fortbildung in Israel teilgenommen. Im Mittelpunkt stand die richtige Hilfe in Notfällen. Die viertägige Schulung wurde im Zentrum für Medizinische Simulation (MSR) des Scheba-Krankenhauses in Tel HaSchomer abgehalten. Die Kosten übernahm die Organisation „Ärzte für Menschenrechte Israel“ (PHR).

Die Palästinenser lernten neue Praktiken auf dem Gebiet der Erstmedizin kennen. Es ging unter anderem um das Stoppen von Blutungen, Intubation und lebensrettende Maßnahmen beim Herz-Kreislauf-System. Die Teilnehmer übten auch den Umgang mit Angehörigen, die mit der Behandlung eines Patienten nicht einverstanden sind. Der Gründer und Direktor des Zentrums, Amitai Siv, sagte der Onlinezeitung „Times of Israel“, die Kurse sollten Palästinenser befähigen, ihre Arbeit besser zu erledigen. Zudem sollten sie eine Brücke bauen zwischen Israelis und Palästinensern: „Berufliche Beziehungen unter Menschen können Vertrauen und Wohlwollen herbeiführen.“

Hindernisse bei der Ausreise

Seit 2009 haben nach Angaben des PHR-Sprechers Ran Jaron etwa 150 Palästinenser an medizinischen Weiterbildungen in Israel teilgenommen. Doch die Organisatoren stoßen auch auf Hindernisse. Der Leiter von PHR in Israel, Raphi Walden, sprach gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“ von einer Herausforderung: Sie hätten für 40 Krankenpfleger einen Antrag gestellt, nur 16 hätten kommen dürfen. Von fünf Krankenschwestern aus Gaza sei nur eine zugelassen worden.

„Wir haben eine perfekte Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden in Gaza, aber das Problem ist die israelische Sicherheit. Wir stellen die Anfragen Monate im Voraus“, kritisierte Walden. Er helfe ferner fast jeden Monat, Einsätze israelischer Ärzte für den Gazastreifen zu organisieren. Dort fehle es an vielem. „Es ist eine wirkliche humanitäre Katastrophe.“

„Juden und Palästinenser arbeiten zusammen“

Die vier Krankenpfleger und eine Krankenschwester aus Gaza konnten erst später ausreisen und damit ab dem zweiten Tag an der Schulung teilnehmen. Von ihrem Aufenthalt in Israel waren sie nichtsdestotrotz begeistert. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie dieses Land sein würde oder wie es funktioniert“, erzählte Teilnehmer Akram Abu Salah im Gespräch mit der „Jerusalem Post“. „Es ist anders, als ich dachte. Die Menschen sind sehr nett. Juden und Palästinenser arbeiten zusammen. Das verkleinert den Spalt zwischen uns.“

Dass es während des Kurses israelische Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen gab, finden die Teilnehmer irrational. Ajman Ibrahaim Amaja aus Kalkilia merkte auch kritisch an, dass im Westjordanland Krankenwagen auf dem Weg zur Behandlung aufgehalten würden. Das führe manchmal zu Komplikationen. „Alle Menschen haben das Recht, rechtzeitig eine medizinische Behandlung zu bekommen.“ Amaja sieht einen Widerspruch zwischen dem Training in Israel, um eine bessere Versorgung zu gewährleisten, und der Tatsache, dass Mediziner an Straßensperren aufgehalten werden.

Die Webseite des israelischen Außenministeriums wiederum dokumentiert Fälle, in denen Palästinenser die Neutralität von Krankenwagen für Terrorziele missbraucht haben. PHR hat nach eigenen Angaben gegen die Prozeduren protestiert, wurde aber vom Obersten Gericht abgewiesen. Walden sagte, die „Ärzte für Menschenrechte“ schafften einen „Mikrokosmos des guten Willens und Verständnisses in dieser verrückten Situation des Konfliktes“.

Palästinensischer Krankenpfleger versorgte israelische Unfallopfer

Ein 42-jähriger Teilnehmer, der im Gazastreifen klinische Krankenpflege lehrt, war bei allen Widersprüchen erfreut über die Möglichkeiten, die das Simulationszentrum bietet: „Ich habe während dieser Fortbildung viel gelernt, was ich zu meiner Gemeinde zurückbringen werde. Es ist wichtig, weil ich an der Verbesserung meiner Fähigkeiten arbeiten konnte, ohne zu befürchten, dass ein echter Patient zu Schaden kommt.“

Farid Mustafa aus Nablus sagte, er habe vor zwei Jahren persönlich Erste Hilfe für Israelis geleistet, die nahe Ramallah an einem Verkehrsunfall beteiligt waren: „Ich sah, dass zwei Fahrzeuge zusammengestoßen waren. Ich fuhr an den Straßenrand und half ihnen. Als ich es tat, machte die Identität der verletzten Personen für mich keinen Unterschied“, betonte er im Gespräch mit der „Times of Israel“. „Ich sah nur Menschen, die Hilfe brauchten.“

Das Zentrum für Medizinische Simulation wurde 2001 gegründet. Laut einer Pressemitteilung umfasst es als virtuelles Krankenhaus eine Fläche von 2.400 Quadratmetern und deckt das gesamte Spektrum der medizinischen Simulationen ab.

Von: eh

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