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Julius von Jan als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt

Wer in der Zeit des Nationalsozialismus für Juden eintrat, riskierte Leib und Leben. Das zeigt die Biographie des Pfarrers Julius von Jan. Nun hat er posthum die israelische Ehrung „Gerechter unter den Völkern“ erhalten.
Ehrung unter Corona-Bedingungen: Botschafter Issacharoff (r.) mit Richard von Jan, Julius von Jans Sohn

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat den schwäbischen Pfarrer Julius von Jan (1897–1964) posthum mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet. Die Feierstunde fand am Dienstag in der israelischen Botschaft in Berlin statt. Botschafter Jeremy Issacharoff überreichte dem Sohn des Geehrten, Richard von Jan, die Urkunde und die Medaille.

Von Jan hatte in einer Predigt zum Bußtag in Oberlenningen am 16. November 1938 – eine Woche nach der Pogromnacht – das gewaltsame Vorgehen gegen Juden auf das Schärfste verurteilt. Er kritisierte des Niederbrennen der Synagogen, den Eigentumsraub und die Verschleppung in Konzentrationslager.

Haft und Ostfront

Am 25. November misshandelten ihn SA-Männer, nachdem er das Thema in einer weiteren Predigt erneut angesprochen hatte. Er kam nach Stuttgart in Untersuchungshaft. Nach seiner Ausweisung aus Württemberg und Hohenzollern fand er im März 1939 zunächst Zuflucht in Bayern. Ein Sondergericht in Stuttgart verurteilte ihn zu 16 Monaten Haft, von denen er 5 in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech absaß. Die Kirchenleitung suspendierte ihn.

1943 wurde er in einer Strafkompanie an die Ostfront geschickt. Wegen einer Gelbsucht-Erkrankung kehrte er nach vier Monaten zurück. Gegen Kriegsende internierte ihn das amerikanische Militär kurzzeitig. Danach wirkte er bis 1949 erneut in Oberlenningen, von 1949 bis 1958 übernahm er eine Pfarrstelle in Zuffenhausen. Seinen Ruhestand verbrachte er in der Evangelischen Brüdergemeinde in Korntal.

Issacharoff: Leuchtendes Beispiel

Botschafter Issacharoff würdigte von Jans Einsatz als „leuchtendes Beispiel für Integrität“. Als Mann Gottes habe er Juden in der dunkelsten Zeit ihrer Geschichte zur Seite gestanden: „Er ergriff das Wort, gleich nachdem die Synagogen niedergebrannt und jüdische Geschäfte im ganzen Land verwüstet und geplündert worden waren. Er tat, was jeder humane Mensch hätte tun sollen, und doch war er nur die Ausnahme. Deshalb ehren wir ihn heute, indem wir ihm den Titel ‚Gerechter unter den Völkern‘ verleihen.“

Die Ehrung vergibt Yad Vashem seit 1963 an Nichtjuden, die sich für das Leben von Juden in der Zeit des Holocaust eingesetzt haben. Der Ausdruck „Gerechter unter den Völkern“ stammt aus dem Talmud. Bislang hat Yad Vashem mehr als 27.700 Personen geehrt. Die meisten stammen aus Polen (rund 7.100), aus Deutschland kommen etwa 640. Die Gedenkstätte merkt an, dass diese Zahlen nur auf die belegten Fälle von Judenrettung hinweisen.

Von: df

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