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Meinung

Glaubenspavillon in Dubai

Der Weltklimagipfel in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat ein neues Element: den Glaubenspavillon. Daran beteiligt sich auch ein Rabbiner aus Israel.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

Voraussichtlich ist 2023 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Die verheerenden Folgen durch den Temperaturanstieg sind bereits vielerorts deutlich zu spüren, mit teils dramatischen Folgen.

Gastgeberland der diesjährigen Weltklimakonferenz ist Dubai, eines von sieben Emiraten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). In der Expo City von Dubai ist der Gipfel, auch UN-Klimakonferenz genannt, vom 30. November bis 12. Dezember. Somit findet er in einer Region statt, die ihren Reichtum dem fossilen Energieträger verdankt, wie Kritiker des Gastgeberlandes monieren.

Einladung zum Dialog

Im Herzen der Expo City lädt der erste „Faith Pavilion“ seiner Art, zu deutsch: „Glaubenspavillon“ zum Dialog ein. Er appelliert an führende Persönlichkeiten und politische Entscheidungsträger, dem Schutz von Arten und Ökosystemen Priorität einzuräumen.

„Heute braucht die Welt Bündnisse, die nicht gegen jemanden sind, sondern zum Wohle jedes einzelnen. Lassen Sie uns als religiöse Vertreter ein Beispiel geben, um zu zeigen, dass Veränderung möglich ist, um respektvolle und nachhaltige Lebensstile zu demonstrieren. Lassen Sie uns inbrünstig die Führer der Nationen bitten, unsere gemeinsame Heimat zu bewahren.“

Papst Franziskus

Der erste „Faith Pavilion“ auf einer Weltklimakonferenz wird vom Muslim Council of Elders (Muslimischen Ältestenrat, MCE) in Zusammenarbeit mit der COP28-Präsidentschaft, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und einer vielfältigen Koalition globaler Partner ausgerichtet. Dazu gehören das Interreligiöse Zentrum für nachhaltige Entwicklung (ICSD mit Sitz in Jerusalem), die Episkopale Diözese von Kalifornien, die Internationale Partnerschaft zu Religion und Entwicklung (PaRD), das Peace Department und über 50 Glaubensorganisationen.

„Zu welcher Tradition wir auch immer gehören – die Werte, die wir teilen, sind die gleichen. Deshalb haben religiöse Führer in diesem besonderen Augenblick so eine wichtige Rolle. Wenn wir eine Vision der Hoffnung mit Menschen teilen, bevollmächtigt sie das wirklich.“

Schwester Jayanti, Leiterin der Weltweiten Spirituellen Organisation der Brahma Kumaris

Neben den Verhandlungszonen gelegen, werden im Faith Pavilion mehr als 65 Panels stattfinden. Es bringt religiöse und andere Vertreter der Zivilgesellschaft, indigene Völker, Wissenschaftler, Jugendliche und politische Führer zusammen.

Der Pavillon symbolisiert die globale und multireligiöse Zusammenarbeit bei der Bewältigung des vom Menschen verursachten Klimanotstands. Es erleichtert den Dialog zwischen den Generationen, fördert die Rolle von Religion und Spiritualität in der Klimabewegung und setzt sich für langfristige, ganzheitliche Lösungen zum Schutz der Erde und ihres Klimas ein.

„Dieser Gipfel ist eine historische Gelegenheit für uns religiöse und spirituelle Führer, zu handeln, wie es der große indigene Lakota-Häuptling Sitting Bull in seiner grenzenlosen Weisheit sagte: ‚Lasst uns unsere Herzen, Gemüter und den Geist zusammensetzen, um zu sehen, was für ein Leben wir unseren Kindern geben werden.“

Großmutter Mona Polacca, Indigene Führerin vom Indianerstamm am Fluss Colorado

Der Pavillon bietet eine einzigartige Gelegenheit für ein glaubensbasiertes Engagement mit wichtigen Interessenvertretern, darunter politischen Delegationen, Entscheidungsträgern, Verhandlungsführern und Wirtschaftsführern, um schnelle und wirksame Klimaschutzmaßnahmen sicherzustellen.

Rabbiner aus Jerusalem auf dem Gipfel

Rabbi Jonatan Neril ist aus Israel angereist. Neril ist Gründer und Direktor des ICSD. Dieses interreligiöse Zentrum ist global vernetzt. Es mobilisiert Glaubensgemeinschaften für eine nachhaltige Zukunft. In Israel und weltweit fördert es interreligiöse „grüne“ Glaubensinitiativen und „grüne Religionserziehung“. um das Umweltbewusstsein zu schärfen.

Zu der Konferenz kommen jährlich diejenigen Staaten zusammen, die die UN-Klimarahmenkonvention von 1992, das Kyoto-Protokoll von 1997 und das Pariser Klimaabkommen von 2015 beschlossen haben. Auf der 28. UN-Weltklimakonferenz sind 196 Staaten und die EU vertreten.

Auf der Agenda stehen unter anderem die bisherige Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 und finanzielle Hilfen für den Globalen Süden, der besonders unter den Auswirkungen der Klimawandels zu leiden hat. Zum ersten Mal hatten am 12. Dezember 2015 in Paris 197 Staaten und die EU einen völkerrechtlich bindenden Vertrag beschlossen, um den Klimawandel zu bremsen und seine Auswirkungen einzudämmen. Das Pariser Klimaabkommen soll die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen, im Idealfall auf 1,5 Grad Celsius.

COP steht für „Conference of the Parties“ (Vertragsstaatenkonferenz). Der erste Weltklimagipfel (COP1) war 1995 in Berlin. Drei Jahre zuvor einigte sich die internationale Staatengemeinschaft in Rio de Janeiro auf die UN-Klimarahmenkonvention. 154 Staaten verpflichteten sich 1992 in Brasilien auf das Ziel, die Treibhausgasemissionen in einem Umfang abzusenken, dass eine „gefährliche anthropogene – durch den Menschen verursachte – Störung des Klimasystems abgewehrt wird“. Erstmals wurden 1997 in Japan völkerrechtlich verbindliche Emissionswerte im sogenannten Kyoto-Protokoll bei der COP3 festgesetzt.

Kritik am Gastgeberland

Den Vorsitz der COP28-Konferenz hat der emiratische Industrieminister Sultan Ahmad Dschaber übernommen. Er ist auch Minister für Fortschrittstechnologien und Geschäftsführer der Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). Diese Personalie und die damit verbundene Verquickung von wirtschaftlichen Interessen des Ölunternehmens und politischen Interessen der Klimakonferenz wurden bereits im Vorfeld von COP28 von Klimaaktivisten und Medien kritisiert.

Turnusmäßig organisieren auch Golfstaaten den Klimagipfel, wobei die Vereinigten Emirate in der Vergangenheit Beschlüsse oft blockiert haben. Um Ergebnisse erreichen zu können, müssen auch Petroländer eingebunden werden, lautet die Argumentation der Befürworter Dubais als Gipfelort des COP28.

Trotz aller Kritik ist COP28 ein Meilenstein, da die Nationen im Rahmen einer globalen Bestandsaufnahme zum ersten Mal offiziell die Fortschritte seit dem Pariser Abkommen überprüfen. Der Klimanotstand ist da, aber auch die Hoffnung.

„Der Glaubenspavillon auf dem COP28 kommt in einem entscheidenen Moment, in dem das Hochfahren von Klimaaktion in allen Bereichen der Gesellschaft, das Auslöschen der Unwissenheit zum Klimawandel und das Erhöhen des Bewusstseins für Umweltthemen dringend notwendig geworden sind.“

Richter Mohamed Abdelsalam, Generalsekretär des Muslimischen Ältestenrates

Die Hoffnung ist groß, dass auf der Klimakonferenz COP28 eine Einigung über Maßnahmen erzielt wird, die darauf abzielen, den Anstieg der globalen Temperatur zu begrenzen und willens zu sein, sich den durch den Klimawandel weltweiten Auswirkungen zu widmen. Es bleibt zu hoffen, dass viele Delegierte und Entscheidungsträger ihren Weg auch in den Faith Pavilion finden werden, der an unsere Verantwortung für die Schöpfung und zukünftige Generationen appelliert. Wir haben nur diese eine Erde.

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8 Antworten

  1. Weltklimakonferenz ist Dubai: am falschen Ort. Die verheerenden Folgen durch den Temperaturanstieg sind bereits vielerorts deutlich zu spüren, außer in Deutschland.

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    1. Lieber Albert, in all diesem “ Chaos“ der Welt bringen Sie mich oftmals mit Ihren Kommentaren zum lachen.
      Liebe Grüße aus dem Herzensland.

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  2. Dieser Glaubenspavillon zeigt wie groß die Verwirrung der Menschen ist. Der allmächtige Gott, Jahwe ist der Schöpfer von allem und außer IHM gibt es keine anderen Götter. Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Dass die katholische Kirche an vorderster Front mit dabei ist, zeigt auch den Irrweg an. Die Bibel ist das Kursbuch auch für das Klima – alle menschlichen Versuche, dass Klima zu retten – sind zum Scheitern verurteilt.
    Lieber Gruß Martin

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    1. @Untertan
      Die Bibel ist das Kursbuch auch für das Klima – alle menschlichen Versuche, dass Klima zu retten – sind zum Scheitern verurteilt. Lieber Gruß Martin Da haben Sie Recht, denn diese Versuche sind völlig sinnlos: das Klima rettet sich von selbst.

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    2. Ich stimme zu, dass dies ein Irrweg ist. Der Glaubenspavillon soll in der Tat die Gleichheit der Religionen und ihrer Werte darstellen. Keiner ist über dem anderen. Damit verleugnet man, dass Jesus Christus allein die Tür zum Himmel ist.

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  3. Diese Weltklimakonferenz ist ein einziger Witz!
    Unsere Erde leidet seit Jahrzehnten und die größten CO2 Ausstoßer sprechen die Rechte und bejubeln sich selbst.
    Mit ihrem Getue verhöhnen sie G`TT.
    Frau Baerbock warf am 1. Klima-Tag 100 Millionen in den Topf. Die sollte sich erstmal mit dem Vizekanzler
    um Werte in der BRD kümmern. Das Ziel ist nicht erreicht.
    Shalom aus Israel.
    OT: ich weiß nicht, ob Redaktion diesen Anhang veröffentlicht. Ich war vor ein paar Jahren mit einer
    Expedition in der Arktis. Damals wurden uns in Grönland, Spitzbergen, bereits die Schäden gezeigt und
    heute ist alles noch viel schlimmer geworden.
    Die Erde braucht uns Menschen nicht, wir brauchen die Erde.

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  4. Dass sich die Erde erwärmt ist ein Fakt. Behauptung, finde ich, ist jedoch, dass daran der Mensch mit Industrie, Raumfahrt, Luftfahrt, Verkehr usw., der Mensch die Ursache dazu sein soll. 1,5 Grad Celsius ist die (willkürlich) festgelegte Grenze. Dazu werden dann Rechnungen und Prognosen vorgestellt, welch gravierende Folgen dies für die gesamte Erde bedeuten soll. Klima neutrale Raketen, Bomben und Granaten sind noch nicht erfunden. Panzer jedoch brauch noch immer Diesel, und das nicht zu wenig. Alle Fahrzeuge sollen alle elektrisch fahren.
    Nicht erwähnt werden dabei die zahlreichen Kriege in der Welt, welche auch ihren Beitrag an CO2 beisteuern. Solaranlagen, Windkraft, grüner Wasserstoff aus Afrika und sonst wo, sollen die Welt vor dem Kollaps retten. Das Klima ist zur Religion geworden. Die meist jungen Leute kleben sich auf die Straße und müssen mühevoll wieder von der Polizei entfernt werden. Und alle Welt, auch ISRAEL bohrt nach Erdgas und Erdöl.
    Heute finden die Archäologen in 80 Metern Tiefe im Meer, menschliche Überreste, und 20.000 Tausend neu entdeckte Unterwasservulkane, sollen weniger CO2 ausstoßen als die Autos. Wer kann das wohl glauben? Ich nicht!!
    Ausgeklammert wird der allmächtige Gott, der alle Dinge lenkt!

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