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Schulen und Universitäten bleiben geschlossen

Seit Donnerstagabend ist in Israel die nächste Runde der Maßnahmen gegen das Coronavirus in Kraft. Diese wirken sich auch auf den politischen Betrieb aus. Doch manche Maßnahmen wirken nur auf den ersten Blick sinnvoll.
Vorkehrung gegen Corona: Menschen mit Schutzmasken sind überall zu sehen

JERUSALEM (inn) – Die israelische Regierung hat weitere scharfe Maßnahmen ergriffen, „damit Israel nicht wie China, Südkorea oder Italien wird“. Am Donnerstagabend verkündete Premierminister Benjamin Netanjahu im Fernsehen zur besten Sendezeit den „bislang dramatischsten“ Schritt, nämlich eine Schließung fast aller Erziehungseinrichtungen.

Das bedeutet, dass jetzt über zwei Millionen Kinder von ihren Eltern behütet werden müssen. Diese können deshalb auch nicht zur Arbeit gehen. Für Einrichtungen wie Kindergärten oder Sonderschulen gilt diese Vorgabe noch nicht; die Regierung kündigte hierzu eine gesonderte Entscheidung an.

Netanjahu sagte weiter, das Land befinde sich „mitten in einem globalen Ereignis, dem nichts in der Geschichte des Staates gleicht“. Die Corona-Krise könne die Dimension der Spanischen Grippe von 1918 annehmen. Schätzungen zufolge waren damals rund ein Viertel der Weltbevölkerung infiziert, 17 Millionen Menschen starben an dem Virus.

Luftweg gesperrt

Angesichts der aktuellen Lage gilt es, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zu diesem Zweck ist das Land seit Donnerstagabend faktisch von der Außenwelt abgesperrt. Israelische Fluggesellschaften, darunter die El Al, brechen zusammen. Hunderte Piloten wurden in den „unbezahlten Urlaub“ geschickt, nachdem fast alle Auslandsflüge gestrichen wurden. Auch andere Fluggesellschaften haben fast alle Flüge von und nach Israel gestrichen.

Neben der Einschränkung im Flugbetrieb wirkt sich die Corona-Krise auch auf die Landwege aus. Die Übergänge nach Jordanien und Ägypten sind geschlossen. Das gilt auch für die Kontrollpunkte in die Gebiete der Palästinensischen Autonomiebehörde und speziell nach Bethlehem. Das wiederum bedeutet, dass in Israel mangels Gastarbeitern die Bautätigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Mangels Touristen mussten inzwischen etwa 100 Hotels schließen.

Einschränkungen im Leben

Gleichwohl hat die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infizierten erst am Mittwoch die Marke 100 überschritten. Hochgerechnet auf die Bevölkerungsgröße verzeichnet Deutschland dreimal mehr Fälle. Am Donnerstagabend sind allerdings 20 neue Fälle hinzugekommen, so dass nun mehr als 125 bekannt sind. Unter den neuen Fällen befindet sich auch ein sechs Monate altes Baby.

Ein Grund für die vergleichsweise geringe Infektionsrate ist, dass das Gesundheitsministerium für zehntausende Israelis eine zweiwöchige Heimquarantäne angeordnet hatte. Die Maßgabe gilt für alle, bei denen auch nur der geringste Verdacht auf Ansteckung vorliegt, etwa wenn jemand Urlaub in einem Land mit vielen Infizierten gemacht hat. Touristen aus dem Ausland dürfen nur noch in Ausnahmefällen einreisen und müssen nachweisen, dass sie sich erst einmal zwei Wochen lang in einem Privatheim in die Isolation begeben können.

Tausende Israelis müssen auch einen Weg finden, durch einen „unbezahlten Urlaub“ zu kommen, da die Arbeitgeber selber vor dem Ruin stehen, wenn ihre Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Fast jeder in Israel ist betroffen, zumal auch Hochzeiten abgesagt werden und sportliche Veranstaltungen wie Fußballspiele ohnehin.

Vereidigung in Abschnitten

Die Hebräische Universität in Jerusalem hat den Semesterbeginn am 15. März um eine Woche verschoben. In einer Mitteilung vom Donnerstag hieß es zudem, sämtliche Kurse des Semesters fänden ausschließlich online statt.

Die am Montag geplante Vereidigung in der Knesset soll in drei Runden zu je 40 Abgeordneten stattfinden. Dahinter steckt die Weisung, dass sich nicht mehr als 100 Menschen in einem Raum versammeln dürfen. Die Zuschauerränge sollen leer bleiben und nur einzelne Journalisten zugelassen werden.

Der Sperrbereich hinter dem Sitz soll Busfahrer vor Infektionen schützen Foto: Israelnetz/mh
Der Sperrbereich hinter dem Sitz soll Busfahrer vor Infektionen schützen

Manche Anweisungen klingen vielleicht logisch, wirken aber dennoch etwas absurd: Um die Fahrer der Stadtbusse zu schützen, ist es verboten, auf den Bänken hinter und neben dem Fahrer zu sitzen. Der Bereich ist mit rot-weißen Absperrbändern versiegelt. An den Bändern hängt ein Zettel in bestem Hebräisch, dass es gemäß dem Gesundheitsministerium verboten sei, dort zu sitzen. Das wirkt ziemlich unlogisch, denn Dutzende Menschen können den Busfahrer anhusten oder bespucken, wenn sie ihre elektronischen Karten neben ihm in die Maschine stecken, um den Fahrschein zu lösen.

Von: Ulrich W. Sahm / df

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