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Ein besonderes Geschenk von Gott

An Schawuot feiern Juden das Wort Gottes und die ersten Früchte. Dank für die Schöpfung spielt ebenfalls eine Rolle. Im Mittelpunkt der Schriftlesung in den Synagogen steht eine Konvertitin.
An Schawuot danken Juden Gott unter anderem für die ersten Früchte des Jahres

„Ich glaube, dass die Bibel das beste Geschenk ist, das Gott den Menschen jemals gegeben hat.“ Diesen Satz des 16. US-Präsidenten Abraham Lincoln zitiert die jüdische Webseite „Aish.com“ im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Wochenfest Schawuot. Denn es erinnert an die Gabe der Tora am Berg Sinai. Nach der jüdischen Überlieferung hatte Gott sie zuvor der gesamten Menschheit angeboten. Doch die anderen Völker verweigerten die Annahme. „Sie waren nicht bereit, von ihren Geboten gebunden oder von ihren Werten geführt zu werden“, merkt „Aish“ an.

Dabei betont das Portal die Vorzüge der Tora: „Kein anderes Gesetzbuch vermischt so künstlerisch Gesetze mit Geschichten, Regeln und Richtlinien mit den Leben historischer Persönlichkeiten.“ Der kraftvolle Einfluss der Tora liege in der Stärke der Beispiele der „Giganten unserer Vergangenheit“. „Die Erzählungen der Tora sind die notwendigen Illustrationen für die Möglichkeit ihrer Erfüllung.“

Biblische Anweisungen zum Fest

Die Bibel gebietet zu Schawuot: „Das Wochenfest sollst du halten mit den Erstlingen der Weizenernte und das Fest der Lese, wenn das Jahr um ist.“ (2. Mose 34,22). Wenn die Bauern in Israel beginnen, den Weizen zu ernten, sollen die Juden also dieses Fest feiern. Auf Hebräisch heißt es „Chag HaSchawuot“ (Fest der Wochen). Der Name weist darauf hin, dass dieses Fest sieben Wochen nach Pessach begangen wird – am 6. und 7. Tag des Monats Siwan. Das ebenfalls genannte Fest der Lese ist im Herbst das Laubhüttenfest „Sukkot“.

Schawuot ist neben Pessach und Sukkot das dritte große Wallfahrtsfest. Dazu ist in 5. Mose 16,16–17 zu lesen: „Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist bei dir, vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an der Stätte, die der HERR erwählen wird: zum Fest der Ungesäuerten Brote, zum Wochenfest und zum Laubhüttenfest. Man soll aber nicht mit leeren Händen vor dem HERRN erscheinen, sondern ein jeder mit dem, was er zu geben vermag, nach dem Segen, den dir der HERR, dein Gott, gegeben hat.“

Die Bibel betont ferner, dass Juden an Schawuot keine Arbeit verrichten sollen – sie stellt das Fest in direkten Zusammenhang mit dem wöchentlichen Ruhetag Schabbat: „Am siebenten Tag aber soll heilige Versammlung sein; da sollt ihr keine Dienstarbeit tun. Und am Tag der Erstlinge, wenn ihr das neue Speisopfer dem HERRN opfert, an eurem Wochenfest, soll heilige Versammlung sein; da sollt ihr keine Dienstarbeit tun.“ (4. Mose 28,25f.) In diesem Jahr beginnt das Fest am Abend des 19. Mai.

Den Schöpfer preisen

Eine biblische Bezeichnung lautet „Chag HaKatzir“ (Fest des Erntens), ein weiterer Name ist „Chag HaBikurim“ (Fest der ersten Früchte). Am Schawuot-Fest danken Juden ihrem Gott für die ersten Früchte, die sie in diesem Jahr ernten durften. An den landwirtschaftlichen Bezug erinnert bis heute der Brauch, die Synagogen mit Blumen und frischem Grün zu schmücken.

Die israelische Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ schreibt dazu, das Grün lehre eine geistliche und eine ethische Lektion. „Geistlich erinnert es uns daran, dass die Segnungen der Welt, die von Gott kommen, ein Hauptgrund sind, um den Schöpfer zu preisen. Vom ethischen Standpunkt her erinnert es uns daran, dass die wertvollen Gaben der Natur gefährdet und aufs Spiel gesetzt werden, wenn wir in unserer Generation es nicht schaffen, sie wertzuschätzen und zu kultivieren.“

Nächtliches Torastudium

Weil sie dankbar sind für die kostbare Tora, studieren viele orthodoxe Juden während der ersten Nacht des zweitägigen Festes Gottes Wort. Eine Erklärung dafür lautet, das Volk Israel habe geschlafen, als Gott ihm am Morgen des 6. Tages des jüdischen Monats Siwan die Tora geben wollte. Diese Versäumnis solle durch das nächtliche Bibelstudium korrigiert werden.

Schawuot ist mit seinen zwei Tagen kürzer als die beiden anderen Wallfahrtsfeste, die jeweils eine Woche währen. Dazu merkte der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev Anfang Mai in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ an: „Einer der Gründe, warum Schawuot nicht wie Pessach oder Sukkot eine Woche dauert, ist, dass das Getreide in der Zeit des Schawuotfestes reift und geschnitten werden muss.“

So erkläre sich auch der Brauch, warum das Buch Ruth ausgerechnet an diesem Fest gelesen wird, schrieb Rabbi Babaev weiter. „Es war nämlich die Zeit um Schawuot, als die mittellose Ruth auf Geheiß ihrer Schwiegermutter auf dem Feld von Boas die Nachlese mit anderen Armen sammelte. Dort wurde Boas auf sie aufmerksam und heiratete sie schließlich.“ Der berühmte Urenkel des Paares, König David, kam nach der Überlieferung am Schawuotfest auf die Welt kam und starb 70 Jahre später auch an einem Schawuotfest. Die Moabiterin Ruth hatte den jüdischen Glauben angenommen. Eine weitere Erklärung für die Verbindung zum Buch Ruth lautet deshalb, das Volk Israel sei mit der Annahme der Tora am Sinai geschlossen zum Judentum übergetreten.

Am Fest essen Juden traditionell Milchprodukte, dazu gehört der Käsekuchen. Im biblischen Hohenlied (4,11) heißt es: „Von deinen Lippen, meine Braut, träufelt Honigseim. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon.“ Jüdische Ausleger beziehen dies auf die Tora. Der Zahlenwert des hebräischen Wortes für „Milch“, „Chalaw“, ist 40. Dies erinnert an die 40 Tage und Nächte, die Mose auf dem Sinai verbrachte, bevor er dem Volk die Gebote übergeben konnte. Ferner ist überliefert, dass die Juden am Sinai alle Gebote und damit auch die Speisegesetze auf einmal erhielten. Da die Trennung von Fleisch und Milch für sie neu war, aßen sie vorsichtshalber anfangs nur Milchspeisen.

Dieses Jahr: Zeitgleich mit Pfingsten

Auch im Neuen Testament spielt das Wochenfest eine wichtige Rolle. Sieben Wochen nach dem Passahfest hatten sich zahlreiche Juden aus vielen Ländern in Jerusalem versammelt, um Schawuot zu feiern. Deshalb hatte Petrus bei seiner Pfingstpredigt (Apostelgeschichte 2) so viele Zuhörer – und eine große Zahl von ihnen ließ sich taufen, nachdem sie das Evangelium in einer für sie verständlichen Sprache gehört hatten. Demnach danken auch Christen an Pfingsten in gewisser Weise für Gottes Wort, das sie wie die Juden als besonderes Geschenk betrachten. In diesem Jahr fallen die beiden Feste zusammen. Muslime begehen zudem die ersten Tage ihres Fastenmonats Ramadan.

Von: Elisabeth Hausen

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