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Letzter Kämpfer des Warschauer Ghettoaufstands gestorben

Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte er im Warschauer Ghetto gegen die deutschen Besatzer. Nun ist Leon Kopelman im Alter von 97 Jahren gestorben. Er war der letzte bekannte Überlebende des Aufstandes.
Ein Bild aus 70 Jahren Ehe: Leon Kopelman mit seiner Ehefrau Hava, die vor ein paar Monaten starb

JERUSALEM (inn) – Der letzte bekannte überlebende Kämpfer des Warschauer Ghettoaufstands, Leon Kopelman, ist tot. Er verstarb im Alter von 97 Jahren in Israel. Das berichten israelische Medien am Freitag.

Leon Kopelman wurde 1924 in Polen in eine wohlhabende Familie geboren. Als die Nazis das Land übernahmen, musste er zusammen mit seiner Mutter ins Warschauer Ghetto. Dort begann er, sich in der Jüdischen Kampforganisation (ZOB) zu engagieren. Diese hatte sich dem bewaffneten Widerstand gegen die Nazis verschrieben.

Im Jahr 2018 erschien in den Medien die Nachricht, Simcha Rotem und damit der letzte Kämpfer des Ghettoaufstands sei gestorben. Daraufhin meldete sich Kopelman und sagte, er habe auch zu den Widerstandskämpfern gehört. In einem Interview der Zeitung „Yediot Aharonot“ erzählte er: „Ich kämpfte im Warschauer Ghetto, nach dem Beginn der Aktionen, mit denen die Deutschen begannen, Juden zur Vernichtung zu bringen. 1942, als ich 18 und meine Mutter 40 Jahre alt war, wurde sie nach Treblinka verschleppt. Als ich eines Tages von der Arbeit für die Deutschen zurückkam, war sie verschwunden.“

Er und seine Mitstreiter begannen, deutsche Soldaten im Ghetto zu töten. Dies führte zu Kämpfen und der endgültigen Konfrontation im April 1943, als die Deutschen mit voller Wucht ins Ghetto eindrangen.

„Wir wollten nicht lebendig verbrannt werden“

„Als die große Aktion begann, waren ich und meine Freunde in einem Bunker“, erzählte er. „Die Deutschen zogen von Haus zu Haus und verkündeten über Lautsprecher, dass sie die Häuser niederbrennen würden und die Rebellen, die sich in Bunkern versteckten, sich ergeben sollten. Wir hatten keine andere Wahl. Wir wollten nicht lebendig verbrannt werden, also kamen wir heraus und ergaben uns.“

Nach der Ermordung der Mutter sollte auch Kopelman nach Treblinka deportiert werden, aber er konnte sich in einen Arbeitseinsatz retten. Einige Männer aus dem Transport wurden zur Arbeit als Mechaniker in einer Warschauer Werkstatt geschickt. Kopelman erzählte die Lüge, dass er Erfahrung mit solchen Arbeiten habe. Dadurch konnte er überleben.

Nach einigen Monaten kam er in ein Gefängnis, wurde aber im September 1944 von polnischen Widerstandskämpfern befreit und schloss sich deren Bemühungen gegen die Deutschen an. Später wurde er erneut gefangen genommen. Erneut konnte er entkommen und blieb bis zur Ankunft der Roten Armee im Frühjahr 1945 in Freiheit.

Große Familie als Sieg gegen die Nazis

Nach dem Krieg benutzte Kopelman falsche Identitäten, um schließlich in Italien ein illegales Schiff nach Israel zu besteigen. Dort traf er seine Schwester und seinen Vater, die den Krieg überlebt hatten. Er schloss sich den entstehenden israelischen Streitkräften an und kämpfte 1948 im Unabhängigkeitskrieg. Kurz darauf lernte er seine Frau Hava kennen. Die beiden waren fast 70 Jahre verheiratet. Kopelman bezeichnete die große Familie, die er in den Jahren seit dem Krieg gegründet hatte, als seinen größten Sieg über die Nazis. Hava starb vor einigen Monaten. Das Paar hinterließ drei Kinder, neun Enkel und drei Urenkel.

Tausende Juden starben in Europas erstem städtischen Aufstand gegen die Nazis im Warschauer Ghetto. Die meisten wurden lebendig verbrannt. Fast alle anderen wurden anschließend in das KZ Treblinka deportiert.

Der Aufstand im Warschauer Ghetto war das größte Ereignis jüdischen Widerstands gegen die Nazis. In der jüdischen und israelischen Überlieferung ist es zu einem monumentalen Symbol geworden. Im Gegensatz zum Rest der Welt, der den Holocaust-Gedenktag am 27. Januar begeht, dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, richtet sich Israel nach dem jüdischen Datum des Aufstandes in Warschau – in diesem Jahr fiel er auf den 8. April. Der Gedenktag wird in Israel deshalb „Jom HaScho’ah WeHaG’vurah“ genannt (Tag des Holocaust und des Heldentums).

Von: Ulrich W. Sahm

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