Hochfest zu Ehren Johannes des Täufers

Am 24. Juni begehen viele Christen das Johannisfest. Sein Ursprung führt zurück zu den Evangelien und nach Israel und bezeugen eine wechselhafte Geschichte. Eine Kirche in Ein Kerem bei Jerusalem tut dies in besonderem Maße.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

Der Johannistag, auch Johannisfest genannt, ist das Hochfest der Geburt von Johannes dem Täufer am 24. Juni, dem Wegbereiter Jesu. Das Datum steht in enger Verbindung zur sommerlichen Sonnenwende, die zwischen dem 20. und dem 22. Juni stattfindet. Die Johannisnacht ist die Nacht auf den Johannistag vom 23. auf den 24. Juni.

In vielen Ländern hat sich ein ausgeprägtes Brauchtum um diesen Festtag entwickelt, wie etwa das Johannisfeuer. Das Johannisfeuer symbolisiert den Übergang von der alten zur neuen Zeit, da Johannes der Täufer als Wegbereiter Jesu gilt.

Dem Volksglauben nach soll das Feuer böse Dämonen abwehren, die Krankheiten oder Viehschaden hervorrufen. Der Sprung durch das Feuer soll reinigen. Im Zuge der Christianisierung ersetzten die Johannisfeuer seit dem Mittelalter zunehmend die Sonnenwendfeuer. Umgürtet mit einem Kranz aus Beifuß wurde traditionell das Sonnenwendfeuer umtanzt.

Anschließend wurde der Gürtel „zusammen mit allen Anfeindungen“ in die Flammen geworfen. Später trug man ihn auch bei Johannisfeuern, denn die Heilpflanze Beifuß wird mit Johannes dem Täufer in Verbindung gebracht. Um der Ermüdung vorzubeugen, soll er ihn der Legende nach an seinem Ledergürtel während seiner Wanderung durch die Wüste getragen haben. Der Pflanzenname „Beifuß“ erklärt sich durch die Anwendung der Pflanze als Heilmittel bei müden Beinen.

Entstehung des Festes und Ordens

Das Datum der Geburt Johannes’ des Täufers wurde entsprechend einer Angabe des Lukas-Evangeliums (1,26–38) vom liturgischen Datum der Geburt Jesu errechnet. Im Kirchenjahr resultierte daraus das Datum der Sommersonnen- und Wintersonnenwende am 25. Dezember. Bezugspunkt war hierbei der Täuferspruch (Johannes 3,30) in Hinblick auf den kommenden Christus siehe: Er muss wachsen, ich aber abnehmen. (Elberfelder Bibel).

Die einzigen biblischen Personen, deren Geburtstage in der katholischen Kirche als Hochfest begangen werden, sind Jesus Christus, seine Mutter Maria und Johannes der Täufer. Für Liebhaber klassischer Musik: Johann Sebastian Bach schrieb für den Johannistag die Kantaten Christ unser Herr zum Jordan kam, Freue dich, erlöste Schar und Ihr Menschen, rühmet Gottes Liebe.

Auch der evangelische Johanniterorden feiert den Johannistag. Der Ritterliche Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem ist der älteste geistliche Ritterorden. Seine Anfänge liegen im Dunkel. Gemäß einiger Quellen gründeten Kaufleute aus Amalfi zwischen 1048 und 1071 in Jerusalem ein Hospital für arme und kranke Pilger, geleitet von einer Laienbruderschaft. Die Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer im Jahr 1099 hatte für das Hospital zunächst keinen Einfluss.

Folgen Sie uns auf Facebook und X!
Melden Sie sich für den Newsletter an!

Im Jahr 1113 erlangte das Jerusalemer Hospital von Papst Paschalis II. ein Schutzprivileg. Unter Raimund von Puy (1120–1160), dem Stifter des Ordens der Maltheserritter in Jerusalem zu Beginn des zwölften Jahrhunderts, vollzog sich der Wandel von der Spitalbruderschaft zum geistlichen Ritterorden. Die Ordensregel lautet: „Der Johanniter lässt sich rufen, wo die Not des Nächsten auf seine tätige Liebe und der Unglaube der Angefochtenen auf das Zeugnis seines Glaubens warten.“

Johannes als Glaubensgeschenk

Nach dem Untergang der Kreuzfahrerstaaten wurde der Sitz des Ordens zunächst 1291 nach Zypern und 1309 nach Rhodos verlegt. Benannt hatte sich der Ritterorden nach Johannes dem Täufer. Dieser war der Sohn des Zacharias und lebte zur Zeit des König Herodes Priester in Jerusalem. Seine Mutter war Elisabeth, eine Nachfahrin Aarons. Das Ehepaar war kinderlos. Während eines Rauchopfers im jüdischen Tempel erscheint Zacharias der Erzengel Gabriel und kündigt die Geburt seines Sohnes an. Sie sollen ihn Johannes nennen.

Lukas 1,13–17: Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist erhört, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Und er wird dir ⟨zur⟩ Freude und ⟨zum⟩ Jubel sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt werden. Und viele der Söhne Israel wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia, um der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten. (Elberfelder Bibel) 

Zacharias reagiert ungläubig und zweifelt an der Prophezeiung, da Elisabeth alt und unfruchtbar ist. Er verlangt ein Zeichen, woraufhin er bis zur Geburt seines Sohnes nicht mehr sprechen kann. Der genaue Zeitpunkt, zu dem Zacharias seine Stimme zurück bekommt, ist umstritten. Die meisten Darstellungen zeigen ihn, wie er nach Johannes‘ Geburt den Namen seines Sohnes auf eine Tafel oder in ein Buch schreibt. Während Zacharias den Namen Johannes auf eine Tafel schreibt, kehrt seine Stimme zurück und er spricht das Benedictus.

Die ersten Worte des Zacharias nach der Geburt seines langersehnten Sohnes werden täglich während des Morgengebets gesprochen (siehe Lukas 1,68–79):

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dass er sein Volk angesehen und ihm Erlösung geschaffen hat. Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes, wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her: Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen; um Barmherzigkeit zu üben an unseren Vätern und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den er Abraham, unserem Vater, geschworen hat; und uns zu geben, dass wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne Furcht ihm dienen sollen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage. Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit der uns der Aufgang aus der Höhe besuchen wird, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens. (Elberfelder Bibel)

An die römisch-katholische Johannes-Kirche im Jerusalemer Vorort Ein Kerem ist ein Kloster angegliedert. Dieses Kloster ist auf byzantinischen und kreuzritterzeitlichen Ruinen errichtet und ist ebenfalls Johannes dem Täufer geweiht. Der christlichen Überlieferung lebten hier Zacharias und Elisabeth. Die Höhle im Inneren der Kirche gilt als der Geburtsort Johannes des Täufers.

Wechselvolle Geschichte

Das Kirchengebäude blickt auf eine wechselvolle Geschichte. Die Kirche stammt aus der byzantinischen Zeit. Das byzantinische Reich ging übergangslos aus dem antiken römischen Reich hervor, welches Kaiser Theodosius im Jahre 395 nach der Zeitrechnung in zwei Hälften teilte: die westliche Hälfte ging im Jahre 476 aufgrund der Eroberung Roms durch die Germanen unter. Der östliche Teil des Reiches blieb bis in das 15. Jahrhundert bestehen und wird heute als byzantinisches Reich bezeichnet.

Die byzantinischen Kapellen wurden um 400 nach der Zeitrechnung im Samariteraufstand gegen das christlich-byzantinische Reich verwüstet. Die Samariter hatten sich gegen ihre Unterdrückung erhoben. Zu den byzantinischen Ruinen gehören die „Märtyrerkapelle“. In dieser befindet sich die heutige Kirche sowie eine weitere Kapelle unter der Südseite des Klosters. Die Märtyrerkapelle greift in einer bildlichen Darstellung die Erzählung aus Matthäus 2,16 auf:

Da ergrimmte Herodes sehr, als er sah, dass er von den Weisen hintergangen worden war; und er sandte hin und ließ alle Jungen töten, die in Bethlehem und in seinem ganzen Gebiet waren, von zwei Jahren und darunter, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erforscht hatte. 

Die griechische Mosaikinschrift „Heil, Märtyrer Gottes“ schmückt den Boden vor dem Hauptaltar der neuzeitlichen Kirche. Kreuzritter bauten die Johanneskirche wieder auf, aber nach ihrem Abzug verfiel das G‘tteshaus. Die letzten Kreuzfahrer verließen das Heilige Land im Jahr 1291, nachdem die Stadt Akkon, die letzte bedeutende Kreuzfahrerfestung, von den Muslimen erobert wurde.

Übernahme durch die Franziskaner

Diese Eroberung markiert das Ende der Kreuzfahrerstaaten und damit das Ende der christlichen Herrschaft im Heiligen Land. Im 17. Jahrhundert erwarb der römisch-katholische Franziskanerorden das Anwesen und widmete sich dem Wiederaufbau der Kirche. Das spanische Königshaus fördert ihn durch großzügige finanzielle Unterstützung. Nachdem der französische König Ludwig XIV., auch bekannt als „Sonnenkönig“, eine Genehmigung der osmanischen Herrscher eingeholt hatte, begannen um 1674 die Franziskanermönche sich niederzulassen.

Die Franziskaner erwarben Ländereien und Häuser, darunter auch das Klostergelände. Die Arbeiten zum Klosterbau wurden 1895 abgeschlossen. Die Kirche, wie wir sie heute besuchen können, wurde 1920 fertiggestellt, erneut finanziert von spanischen Monarchen. Das Kloster steht bis heute unter spanischer Leitung.

Oft wird das „Jerusalemkreuz“ für das Emblem der Franziskaner gehalten. Das Franziskaner-Emblem zeigt zwei gekreuzte Arme: dem entblößten von Jesus und dem bekleideten des Heiligen Franziskus von Assisi, dessen Hand ein Wundmal aufweist. Franziskus von Assisi gilt als der erste Mensch mit Stigmata, also Körpermalen – gleich den Wunden Jesu am Kreuz.

Das „Jerusalemkreuz“ besteht aus einem großen Kreuz, umgeben von vier kleineren Kreuzen. Die fünf Kreuze werden als die fünf Wunden Christi interpretiert, die ihm bei der Kreuzigung zugefügt wurden.

Spanische Gemälde

Das royale Wappen schmückt den Eingangsbereich. Genauso tun dies auch opulente Gemälde spanischer Maler, die ebenfalls allesamt spanische Könige stifteten. Traditionelle spanische Kacheln bekleiden die Säulen und Kirchenwände.

Der am meisten verehrte Ort in der Kirche ist die Grotte. Von ihr wird angenommen, dass hier Zacharias und Elisabeth lebten und es auch die Geburtsstätte Johannes des Täufers ist. Dies erklärt, warum die Grotte in die linke Apsis der Johanneskirche einbezogen wurde. Besucher und Pilger erreichen die Krypta durch ein kunstvoll geschmiedetes Tor.

Sieben Marmorstufen führen hinunter zu ihr. Reliefs auf Marmor zeigen biblische Szenen. Ein Gemälde über dem Altar zeigt den jungen Johannes mit einem Fell bekleidet. Dem gegenüber zeigt ihn eine Darstellung gegen Ende seiner Lebenszeit. Von ihrer Mutter angestiftet, verlangte Salome den Kopf Johannes des Täufers. Der Marmoraltar ist ein Geschenk von Königin Isabella II. von Spanien (1833–1868).

Foto: Gundula M. Tegtmeyer
Das Benedictus in unterschiedlichen Sprachen an der Wand des Innenhofes

Die Johannes-Kirche in Ein Kerem beherbergt eine Reihe bedeutender religiöser und historischer Artefakte, darunter ein antikes Taufbecken. Den großzügigen Hof schmücken 25 Keramik-Wandtafeln mit dem „Benedictus“. Jede der Wandtafeln ist in einer anderen Sprache. Das Benedictus verheißt, dass durch G‘ttes barmherzige Liebe ein Licht aufstrahlen wird, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes. Das Gebet des Zacharias ist eine Anrufung voll Erwartung und Hoffnung auf Rettung.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

2 Antworten

  1. Johannistag
    Hochfest zu Ehren Johannes des Täufers – das ist die katholische Kirche.

    Johannes der Täufer hätte das nicht gewollt. Johannes weist ganz klar auf Jesus hin! „Am nächsten Tag sah Johannes Jesus auf sich zukommen und sprach: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt! Dieser ist´s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich“ (Joh. 1,29ff).

    7
  2. Obwohl ich in einem evangelisch-christlichen Elternhaus aufgewachsen bin, wusste ich gar nichts von dem Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer. Ich habe nur im Religionsunterricht gelernt, wer Johannis der Täufer war. Der Text hier ist sehr gut. Man lernt nie aus.

    5

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen