Ultra-Orthodoxe,
National-Religiöse, Säkulare
Bild: Die Kopfbedeckung Kippa tragen gläubige und säkulare Juden
Seit der Staatsgründung wird die jüdische Bevölkerung des modernen Israel in mindestens drei Strömungen geteilt: Die Haredim, die Gottesfürchtigen, die im Deutschen meist als ultra-orthodox bezeichnet werden; die Datiim-le‘umim, die Nationalreligiösen, sowie die Chilonim, die nicht-religiösen Juden, von denen sich manche als jüdische Säkulare und andere als Anhänger einer säkularen jüdischen Kultur bezeichnen.
Häufig lassen sich diese Menschen allein anhand ihrer Kleidung einordnen: Die Männer der Haredim haben Schläfenlocken, tragen schwarze Kippot oder Hüte, eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Die Frauen sind häufig in dezenten Farben, aber einfarbig, gekleidet. Dabei reichen die Röcke der Mädchen über das Knie, verheiratete Frauen tragen eine Kopfbedeckung. Auch die Frauen der Nationalreligiösen tragen Röcke und nach der Heirat eine Kopfbedeckung. Allerdings sind diese deutlich anders gebunden und meist sehr farbenfroh. Die Kleidung der Männer ist nur anhand der bunten Häkelkippas in unterschiedlichsten Größen und der biblisch gebotenen Schaufäden vom säkularen beziehungsweise im Westen üblichen Kleidungsstil zu unterscheiden. Im Gegensatz zur Schulbildung der Haredim, die vor allem das Studium jüdischer Schriften enthält, unterscheidet sich der Lehrplan der Nationalreligiösen kaum von dem der anderen staatlichen Schulen.
Beide Gruppierungen halten die von der jüdischen Tradition festgelegten 613 Gebote, essen koscher und halten den Schabbat. Weil sich ihre theologischen und auch die alltäglichen Überzeugungen voneinander unterscheiden, haben sie nicht allzu viele Berührungspunkte. Die Haredim sind in zahlreiche Strömungen gegliedert und versuchen, sich von allen modernen Einflüssen fernzuhalten. Sowohl in den Gottesdiensten als auch im Alltag praktizieren sie eine rigorose Geschlechtertrennung. Oft ist die Zugehörigkeit zu ihren Rabbinern, an deren Vorgaben sie sich streng halten, anhand der Form ihrer Hüte oder Strümpfe zu erkennen.
Zwar werden die Chilonim oft als säkular bezeichnet. Doch dieser Begriff muss anders definiert werden als in Europa, denn viele von ihnen sind sich ihrer jüdischen Herkunft sehr bewusst. Sie feiern die Feste und haben durch die staatliche Schulbildung auch eine große Bibelkenntnis. Zwischen den Chilonim und den Nationalreligiösen stehen die Reformjuden beziehungsweise die Massortim, die Traditionellen – sie tragen nicht unbedingt eine Kippa, haben aber eine koschere Küche und auch sonst ist ihnen das Judentum sehr wichtig. Frauen als Rabbinerinnen sind bei ihnen teilweise zugelassen und Ehen zwischen Juden und Nichtjuden überwiegend zwar nicht erlaubt, sie dürfen aber gesegnet werden. In den vergangenen Jahren wurden die Grenzen zwischen diesen Gruppierungen fließender. Einer Umfrage des Instituts für Jüdische Politik JPPI zufolge bezeichneten sich noch 2013 nur 3,9 Prozent der israelischen Juden als Reformjuden. 2018 waren es 12 Prozent.
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Israelnetz/mh