Internationale Kritik an der Tötung von Hamas-„Journalisten“

Die israelische Armee gibt die Tötung des „Al-Dschasira“-Reporters Al-Scharif bekannt. Dieser soll Mitglied der Hamas gewesen sein. Daraufhin hagelt es internationale Kritik – von Journalistenverbänden und Politik.
Von Israelnetz
Anas al-Scharif

JERUSALEM (inn) – Wegen der Tötung des „Al-Dschasira“-Reporters Anas al-Scharif ist Israel in die Kritik geraten. Am Sonntag gab die Armee bekannt, bei einem Angriff in Gaza-Stadt den Journalisten getötet zu haben. Sein Sender bestätigte den Tod und erklärte, dass vier weitere Journalisten bei dem Angriff ums Leben gekommen sind.

Der Armee zufolge soll Al-Scharif jedoch Anführer einer Hamas-Terrorzelle gewesen sein, die Pläne für Raketenbeschuss auf israelische Zivilisten vorantrieb. Zudem würden von der Hamas beschlagnahmte Dokumente seine Verbindung zur Terrorgruppe beweisen. Entsprechende Gehaltsunterlagen veröffentlichte die Armee auf der Plattform X. Überdies kursieren im Internet Screenshots von Chat-Verläufen, in denen Al-Scharif sich freudig über das Terrormassaker vom 7. Oktober geäußert hat.

Zudem wurden Bilder veröffentlicht, die Al-Scharif mit führenden Hamas-Funktionären zeigen. Auf mehreren ist er mit dem früheren Hamas-Chef Jahja Sinwar zu sehen. Beide wirken vertraut. Sinwar, der als Planer des Terrormassakers vom 7. Oktober gilt, wurde im Oktober 2024 von der israelischen Armee getötet.

„Al-Dschasira“ weist die von Israel erhobenen Vorwürfe allerdings als „weiteren offensichtlichen und vorsätzlichen Angriff auf die Pressefreiheit“ zurück. Die Tötung des Reporters und seiner Kollegen sei „ein verzweifelter Versuch, die Stimmen zum Schweigen zu bringen, die die bevorstehende Einnahme und Besetzung Gazas ans Licht bringen“.

Forderung nach „nachprüfbaren“ Beweisen

Trotz der von Israel vorgelegten Beweise ist die internationale Empörung groß. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes teilte am Montag mit, dass die Tötung Medienschaffender im humanitären Völkerrecht „absolut unzulässig“ sei. Deutschland fordere „transparente“ Aufklärung – auch für die vier anderen getöteten Journalisten.

Die Vereinten Nationen bezeichneten die Tötung als „Bruch des internationalen Rechts“. Die EU schloss sich der Kritik an. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas erklärte, dass man den israelischen Vorwurf, Al-Scharif sei ein Terrorist gewesen, zur Kenntnis nehme. Allerdings müssten in solchen Fällen eindeutige Beweise vorgelegt werden.

Der Auslandspresseverband in Israel und den palästinensischen Gebieten (FPA) wirft Israel vor, palästinensische Journalisten zur Zielscheibe zu machen. „In den letzten 22 Monaten hat das israelische Militär palästinensische Journalisten wiederholt als Militante bezeichnet, oft ohne nachprüfbare Beweise“, heißt es in einer Stellungnahme. Und weiter: Israel müsse aufhören, Journalisten zu töten.

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) erklärte in einer Pressemitteilung: „Selbst wenn Anas al-Sharif ein Terrorist gewesen sein sollte, rechtfertige das nicht den Luftangriff auf ein Journalistenzelt in Gaza-Stadt, in dem sich das Al Dschasira-Team aufgehalten habe.“ (mas)

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8 Antworten

  1. „Selbst wenn Anas al-Sharif ein Terrorist gewesen sein sollte, rechtfertige das nicht den Luftangriff auf ein Journalistenzelt in Gaza-Stadt, in dem sich das Al Dschasira-Team aufgehalten habe.“ (DJV)
    Vergleich:
    Selbst wenn Terroristen israelische Kibuzzbewohner, unschuldige Babys und Geiseln töten, rechtfertigt das nicht, Luftangriffe auf Schulen und Krankenhäusern mit Kommandozentralen, in denen sich Terroristen verstecken.
    Fazit:
    Lasst doch die Terroristen einfach machen. Journalisten, die Sinwar umarmen, sind doch nur „beste Freunde“.

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    1. Nach einem ähnlichen Communiqué zu einem anderen Fall bin ich aus der (französischen) Journalistengewerkschaft ausgetreten, der ich fast 30 Jahre angehört habe. Ich habe natürlich angegeben warum. Niemand hat mich darauf angesprochen, niemand hat versucht, mich zu überzeugen, keiner hat sich bemüssigt gefühlt zu argumentieren.Eigenartig für Journalisten.

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      1. @Antonia
        Wie? Die haben dich einfach so abgeschrieben? Bist du zu unbequem gewesen oder gab es nennenswerte Konfrontationen? Das sind ja tolle berufsethische Werte. Der Spagat zwischen Journalismus und Propaganda scheint klein. Kenne auch jemand, der ausgestiegen ist, weil er Zitatfälschungen aufgedeckt hat und die nicht vorhandene Verpflichtung zur Wahrheit bemängelte.

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  2. Das Foto ist Beweis genug! Es sind Faschisten unter sich.
    Die Hamas-Carta ist nichts anderes als die weiterentwickelte Fortsetzung der Nazi-Ideologie! Warum werden diese Personen in der Öffentlichkeit so sehr in Schutz genommen?

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  3. „Internationale Kritik an der Tötung von Hamas-„Journalisten““
    Das war erwartbar. Ich hätte mich gewundert, wenn es nicht der Fall gewesen wäre.

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  4. klar, Israel darf sich einfach nichts erlauben, auch gegen Lügner in der Berichterstattung nicht. Das sich muslimische Araber dazu melden, verstehe ich ja noch, aber das auch westliche Berichterstatter auflehnen, nicht. Only bad news are good news. Logisch.

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