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Diaspora-Ministerium sagt Zunahme von Antisemitismus voraus

Für 2021 stellt das israelische Diaspora-Ministerium eine düstere Prognose auf: Schon jetzt befeuert die Corona-Pandemie judendeindliche Verschwörungsmythen weltweit. Und es könnte noch schlimmer werden.
In einigen europäischen Hauptstädten birgt das Tragen einer Kippa bereits ein Risiko (Symbolbild)

JERUSALEM (inn) – Das israelische Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten befürchtet für dieses Jahr eine weltweite Zunahme judenfeindlicher Hetze und Übergriffe. Das geht aus dem Antisemitismusbericht des Ministeriums für 2020 hervor, der am Sonntag veröffentlicht wurde. Grund für die steigende Zahl antisemitischer Inhalte seien Verschwörungstheorien rund um die COVID-19-Pandemie. Etwa die Vorstellung, Juden würden das Virus verbreiten, um das Chaos zur Errichtung einer „Neuen Weltordnung“ zu nutzen.

Die Verbreitung von Antisemitismus in Internet habe 2020 enorm zugenommen. Befeuert wurde dies von einer offenbar iranischen Kampagne unter dem Twitter-Hashtag „COVID48“. Dieser sei 250.000-mal geteilt worden. Es ist eine Anspielung auf das Gründungsjahr des jüdischen Staats, 1948. Der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, verwendete den Hashtag selbst.

Soziale Medien greifen etwas mehr durch

Diaspora-Ministerin Omer Jankelewitsch kommentiert den Report: „Seit tausenden von Jahren dient das jüdische Volk als Sündenbock für alle Kranken auf der Welt. Leider hat der Antisemitismus auch die aktuelle Epidemie nicht verpasst. In der Vergangenheit hat dieses Phänomen die Tötung ganzer jüdischer Gemeinden verursacht. Heute wird es recycelt und gewinnt in den sozialen Medien sogar an Dynamik.“

Auf den großen Internetplattformen sei jedoch ein Rückgang judenfeindlicher Inhalte zu beobachten. Bei Twitter beispielsweise schwanden diese zwischen 2018 und 2020 um rund 50 Prozent. „Obwohl Soziale Medien viel mehr tun können“, zeige deren inzwischen konsequenteres Vorgehen Wirkung. Die extremsten Nutzer seien auf weniger regulierte Plattformen abgewandert, die ein „Paradies“ für Neonazis darstellten.

In EU „institutionelle Bedrohung“ des Judentums

Der Bericht zitiert eine Umfrage des Amerikanisch-Jüdischen Komitees. Ihr zufolge gaben 82 Prozent der amerikanischen Juden an, dass der Antisemitismus in den USA in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe. Zudem verweist das Papier auf rechtsextremen Judenhass in Deutschland. Zwischen 2017 und 2020 seien 380 Verfahren gegen Rechtsextreme in den Reihen der Polizei eröffnet worden.

Des Weiteren bestehe „erstmals seit dem Holocaust eine institutionelle Bedrohung für die jüdische Religionsfreiheit in Europa“. Gemeint ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Dezember, das der belgischen Region Flandern das Verbot von Schächtungen erlaubte. Somit steht es europäischen Staaten grundsätzlich frei, ein solches Gesetz einzuführen. Dadurch werde Herstellung von koscherem Fleisch unmöglich. Das Diaspora-Ministerium schlussfolgert: „Das Urteil stellt einen gefährlichen Präzedenzfall dar und wirft Bedenken auf hinsichtlich zusätzlicher Beschränkungen wie des Verbots der Beschneidung von Jungen.“

Das Papier führt jedoch auch positive Entwicklungen an: „In der Ukraine wird dem Thema Antisemitismus mehr Aufmerksamkeit geschenkt als in der Vergangenheit. Staats- und Regierungschef verurteilen das Phänomen konsequent und entschieden.“ Gemeint sind der Präsident Wolodimir Selenskij und Ministerpräsident Denis Schmichal. Selenskij ist selbst Jude und seit 2019 im Amt. Zudem hätten im Zuge der Normalisierung drei mehrheitlich muslimische Länder die internationale Antsemitismusdefinition angenommen. Darunter ist mit Bahrain erstmals ein arabischer Staat.

Von: tk

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