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Juden feiern Sigd-Fest

Für äthiopische Juden gehört das Sigd-Fest zum Brauchtum. Mittlerweile ist es auch in Israel etabliert. Einen Rabbiner inspiriert seine ursprüngliche Unkenntnis darüber zu einem besonderen Kurs.
Seit 2008 ist das Sigd-Fest ein offizieller israelischer Feiertag

JERUSALEM (inn) – Juden aus Äthiopien begehen am 29. Tag des jüdischen Monats Cheschwan das Sigd-Fest. Je nach Tradition wird es auf das 6. oder auch auf das 15. Jahrhundert zurückgeführt. Das amharische Wort bedeutet „Niederwerfung“ oder „Anbetung“. In diesem Jahr beginnt das Fest am Mittwochabend.

Der erste Teil ist von Ernst geprägt, danach wird das Sigd-Fest fröhlich. Bereits als die äthiopischen Juden noch in Afrika lebten, begann es als Fastentag. Im Laufe des Tages bestiegen die Gläubigen in einer Prozession den Gipfel eines Berges und trugen die äthiopische Tora mit sich. Dann rezitierten sie Gebete, Psalmen und Verse aus dem Buch Nehemia. Mit dieser Zeremonie gedachten sie des Empfangs der Tora auf dem Berg Sinai.

Beim Abstieg wurde schließlich das Fasten gebrochen. Die Juden musizierten, sangen und tanzten. Diese Zweiteilung zwischen Fasten und Festfreude haben die Äthiopier in Israel beibehalten.

Armeevorbereitung mit Lektionen zum äthiopischen Erbe

Indirekt durch das Sigd-Fest inspiriert ist ein neuer Vorbereitungskurs für den israelischen Wehrdienst (Mechina). Er richtet sich speziell an Juden äthiopischer Abstammung und trägt die hebräische Bezeichnung „Derech Avot“ (Weg der Väter). Der Kurs kombiniert die militärische Vorbereitung mit Studien zum Erbe der äthiopischen Judenheit, wie die „Jerusalem Post“ berichtet.

Leiter ist der Rabbiner Lior Nagesa. Derzeit nehmen 31 jugendliche Kinder von Einwanderern aus Äthiopien an dem Kurs teil, die sich auf den Militärdienst vorbereiten. „Die Mechina wurde infolge einer Identitätskrise in der zweiten Generation der Einwanderer aus Äthiopien eingerichtet“, sagt Nagesa. Einerseits sei diese Generation nicht verbunden mit dem Erbe ihrer Vorfahren und wolle Teil der israelischen Gesellschaft sein. Andererseits hätten viele die Empfindung, dass die Gesellschaft sie nicht akzeptiere.

Er selbst habe eine solche Identitätskrise erlebt, als er in einem Offizierskurs vom Sigd-Fest erzählen sollte: „Ich wusste nicht viel. Dann erinnerte ich mich an die Geschichte der Alija meiner Mutter.“ Sie sei anderthalb Jahre in äthiopischer Haft gewesen, weil sie versucht hatte, nach Israel einzuwandern. Positive Reaktionen der Kameraden auf die Geschichte seiner Mutter hätten ihn dazu gebracht, dass er mehr über seine Wurzeln erfahren wollte, ergänzte der Rabbiner.

Proteste nach Tod eines äthiopischen Jugendlichen ausschlaggebend

Ein Wendepunkt waren für Nagesa schließlich 2019 die Proteste nach dem gewaltsamen Tod von Solomon Teka. Der 19-Jährige war von einem Polizisten außer Dienst erschossen worden, der einen Streit unter Jugendlichen schlichten wollte.

„Wir trafen uns, vier Freunde in verschiedenen Lebensphasen; alles Rabbiner und Kinder von Einwanderern aus Äthiopien, Erzieher, die mit unseren Wurzeln und mit der jüngeren Generation verbunden sind“, erzählt Nagesa. „Wir sprachen über die Identitätskrise und kamen zu dem Schluss, dass die richtige Plattform die Mechina vor der Armee ist. Sie gibt jungen Leuten Werte mit und bereitet sie auf den bedeutungsvollen Dienst bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften vor. Gleichzeitig betont sie unsere Wurzeln.“

Integration seit den 70er Jahren

Die Integration äthiopischer Juden begann Mitte der 1970er Jahre. 1975 erkannten Oberrabbinat und Staat die jüdischen Äthiopier offiziell als Juden an. Israel brachte dann ab Mitte der 1980er Jahre in mehreren Aktionen tausende äthiopischer Juden ins Land. Zum Teil waren sie vor der marxistischen Diktatur in den Sudan geflohen.

Am 30. Juni 2008 nahm die Knesset das Sigd-Fest als Feiertag der äthiopischen Juden offiziell auf. Im Jahr 2016 schaffte es eine äthiopische Kurzgeschichte, „Ein Traum auf Kosten der Ehre“ von Girma Mengistu, in den israelischen Lehrplan.

Die äthiopischen Juden nennen sich auch „Beta Israel“ (Haus Israel). Ein Sonderfall stellen die Falasch Mura dar: Dabei handelt es sich um äthiopische Juden, deren Vorfahren unter Zwang zum Christentum konvertiert sind. Im Jahr 2003 erkannte Israel diejenigen als Juden an, die mütterlicherseits jüdische Vorfahren belegen können.

Von: eh

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