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Iranische Judoka für unbestimmte Zeit gesperrt

Eigentlich hatte der Iran zugesagt, seine Judoka künftig gegen Israelis antreten zu lassen. Doch dann erhielt Saeid Mollaei bei den Weltmeisterschaften in Tokio Droh-Anrufe.
Vom eigenen Land bedroht: Der Iraner Saeid Mollaei durfte wegen eines Israelis nicht weiterkämpfen

LAUSANNE (inn) – Der Internationale Judoverband (IJF) hat den Iran bis auf Weiteres von Wettkämpfen ausgeschlossen. Das teilte die Organisation am Dienstag mit. Der Schritt folgt auf eine provisorische Schutzsperre. Der Judoka Saeid Mollaei war bei der Weltmeisterschaft in Tokio von seiner Regierung erpresst worden, damit er nicht gegen einen Israeli antritt.

Laut Pressemitteilung des IJF wird die Sperre in Kraft bleiben, bis der iranische Judoverband „starke Garantien gibt und beweist, dass er die Grundsätze des IJF respektiert, sodass iranische Athleten gegen israelische antreten dürfen“. Eigentlich hatte der Iran im Mai auf Druck des IJF zugestimmt, seine Judoka gegen Israelis antreten zu lassen. Das iranische Olympische Komitee versprach damals, sich „mit vollem Respekt an die Olympische Charta und ihr Prinzip der Nichtdiskriminierung zu halten“.

Der IJF kam jedoch zu dem Schluss, dass der Iran sein Versprechen im Fall Mollaei gebrochen hat. Der Judoka hatte während der Weltmeisterschaft nach eigenen Angaben Droh-Anrufe vom iranischen Judoverband, dem iranischen Olympischen Komitee und dem Sportministerium erhalten: Wenn er nicht freiwillig ausscheide, um im Verlauf des Turniers einen Kampf gegen den Israeli Sagi Muki zu vermeiden, könne nicht für die Sicherheit seiner Familie garantiert werden, hieß es. Mollaei machte trotzdem weiter, schied aber im Halbfinale aus. Muki holte den Titel.

Der Iran bestreitet, auf Mollaei eingewirkt zu haben. Am Mittwoch sagte der Chef des iranischen Judoverbandes, die Anschuldigungen seien falsch und die Sperre für seine Sportler ein „unverhohlener Betrug“.

„Habe entschieden, als freier Mann zu leben“

Momentan befindet sich Mollaei an einem nicht näher bekannten Ort in Deutschland. Gegenüber der „Deutschen Welle“ äußerte er die Befürchtung, nie mehr in sein Heimatland zurückkehren zu können. Laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ verfügt er über ein Langzeit-Visum, plane aber nicht, Asyl zu beantragen.

Seine Entscheidung bei der Weltmeisterschaft kommentiert Mollaei mit den Worten: „Ich habe mich entschieden, als freier Mann zu leben. Ich tat es für meine menschliche Seele.“ Über den israelischen Weltmeister sagt der Sportler: „Er ist mein Freund.“ Er hoffe, diese Freundschaft mit ihm eines Tages auf der Judo-Matte teilen zu können, egal wer gewinnt. Sein Hauptziel sei es, bei den Olympischen Spielen anzutreten, „entweder unter der Olympischen Flagge oder für ein anderes Land“. Der IJF hat zugesichert, ihm dabei zu helfen.

Seit den 80er Jahren ist kein iranischer Sportler mehr gegen einen israelischen angetreten. Wann immer ein Aufeinandertreffen bei einem Wettkampf drohte, schieden Iraner unter Vorwänden wie zum Beispiel einer Verletzung vorher aus.

Von: tk

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